RKI-Chef Lothar Wieler kann sich inzwischen die Abriegelung von Corona-Risikogebieten vorstellen. Indes kippen Gerichte das Beherbergungsverbot in mehreren Bundesländern. Alle Meldungen zur Corona-Pandemie vom 15. Oktober zum Nachlesen.
- 18:40 Uhr: Auch das Saarland kippt Beherbergungsverbot
- 16:49 Uhr: RKI-Chef Wieler: Abriegelung von Corona-Hotspots denkbar
- 15:36 Uhr: Gericht setzt Niedersachsens Beherbergungsverbot aus
- 11:24 Uhr: Maskenpflicht nach Hausnummer? Regeln sorgen in Hamburg für Verwirrung
- 10:02 Uhr: Bundespolizei ermahnte binnen eines Monats gut 71.000 Maskenverweigerer
Top-News: RKI-Chef Wieler: Abriegelung von Corona-Hotspots denkbar
16:49 Uhr: Zur Eindämmung der Corona-Pandemie schließt der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, eine Abriegelung von Risikogebieten nicht mehr aus. "Vor neun Monaten habe ich in einem ähnlichen Interview gesagt, dass ich mir das nicht vorstellen kann. Inzwischen kann ich mir vorstellen, dass solche Maßnahmen durchgeführt würden", sagte Wieler am Donnerstag dem Fernsehsender Phoenix. Zuvor hatte sein Institut den Rekordwert von 6.638 Neuinfektionen in Deutschland gemeldet.
"Wenn die Maßnahmen nicht verschärft werden, werden die Infektionszahlen weiter hochgehen", warnte der RKI-Chef und nannte eine Zahl von bis zu 10.000 Neuinfektionen täglich. Vor diesem Hintergrund warb er auch für die umstrittenen Beherbergungsverbote zur Einschränkung der Reiseaktivität: "Mobilität ist einer der Treiber dieser Pandemie."
Alle weiteren Corona-Meldungen des Tages im Überblick:
Auch Saarland kippt Beherbergungsverbot
18:40 Uhr: Auch das Saarland streicht das Beherbergungsverbot. Von diesem Freitag an entfällt damit für Reisende aus innerdeutschen Hotspots die Pflicht, bei der Übernachtung einen negativen Corona-Test vorzulegen, wie Regierungssprecher Alexander Zeyer am Donnerstag mitteilte. Die Landesregierung appelliere allerdings trotzdem an die Bürger, von nicht notwendigen Reisen abzusehen.
"Das Beherbergungsverbot ist überholt, da es aus jetziger Sicht nicht mehr dazu beiträgt, das Infektionsgeschehen positiv zu beeinflussen", begründete Ministerpräsident
Wegen Corona-Zahlen: Frankfurt bis 31. Oktober ohne Zuschauer
16:27 Uhr: Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt muss seine Heimspiele wegen stark gestiegener Corona-Zahlen bis 31. Oktober ohne Publikum austragen. Dies teilte die Stadt Frankfurt am Donnerstag mit. Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne) sagte zur Begründung: "Das ist jetzt der Weg, dass es bei solchen Infektionswerten keine Veranstaltungen mit Publikum mehr gibt. Wir kommen in dieser Situation nicht drum herum, wir können nicht ausscheren und Sonderwege gehen. Es tut mir verdammt leid."
Am Mittwoch betrug die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohnern an sieben aufeinanderfolgenden Tagen noch 70,9 und war damit nicht mehr weit entfernt von der höchsten Warnstufe des Landes Hessen. In den beiden Heimspielen gegen Bielefeld und Hoffenheim waren zuletzt Zuschauer erlaubt, gegen die TSG sogar 8.000. Von den Maßnahmen betroffen ist zunächst nur das Spiel gegen Werder Bremen am 31. Oktober, da die Eintracht zuvor Auswärtsspiele in Köln (18. Oktober) und beim FC Bayern (24. Oktober) bestreitet.
