"Rauchen verursacht tödlichen Lungenkrebs." Der Warnhinweis prangt groß auf vielen Zigarettenpackungen. Fast jeder vierte Österreicher greift trotzdem täglich zur Zigarette. Doch wie hängen Krebs und der blaue Dunst genau zusammen? Einige Antworten:
Warum fördert Rauchen Krebs?
Tabakrauch besteht laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus knapp 5.000 verschiedenen chemischen Substanzen. Etwa 90 Stoffe sind nachgewiesenermaßen krebserregend oder stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Sie werden sowohl über die Schleimhäute und die Lunge aufgenommen als auch geschluckt.
Wie verursachen diese Stoffe Krebs?
Ob sich menschliche Zellen vermehren oder nicht, obliegt einer strengen Kontrolle im Körper. Der Schlüssel dazu liegt im Erbgut. Krebserregende Substanzen im Tabakrauch können diese Kontrolle stören: Sie verändern die DNA und lassen dadurch die Zellteilung aus dem Ruder laufen. Es kann zu einer massiven Bildung von neuen Zellen kommen, Krebs entsteht. Der Organismus hat zwar Möglichkeiten, solche DNA-Schäden zu beheben, bei Rauchern sind diese Reparaturmechanismen durch die Belastung mit Giftstoffen aber eingeschränkt.
Welche Krebsarten begünstigt Rauchen besonders?
Zigarettenrauch schädigt die DNA dort, wo er direkt mit Gewebe in Kontakt tritt, also beispielsweise im Mund- und Lungenbereich. Krebserregende Stoffe können aber auch im Körper zirkulieren und anderswo zu Tumoren führen. Raucher haben ein besonders hohes Risiko, an Lungen-, Kehlkopf-, Speiseröhren- und Mundhöhlenkrebs zu erkranken. Ebenso gibt es einen Zusammenhang mit Leukämie sowie Bauchspeicheldrüsen-, Nieren-, Harnblasen- und Gebärmutterhalskrebs.
Wie stark ist das Krebsrisiko bei Rauchern erhöht?
Insgesamt verursacht das Rauchen nach Angaben der BZgA 25 bis 30 Prozent aller Krebstodesfälle. Männliche Raucher haben beispielsweise ein 20- bis 30-mal so hohes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken wie Nichtraucher, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) schreibt. Bei rauchenden Frauen sei das Risiko 9-mal so hoch wie bei Nichtraucherinnen. Insgesamt erkrankt laut DKFZ rund jeder zehnte Raucher im Laufe seines Lebens an Lungenkrebs. Dabei spielt es auch eine Rolle, wie stark ein Mensch raucht.
Wie viele Menschen sterben durch Tabakkonsum?
In Österreich sterben derzeit laut Schätzungen von Experten zwischen 11.000 und 14.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Rund 700.000 Menschen sind hochgradig tabakabhängig. Global verursacht Lungenkrebs jährlich etwa 1,6 Millionen Todesfälle.
Erhöht auch Passivrauchen das Krebsrisiko?
Ja. Auch wer nicht selbst an einer Zigarette zieht, atmet noch viele verschiedene Schadstoffe ein. Nach Schätzungen des DKFZ erkranken 280 Menschen pro Jahr durch Passivrauchen an Lungenkrebs, andere Quellen sprechen von mehr als 400 pro Jahr.
Was bringt ein Rauch-Stopp konkret mit Blick auf das Krebsrisiko?
Nach einigen Jahren Verzicht sinkt das Risiko für die meisten Krebsarten deutlich. Nach einer Dekade hat der Ex-Raucher laut DKFZ nur noch ein halb so hohes Risiko für Lungenkrebs, wie wenn er weitergeraucht hätte. Bis das Niveau eines Nichtrauchers erreicht ist, dauere es aber zwanzig bis dreißig Jahre.
Sind auch (Wasser-)Pfeifen- und Zigarrenraucher stark krebsgefährdet?
Ja. Dabei gibt es kleine Unterschiede: Zigarrenraucher erkranken besonders häufig an Krebs im Rachenraum, weil sie den Rauch länger im Mund halten. Pfeifenraucher bekommen etwas seltener Lungenkrebs als Zigarettenraucher. Über Wasserpfeifen können Konsumenten mehr Schadstoffe aufnehmen als über filterlose Zigaretten.
Verursachen auch E-Zigaretten Krebs?
Bei E-Zigaretten verbrennt kein Tabak, stattdessen wird eine Art nikotinhaltiger Dampf eingeatmet. Dennoch sehen Experten des DKFZ gesundheitliche Gefahren. Die Flüssigkeiten in den E-Zigaretten enthielten auch giftige Zusätze mit krebserzeugendem Potenzial. Unter bestimmten Voraussetzungen können zudem mehr krebserzeugende Aldehyde freigesetzt werden als bei Tabakzigaretten.
Australien sieht Erfolg mit Ekelpackungen bei Zigaretten
Als erstes Land der Welt hat Australien 2012 für Zigaretten schlichte Einheitspackungen in Schlammgrün mit riesigen Ekelfotos eingeführt. Studien belegen nach Angaben der Regierung, dass dies die Lust aufs Rauchen in der Bevölkerung schmälert.
Unter anderem würden mehr Menschen öfter ans Aufhören denken oder einen Entzug versuchen als vor Einführung der schlichten Schachteln. Junge Leute fänden die Packungen abstoßend und die Menschen wüssten mehr über die Gefahren des Rauchens. Für die Studienwurden unter anderem 400 Raucher und Menschen, die vor kurzem aufgehört haben, befragt. Die Ergebnisse sind in einer Tabak-Beilage des Fachjournals "British Medical Journal" veröffentlicht.
Früher hätten 20 Prozent der Raucher mindestens einmal im Monat versucht, aufzuhören. Nach Einführung der neuen Packungen seien es fast 27 Prozent gewesen, sagte Melanie Wakefield vom Krebsforschungsinstitut Victoria. Wer die Schachteln unappetitlich finde, denke deutlich öfter über das Aufhören nach als andere Raucher: mindestens einmal am Tag.
Die Zahl der täglich rauchenden Australier fiel von 16,1 Prozent 2011-2012 auf 14,5 Prozent 2014-2015. Allerdings war der Trend seit Jahren rückläufig. 1995 rauchten noch 23,8 Prozent täglich. © dpa
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