"Lieber auf Nummer sicher gehen" denken viele Verbraucher und schließen ergänzend zu ihrer gesetzlichen Krankenkasse eine Zusatzversicherung ab – für Zähne, Brillen oder Krankenhausaufenthalte. Doch nicht in jedem Fall macht eine weitere Police Sinn. Wir zeigen Ihnen, wann sich eine Extra-Absicherung lohnt.

Mehr zum Thema Gesundheit

Immer wieder flattern Broschüren der gesetzlichen Krankenkassen mit scheinbar unschlagbaren Angeboten in die Briefkästen ihrer Kunden. Die Firmen bieten Zusatzversicherungen für Zahnersatz oder Krankengeld zum Sonderpreis an.

Doch Verbraucherschützer warnen: Wer eine ergänzende Assekuranz abschließen will, sollte sich informieren und dem eigenen Anbieter misstrauen. Denn oft vermitteln die Firmen nur den Vertragsabschluss zwischen Verbraucher und einem externen Versicherer. "Mit diesem hat die Krankenkasse einen Kooperationsvertrag", erklärt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Ersatzkasse tritt nur als Vermittler für ein Produkt auf. Aber auf dem Markt gibt es oft günstigere Angebote oder Verträge mit einem passenderen Preis-Leistungs-Verhältnis.

Wichtig: Unabhängiger Vergleich

Wer sich für eine zusätzliche Absicherung interessiert, sollte überlegen, welche Leistungen er braucht und sich dann einen Marktüberblick verschaffen. "Ich sollte eine Versicherung aussuchen, die ein für mich individuell passendes Preis-Leistungs-Verhältnis hat", rät Weidenbach. "Erst dann kann ich schauen, ob meine Krankenkasse für diesen Anbieter auch einen Rabatt anbietet."

Wer so vorgeht, ist auch beim Anbieterwechsel auf der sicheren Seite. "Wechselt ein Versicherter seine gesetzliche Krankenkasse, verliert er vereinbarte Vorzugskonditionen für eine private Zusatzversicherung", warnt die Verbraucherzentrale. Die Folge: Der Tarif steigt an, plötzlich ist aus dem Schnäppchen ein kostspieliges Produkt geworden. Wer dann kündigt, muss beim Abschluss eines neuen Vertrages den Tarif für ein höheres Einstiegsalter zahlen.

Für Jüngere lohnen sich Zusatzversicherungen meist nicht

Zudem macht nicht jede Zusatzversicherung für alle Lebensphasen Sinn. Auszubildende brauchen meist keinen Zahnersatz oder Chefarztbehandlung im Krankenhaus. "Für das eingeschränkte Budget eines Auszubildenden gilt zunächst, sich existenziell abzusichern", weiß Elke Weidenbach. Da sei eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit eher sinnvoll.

Wer knapp bei Kasse ist, sollte zudem prüfen, ob eine Zusatzversicherung sinnvoll ist. "Man muss sich im Klaren sein: Man spart das Geld nicht, sondern versichert sich nur für einen eventuellen Schadensfall", erinnert Elke Weidenbach. Gerade in jungen Jahren sei es besser, jeden Monat ein paar Euro zu sparen. Ähnliches gelte für Brillenversicherungen, die in einem regelmäßigen Turnus einen festgelegten Betrag für neue Sehhilfen erstattet. Ob man die Beiträge der Versicherung zahlt oder das Geld für eine Brille selbst spart, macht nach Ansicht der Verbraucherschützerin keinen Unterschied.

Diese Zusatzversicherung sollte jeder abschließen

"Es gibt nur eine Versicherung, die ich jedem empfehle", sagt Verbraucherschützerin Elke Weidenbach. "Das ist die Auslandskrankenversicherung." Für etwa 15 Euro im Jahr ist man bei Reisen ins Ausland geschützt, beispielsweise wird der teure Rücktransport im Krankheitsfall übernommen.

Der Versicherungsschutz greift auch bei ärztlichen Behandlungen während des Urlaubs. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen oft nur bis zu einer bestimmten Höhe übernommen – für die Differenz kommt die private Versicherung auf.

Will ich das? Brauche ich das? Kann ich es bezahlen?

Zusatzleistungen empfehlen Verbraucherschützer Kunden, die älter als 40 Jahre sind. Später wird der Einstieg teurer: "Mit zunehmendem Einstiegsalter steigen die Tarife", warnt Elke Weidenbach. Zudem haben die meisten Versicherer eine Altersgrenze: Ab 65 Jahren ist vielfach kein Vertragsabschluss mehr möglich. Auch wer bereits chronisch erkrankt ist, tut sich schwer, noch eine Assekuranz abzuschließen.

Ob man zusätzliche Leistungen während des Krankenhausaufenthalts in Anspruch nehmen will, wie Einzelzimmerbelegung und Chefarztbehandlung, ist eine persönliche Entscheidung. Auch bei der privaten Krankenversicherung sollten Interessenten abwägen. Sie wird als Krankenhauskostenversicherung und Taggeldversicherung angeboten. Die Leistungen variieren stark je nach Tarif.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.