Gericht setzt Niedersachsens Beherbergungsverbot aus
15:40 Uhr: Das niedersächsische Oberverwaltungsgericht hat das Beherbergungsverbot des Landes für Reisende aus deutschen Corona-Hotspots in einem Eilverfahren für rechtswidrig erklärt. Der Beschluss sei unanfechtbar, teilte das Gericht am Donnerstag in Lüneburg mit. Geklagt hatte der Betreiber eines Ferienparks.
Die Beherbergungsbetriebe, beispielsweise Hotels und Pensionen, müssen sich "mit sofortiger Wirkung" nicht mehr an die entsprechende Verordnung halten, wie das Lüneburger Gericht mitteilte. Bis zu einer Entscheidung im Hauptsacheverfahren in der Sache könne es noch Monate dauern, sagte eine Sprecherin des Gerichts. Das Verbot war erlassen worden, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.
Zuvor waren bereits mehre andere Beherbergungsverbote gekippt worden (siehe Einträge von 14:07 Uhr und 12:45 Uhr).
Corona-Angst lässt Dax einknicken
15:18 Uhr: Die Notierungen am deutschen Aktienmarkt sind am Donnerstag unter der Last steigender Corona-Infektionen eingebrochen. Nach den strengeren Vorschriften in zahlreichen Ländern, darunter Deutschland, schließen Marktexperten inzwischen auch einen erneuten Lockdown in Europa nicht mehr aus.
Der Dax reagierte darauf am Donnerstag mit deutlichen Verlusten von zuletzt minus 2,92 Prozent auf 12.647,42 Zähler. Zeitweise war er knapp unter die Marke von 12.600 Punkten gefallen.
Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel verlor 1,99 Prozent auf 27.333,03 Punkte. Auch europaweit notierten die Börsen tief im Minus: Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone büßte 2,82 Prozent auf 3.181,08 Zähler ein. An der Wall Street zeichnete sich zuletzt ein ebenfalls schwächerer Auftakt ab.
Corona-Ausbruch bei Eishockeyteam in Weiden führt zu verschärften Maßnahmen
15:02 Uhr: Die bayerische Stadt Weiden ist durch seine Eishockey-Mannschaft "Blue Devils" zum Corona-Hotspot geworden. Das berichtet der Bayerische Rundfunk (BR). Mit 15 Infektionen ist fast die gesamte erste Mannschaft des Vereins von dem Ausbruch betroffen. Auch in den Nachwuchsmannschaften gebe es erste Fälle, berichtet der BR weiter. Die Mannschaften befinden sich in Quarantäne.
Die Ursache für die Infektionen sieht der Verein in gemeinsamen Fitnessstudio-Besuchen und privaten Feiern. Bei der Prüfung der Kontakte hätten mehrere Betroffene angegeben, mehrmals die Woche zusammen ohne Maske in einem Studio trainiert zu haben. Des Weiteren hätten sich Spieler in der ersten Trainingswoche zum besseren Kennenlernen auch privat getroffen.
Durch den Ausbruch hat Weiden den Sieben-Tage-Grenzwert von 50 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner überschritten. So gelten nun für die Oberpfälzer Stadt strengere Auflagen, beispielsweise eine Maskenpflicht in der Fußgängerzone. Die Blue Devils haben ihre Testspiele für die kommenden zwei Wochen abgesagt.
Sperrstunde in Frankfurt wird bis Ende Oktober verlängert
14:31 Uhr: Angesichts der anhaltend hohen Corona-Infektionszahlen in Frankfurt wird die seit der vergangenen Woche geltende Sperrstunde um 23 Uhr bis Ende Oktober verlängert. Das hat der Verwaltungsstab der Stadt am Donnerstag beschlossen.
Parallel zur Sperrstunde in Bars, Kneipen und Restaurants werde ein generelles Alkoholverkaufsverbot in der Zeit zwischen 23 Uhr und 6 Uhr morgens eingeführt, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) nach der Sitzung des Krisenstabs.
