Seit mehreren Wochen nehmen in der Türkei Infektionen mit SARS-CoV-2 zu. Besonders betroffen sind unter anderem die Großstädte Ankara und Istanbul. Aber auch in anderen Regionen könnte das Gesundheitssystem schnell an seine Grenzen kommen, warnen türkische Mediziner.

Mehr aktuelle Informationen zum Coronavirus finden Sie hier

Nachdem sich der Verlauf der SARS-CoV-2-Pandemie über den Sommer abgeschwächt hatte, nehmen auch in der Türkei die Infektionszahlen tendenziell zu. Mediziner drängen die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan angesichts der andauernden Pandemie dazu, das Gesundheitssystem deutlich auszubauen.

Das Infektionsgeschehen hatte im April seinen Höhepunkt mit mehr als 5.000 gemeldeten Ansteckungen an einem Tag. Im Sommer sank die Zahl deutlich unter 1.000, seit Anfang August werden wieder mehr Infektionen registriert.

Coronavirus in der Türkei: Aktuelle Infektionszahlen vergleichbar mit Deutschland

Nach den Angaben des türkischen Gesundheitsministeriums lag die Zahl der täglichen Neuinfektionen in der vergangenen Woche bei durchschnittlich rund 1.650. Das ist vergleichbar mit den aktuellen Fallzahlen in Deutschland. Doch während das Gesundheitssystem hierzulande laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auch im Falle einer zweiten Corona-Welle gut aufgestellt ist, schlagen türkische Mediziner Alarm.

Aufmerksamkeit hat vor wenigen Wochen etwa ein Tweet von Mustafa Cankurtaran, Professor an der Universitätsklinik Hacettepe erregt, in welchem er Ankara als das neue Wuhan bezeichnete. In der chinesischen Stadt hatte die Pandemie ihren Anfang genommen und die örtlichen Krankenhäuser schnell überlastet. Cankurtaran forderte die türkische Regierung dringend dazu auf, für die Bereitstellung von mehr Kapazitäten für die Behandlung von Erkrankten zu sorgen.

Regionen sind unterschiedlich aufgestellt

Von den aktuell mit SARS-CoV-2 infizierten Personen in der Türkei gelten 1.596 als schwer erkrankt. Nach Angaben des türkischen Gesundheitsministers Fahrettin Koca sind im gesamten Land die Krankenhausbetten zu 51 Prozent und Intensivplätze zu 68 Prozent belegt. Die verfügbaren Beatmungsgeräte sind zu 33 Prozent ausgelastet.

Doch die Situation ist in den verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich. Einige Krankenhäuser haben in den vergangenen Wochen einen Mangel an Schutzausrüstung und unzumutbar lange Arbeitszeiten für das medizinische Personal beklagt. In einzelnen Städten will die Regierung zügig neue Kliniken errichten oder die Kapazitäten bestehender Einrichtungen ausbauen.

Jens Spahn macht Hoffnung auf Corona-Tests für Zuhause

Corona-Tests für Zuhause könnten künftig auch zum Einsatz kommen. Man werde in den nächsten Wochen und Monaten immer mehr Ergänzungen der Testmöglichkeiten sehen, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch in Berlin nach Gesprächen mit den Gesundheitsministern der Länder (Foto: imago images/Metodi Popow).

Türkei gilt als Risikogebiet

Die deutsche Regierung stuft die Türkei weiterhin als Risikogebiet ein. Die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gilt für alle Regionen des Landes mit Ausnahme der Provinzen Aydin, Izmir und Mugla in der Ägäisregion sowie der Provinz Antalya in der Mittelmeerregion, wo viele auch bei deutschen Touristen beliebte Urlaubsorte liegen.

Nach den jüngsten Angaben der türkischen Regierung sind die Mittelmeer- und die Ägäisregion tatsächlich weniger stark von SARS-CoV-2 betroffen; das Gleiche gilt aber unter anderem auch für die Marmara- und die Schwarzmeerregion. Am höchsten sind die Infektionszahlen im westlichen Anatolien sowie in einzelnen Metropolen wie Ankara und Istanbul.

Verwendete Quellen:

  • Türkisches Gesundheitsministerium: COVID-19-Lageberichte
  • Auswärtiges Amt: Türkei: Reise- und Sicherheitshinweise
  • Hürriyet: İllere göre koronavirüs vaka sayısı
  • BBC Türkçe: 27 Eylül koronavirüs tablosu
  • Habertürk: Ankara'da koronavirüs vakaları neden katlandı?
Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "Einblick" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen.


JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.