Familie aus NRW kippt Beherbergungsverbot in Baden-Württemberg - und fährt nach Gerichtserfolg in Urlaub
14:07 Uhr: Eine Familie, die per Eilantrag vor dem Verwaltungsgerichtshof in Baden-Württemberg das dortige Beherbergungsverbot gekippt hat, tritt nun ihren Urlaub im Kreis Ravensburg an. Das sagte die Anwältin der Familie, Elisabeth Rahe, der Deutschen Presse-Agentur. Die Familie sei bei dem Urlaub in einer Ferienwohnung unter sich und in keinem Hotel, betonte die Anwältin.
Die Antragsteller hatten laut Gericht für die Zeit vom 16. Oktober 2020 bis zum 23. Oktober 2020 einen Urlaub im Kreis Ravensburg gebucht. Am 10. Oktober 2020 wurde im Kreis Recklinghausen, in dem die Familie wohnt, der Neuinfektions-Wert von 50 überschritten. Damit gilt der Kreis seitdem als Risikogebiet.
Die Urlauber aus NRW argumentierten gegenüber dem Gericht unter anderem, die Vorlage eines negativen Corona-Tests diskriminiere Gäste aus Regionen mit schlechten Testkapazitäten und Familien. Sie hätten es nicht geschafft, ein Testergebnis innerhalb von weniger als 72 Stunden zu erlangen - wobei es nur 48 Stunden alt sein darf. Weiterhin müsse der Test privat bezahlt werden und belaste die Antragsteller mit ihren drei Kindern erheblich.
Leopoldina: Neue Corona-Regeln nicht ausreichend
13:52 Uhr: Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina sieht die neu aufgestellten Corona-Regelungen der Bund-Länder-Runde als unzureichend an.
"In den kommenden Tagen und Wochen kann die Eindämmung der Pandemie nur noch dann gelingen, wenn die Bundesländer verpflichtende und einheitliche Schutzmaßnahmen vereinbaren und durchsetzen", sagte der Präsident der Leopoldina, Gerald Haug, am Donnerstag in Halle.
Dazu gehöre, bereits ab 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tagen strengere Maßnahmen verpflichtend einzuführen. Bislang sei dies als Empfehlung formuliert.
Ziel sei, einen erneuten Lockdown zu verhindern. "Nur so wird das Vertrauen in die politischen Entscheidungen und die Einsicht in die Notwendigkeit der Maßnahmen gestärkt", teilte die Leopoldina mit.
Sachsen hebt Beherbergungsverbot in Corona-Pandemie auf
13:15 Uhr: Sachsen hebt das Beherbergungsverbot für Menschen aus Corona-Risikogebieten auf. Das kündigte die Regierung am Donnerstag nach einem Gespräch mit Landräten und Bürgermeistern aus dem Freistaat an. Die Regelung soll ab Samstag gelten.
WHO besorgt über Corona-Lage in Europa
13:11 Uhr: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich beunruhigt über die steigenden Corona-Infektionszahlen in Europa geäußert. Die Lage in Europa sei Anlass zu "großer Sorge", sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen steige ebenso wie die der Krankenhaus-Einweisungen.
Die durch das Virus ausgelöste Lungenkrankheit COVID-19 stehe inzwischen an fünfter Stelle der Todesursachen, die Schwelle von 1000 Todesfällen täglich sei überschritten.
Europaweit würden derzeit zwei- bis dreimal so viele Neuinfektionen pro Tag verzeichnet wie auf dem bisherigen Pandemie-Höhepunkt im April, sagte Kluge. Gleichzeitig gebe es im Vergleich zum April deutlich weniger Todesfälle.
Der WHO-Direktor begrüßte die verschärften Corona-Maßnahmen in weiten Teilen Europas. Diese seien richtig und notwendig, da das Virus sich derzeit vor allem in geschlossenen Räumen und bei Menschen weiterverbreite, die die Schutzvorschriften nicht ausreichend befolgten.
Gericht kippt Beherbergungsverbot in Baden-Württemberg
12:45 Uhr: Der Verwaltungsgerichtshof in Baden-Württemberg hat das dortige Beherbergungsverbot wegen Unverhältnismäßigkeit vorläufig außer Vollzug gesetzt. Nach einer am Donnerstag in Mannheim veröffentlichten Entscheidung zu einem Eilantrag greift das Beherbergungsverbot in unverhältnismäßiger Weise in das Grundrecht auf Freizügigkeit ein und ist daher voraussichtlich verfassungswidrig.
Maskenpflicht nach Hausnummer? Corona-Regeln sorgen in Hamburg für Verwirrung
11:24 Uhr: Die wegen steigender Corona-Infektionen verschärfte Maskenpflicht auf diversen öffentlichen Plätzen in Hamburg stiftet aus Sicht der Opposition mehr Verwirrung als sie nützt.
"Statt nachvollziehbare Regeln fürs Maskentragen im öffentlichen Raum zu beschließen", werde die Stadt "an gleich zehn Stellen mit völlig unterschiedlichen Festlegungen" überzogen, sagte die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein am Montag. Ähnlich äußerten sich Vertreter der CDU und der AfD.
Seit Montag gilt die Maskenpflicht in allen öffentlichen Gebäuden, in Restaurants auch für das Personal sowie auf bestimmten Hamburger Straßen und Plätzen. Der Senat veröffentlichte eine Karte im Internet, auf der die betroffenen Straßen und Plätze markiert sind.
Für Verwirrung sorgen beispielsweise auch die Regeln auf der Bahrenfelder Straße. Wie der Hamburger Senat festlegte, herrscht dort eine Maskenpflicht, allerdings nur im "räumlichen Bereich zwischen und einschließlich den Hausnummern 135 beziehungsweise 146 und den Hausnummern 183 beziehungsweise 188". Ähnliche Regeln gelten auch für weitere Straßen in Hamburg.
"Bei der Ausgestaltung der neuen Regeln stellt sich (...) die Frage, was der Senat damit erreichen will, außer Verwirrung und Unverständnis zu schaffen", sagte der CDU-Gesundheitspolitiker Stephan Gamm. Dieser Flickenteppich sei realitätsfern.
"Angesichts des erkennbaren Akzeptanzproblems von manchen Corona-Regeln in der Bevölkerung sollte auf einen intransparenten Flickenteppich bei den Vorgaben verzichtet werden", forderte Gamm. AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann sagte: "Mal gilt die Maskenpflicht und um die Straßenecke wiederum nicht. Welcher Bürger oder Tourist soll sich da noch zurechtfinden?"
Sozialsenatorin Melanie Leonhard betonte, die verschärfte Maskenpflicht sei wichtig, um unter dem Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von einer Woche zu bleiben. "Wir sehen auch Chancen, dass man jetzt noch zu einer Situation kommt, wo sich die Neuinfektionszahlen einpendeln."
Das könne sich aber rasch ändern. Man sei schneller bei 50, als man sich wieder zurückentwickle. "Insofern sind wir schon an einem Punkt, an dem man höchste Aufmerksamkeit braucht."
Leonhards Gesundheitsbehörde meldete am Montag 77 Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Der Sieben-Tage-Wert je 100.000 Einwohner sank auf 37,0 Neuinfektionen. Damit ist die sogenannte Inzidenz den dritten Tag in Folge gefallen, liegt aber weiterhin über dem als kritisch geltenden Wert von 35.
Bundespolizei ermahnte binnen eines Monats gut 71.000 Maskenverweigerer
10:02 Uhr: Die Bundespolizei hat einem Bericht zufolge binnen eines Monats mehr als 71.000 Mal Reisende wegen Verstoßes gegen die Maskenpflicht ermahnt. Von Mitte September bis Mitte Oktober seien 71.233 derartige Fälle an Bahnhöfen und in Zügen registriert worden, berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe am Donnerstag unter Berufung auf Zahlen der Gewerkschaft der Polizei (GdP).
Demnach wurden in 200 Fällen uneinsichtige Reisende von der Weiterfahrt ausgeschlossen oder des Bahnhofs verwiesen. In 1.124 Fällen sei das zuständige Gesundheitsamt informiert worden, um Bußgelder zu verhängen. Der ganz überwiegende Teil der Reisenden habe sich bei Ermahnungen durch die Polizei einsichtig gezeigt, hieß es weiter.
Der stellvertretende GdP-Chef Jörg Radek sagte den Zeitungen, bisher herrsche "bei einem Großteil der Bürger viel Einsicht und Akzeptanz für die Corona-Maßnahmen". Es sei aber zu erwarten, "dass gerade bei einer Verschärfung von Sperrstunden und Maskenpflicht die Uneinsichtigkeit zunimmt".
Schon jetzt würden Polizisten bei Kontrollen bewusst bespuckt, die Aggressivität steige. "Das dürfte in den nächsten Wochen weiter zunehmen."
Bund und Länder hatten am Mittwoch beschlossen, die Maskenpflicht in Corona-Hotspots auszuweiten. Außerdem soll bei Überschreiten eines bestimmten Grenzwerts bei den Neuinfektionen eine Sperrstunde ab 23:00 Uhr für Gaststätten gelten. Eine solche Vorschrift gibt es in einigen Städten bereits, etwa in Berlin.
Kanzleramtschef Braun: Müssen alle vorsichtiger sein als beschlossen
09:08 Uhr: Kanzleramtsminister
"Und deshalb kommt's jetzt auf die Bevölkerung an. Dass wir nicht nur gucken: Was darf ich jetzt? Sondern wir müssen im Grunde genommen alle mehr machen und vorsichtiger sein als das, was die Ministerpräsidenten gestern beschlossen haben."
Es könne jetzt überhaupt keine Frage mehr geben, "dass das jetzt der Beginn einer sehr großen zweiten Welle ist", führte Braun aus. "Und am Anfang dieser zweiten Welle haben wir es in der Hand, diese Infektionen aufzuhalten." Er warnte, wenn die Infektionen hochgingen, leide am Ende auch die Wirtschaftskraft.
Mit Blick auf die Debatte über umstrittene Beherbergungsverbote für Reisende aus deutschen Corona-Risikogebieten sagte Braun: "Jetzt ist nicht die Zeit für Reisen, sondern jetzt ist die Zeit, die Kontakte deutlich zu reduzieren."
Der Kanzleramtschef verwies auf Ausführungen des Leiters der Abteilung System Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, Michael Meyer-Hermann, beim Treffen der Ministerpräsidenten mit der
Spahn zu verschärften Corona-Maßnahmen: "Haben es in der Hand"
08:04 Uhr: Bundesgesundheitsminister
Das Signal des Treffens von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Regierungschefs der Länder, bei dem für Regionen mit hohen Infektionszahlen etwa Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum vereinbart wurden, sei wichtig. Es gebe ein gemeinsames Grundverständnis, das die Menschen nun aber auch unbedingt beibehalten müssten.
Spahn betonte, Ziel sei es, die Pandemie in eine zu bewältigende Größenordnung zu bringen, "damit Schule und Kita und Einzelhandel geöffnet bleiben können". Gelinge dies, seien keine weiteren Verschärfungen oder gar ein zweiter Lockdown nötig, schätzte er.
Das beschlossene Stufenmodell, wonach auch bei durchschnittlich 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen schon Einschränkungen etwa bei privaten Feiern gelten können, sei ein wichtiger Schritt nach vorn, sagte Spahn. "Es ist nicht nur die Großveranstaltung. Es ist auch das gesellige Zu-Hause-Sein."
Angesprochen auf die Skepsis Merkels, ob die Maßnahmen ausreichen, meinte er: "Das werden wir in den nächsten Tagen sehen. Was ich wichtig finde: Wir alle können jeden Tag einen Unterschied machen." Diejenigen, die sich nicht an die neuen Regeln hielten, müssten aber mit Konsequenzen rechnen - "zum Teil auch mit empfindlichen Strafen".
Mit Blick auf das umstrittene Beherbergungsverbot, zu dem es noch keine abschließende Einigung unter den Länderchefs gibt, sprach sich Spahn für ein regional abgestimmtes Vorgehen aus. Es sei "ohne Zweifel so", dass eine Nichtunterbringung von Menschen aus Risikogebieten wenig akzeptiert werde.
Nötig sei ein einheitlicher Rahmen, der sich aber an die lokale Lage anpassen lasse: "In Regionen mit hohen Infektionszahlen müssen Maßnahmen ergriffen werden."
Merkel an Jugend: Lieber auf ein paar Feten und Partys verzichten
07:57 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat mit Blick auf die aktuelle Corona-Entwicklung auch an junge Menschen appelliert, sich einzuschränken. "Gerade die Jugend ist es, an die wir jetzt auch appellieren müssen, lieber heute auf 'n paar Feten und Feiern und Partys zu verzichten, um morgen und übermorgen gut leben zu können."
Man habe es hier mit einer Riesenherausforderung zu tun, die ganz viel nach sich ziehen könne, sagte Merkel nach rund achtstündigen Beratungen mit den Ministerpräsidenten der Länder über das weitere Vorgehen in der Coronakrise. Es gehe um die Gesundheit von Menschen, darum, wie viele Menschen sterben, darum, was aus der Wirtschaft und dem Wohlstand werde "und damit auch aus der Jugend, die ja noch viel mehr Lebensjahre vor sich hat".
Deutschland sei ein leistungsfähiges Land, habe aber auch keine unbegrenzten Möglichkeiten, sagte Merkel. Deshalb müsse man mit den Ressourcen vorsichtig umgehen.
Chef der Australian Open fordert Lockerung der Quarantänepflicht
07:24 Uhr: Der Vorstandsvorsitzende der Australian Open, Craig Tiley, hat eine Lockerung der Quarantänepflicht für internationale Tennisspieler bei den Australien Open im Januar 2021 gefordert.
Er rechne damit, dass die australische Regierung den Spielern Sondergenehmigungen erteile, damit sie sich gut und von der Öffentlichkeit isoliert auf das Turnier vorbereiten können. Das sagte Tiley der Nachrichtenagentur AP am Donnerstag.
Er sei "absolut" zuversichtlich, dass die Australian Open wie geplant vom 18. bis 31. Januar in Melbourne stattfinden werden, sagte Tiley. Derzeit müssen sich Einreisende für 14 Tage isolieren. Bei den US Open und den French Open hatte es für die Sportler Sonderregelungen gegeben.
Söder sieht Deutschland kurz vor zweitem Lockdown
07:34 Uhr: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sieht Deutschland knapper vor einem erneuten Lockdown stehen als es bisher allgemein gesehen werde. Es sei vielleicht nicht mehr fünf vor zwölf, sondern es sei Schlag zwölf, sagte Söder Mittwochabend nach den Beratungen der Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin.
"Wir sind dem zweiten Lockdown eigentlich viel näher, als wir es wahrhaben wollen", sagte der CSU-Vorsitzende. Sollte solch ein zweiter Lockdown tatsächlich kommen, werde es für Deutschland "erhebliche Schädigungen" geben, dies werde den deutschen Wohlstand massiv gefährden.
Die neuen Corona-Verschärfungen im Überblick
06:02 Uhr: Mit härteren Corona-Auflagen hoffen Bund und Länder den rasanten Anstieg der Infektionszahlen insbesondere in deutschen Risikoregionen einzudämmen.
Bund und Länder haben sich am Mittwochabend darauf geeinigt, die Schwelle für strengere Maßnahmen in deutschen Corona-Hochburgen zu senken. Diese sollen bereits ab 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen greifen statt bisher bei 50.
Dringlich appellierten Bund und Länder an die Menschen in Deutschland, nun nicht erforderliche innerdeutsche Reisen in Risikogebiete hinein und aus ihnen heraus zu vermeiden.
Konkret vereinbarten die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten dies:
- Maskenpflicht: In Städten und Regionen mit stark steigenden Corona-Zahlen soll die Maskenpflicht erweitert werden. Sie soll ab 35 Neuinfektionen auch überall da gelten, wo Menschen dichter beziehungsweise länger zusammenkommen.
- Private Feiern: In Regionen mit einem Wert über 35 Neuinfektionen soll es eine Begrenzung von 25 Teilnehmern im öffentlichen und 15 Teilnehmern im privaten Raum geben. Ab 50 Neuinfektionen sollen private Feiern auf maximal zehn Teilnehmer im öffentlichen Raum sowie auf höchstens zehn Teilnehmer aus höchstens zwei Hausständen im privaten Raum begrenzt werden.
- Kontaktbeschränkungen: Übersteigen die Neuinfektionen den 50er Wert, dürfen sich künftig nur noch maximal zehn Personen im öffentlichen Raum treffen. Sollten die neuen Maßnahmen den Anstieg nicht zum Stillstand bringen, wird dies auf bis zu fünf Personen oder die Angehörigen zweier Hausstände verringert.
- Sperrstunde: Ebenfalls bei 50 Neuinfektionen soll eine Sperrstunde um 23:00 Uhr für die Gastronomie verhängt werden. Bars und Clubs sollen geschlossen werden.
- Veranstaltungen: Wird der 50er Wert überschritten, wird die Zahl der Teilnehmer bei Veranstaltungen auf 100 Personen begrenzt. Ausnahmen bedürfen eines mit dem zuständigen Gesundheitsamt abgestimmten Hygienekonzeptes.
- Beherbergungsverbote: Die Beherbergungsverbote für Urlauber aus innerdeutschen Risikogebieten waren vor den Beratungen am umstrittensten. Bund und Länder fanden auch im Kanzleramt keine Einigung und vertagten das Thema erst einmal bis zum 8. November. Bis dahin soll diese Maßnahme auf ihre Wirksamkeit überprüft werden.
RKI meldet Rekordwert bei Corona-Neuinfektionen in Deutschland
05:52 Uhr: Die Zahl der binnen eines Tages mit dem Coronavirus neu infizierten Menschen in Deutschland ist erneut sprunghaft gestiegen und hat damit einen Rekordwert erreicht. Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom Donnerstagmorgen 6.638 Neuinfektionen - rund 1.500 mehr als am Mittwoch.
Bislang waren Ende März mit knapp 6.300 Neuinfizierten die meisten registriert worden. Allerdings sind die jetzigen Werte nicht mit denen aus dem Frühjahr vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird - und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden.
Die Zahl der Coronatests schwankt seit Mitte August zwischen rund 1,1 Millionen und 1,2 Millionen pro Woche. Die Rate der positiven Tests ist nach RKI-Angaben vom Mittwochabend jedoch deutlich gestiegen: von 0,74 Prozent Ende August auf 2,48 Prozent in der Woche vom 5. bis 11. Oktober.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Lagebericht vom Mittwoch bei 1,04 (Vortag: 1,18). Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert bei 1,16 (Vortag: 1,20). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.
Patientenschützer: Corona-Beschlüsse gehen nicht weit genug
04:30 Uhr: Der Deutschen Stiftung Patientenschutz gehen die schärferen Maßnahmen von Bund und Ländern in Corona-Hotspots nicht weit genug. Stiftungsvorstand Eugen Brysch sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Die schärferen Regeln für Corona-Hotspots können hier nur ein erster Schritt sein. Denn wie die wenigen Beamten der Ordnungsämter das überwachen sollen, bleibt offen."
Auch fehlten "verbindliche Zielvorgaben zur Stabilisierung der Gesundheitsämter oder zum Aufbau kommunaler pflegerisch-medizinischer Unterstützungsgruppen". Der Streit über die Beherbergungsverbote überlagere hier Problemlösungen. "Für die Hochrisikogruppe ist das gefährlich."
Brysch argumentierte weiter: "Steigen die Neuinfektionen, steigen - verzögert - auch die schweren Krankheitsverläufe und die Corona-Toten." Betroffen seien insbesondere pflegebedürftige und chronisch kranke Menschen.
Aus Sorge vor einer unkontrollierbaren Ausbreitung der Corona-Pandemie mit unabsehbaren Folgen für Bürger und Wirtschaft verschärfen Bund und Länder die Gegenmaßnahmen in Hotspots. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten verständigten sich am Mittwoch auf einheitliche Regeln für Städte und Regionen mit hohen Infektionszahlen (Eintrag 06:02 Uhr).
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