Nicht jede Behinderung ist auf den ersten Blick erkennbar. Doch unsichtbare Beeinträchtigungen wie chronische Erkrankungen oder psychische Störungen schränken viele Betroffene stark ein. Darauf weisen Experten vor dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen (3. Dezember) hin – und fordern größere Anstrengungen von der Politik.

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Beim Thema Behinderungen haben viele Menschen spontan das Bild von einem Menschen im Rollstuhl oder mit einem Blindenstock vor Augen. Dabei ist das Spektrum an Behinderungen viel breiter.

Psychische Behinderungen sind oft unsichtbar – und genau das macht sie für Betroffene und ihr Umfeld so herausfordernd. Doch was genau ist eine psychische Behinderung? Und wie können Betroffene sie geltend machen?

Was ist eine psychische Behinderung?

Eine psychische Behinderung liegt vor, wenn Menschen aufgrund von Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Traumafolgen oder Suchterkrankungen langfristig in ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eingeschränkt sind. Laut Sozialgesetzbuch (SGB IX) gelten seelische Beeinträchtigungen dann als Behinderung, wenn sie länger als sechs Monate bestehen und erhebliche Einschränkungen verursachen.

Nicht jede psychische Erkrankung ist also automatisch eine Behinderung, chronische können es sein. Entscheidend ist, wie stark die Beeinträchtigung das Leben der Betroffenen beeinflusst – etwa in der Arbeit, in sozialen Beziehungen oder in der Selbstversorgung.

Unsichtbarkeit als Herausforderung

Während körperliche Behinderungen oft sichtbar sind, bleibt eine psychische Behinderung - ähnlich wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen - für Außenstehende oft verborgen. Manchmal werden ihre Beeinträchtigungen und besonderen Herausforderungen auch nicht verstanden und heruntergespielt, und genau das verstärkt oft das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.

Dieses Missverständnis kann dazu führen, dass Betroffene keine Unterstützung suchen und erhalten. Doch auch für sie gibt es, wie für andere Behinderungen, besondere Hilfen.

Unsichtbare Behinderungen

  • Unsichtbare Behinderungen können durch chronische Erkrankungen und psychische Beeinträchtigungen entstehen. Diabetes, Allergien, Asthma, psychische Störungen, Suchterkrankungen, Krebs, Diabetes, ME/CFS, Long Covid, Umwelterkrankungen, Parkinson, Multiple Sklerose, Demenz, Schwerhörigkeit, ADHS, Legasthenie, Inkontinenz und viele weitere Erkrankungen können eine Behinderung darstellen und als solche anerkannt werden.

Rechte und Hilfen

Psychische Behinderungen sind im Sinne des Sozialgesetzbuches in Deutschland anerkannt. Das Sozialrecht spricht von Menschen mit Behinderungen, wenn die körperliche, seelische oder geistige Verfassung eines Menschen oder sein Sinneszustand von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweicht. Und zwar so, dass eine Person in Wechselwirkung mit bestehenden Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate gehindert sein könnte (§ 2 Abs. 1 SGB IX).

Grad der Behinderung: Antrag und Vorteile

Betroffene können einen Grad der Behinderung (GdB) beantragen, um als schwerbehindert anerkannt zu werden und Nachteilsausgleiche zu erhalten. Der Grad der Behinderung (GdB) wird anhand der Versorgungsmedizinischen Grundsätze (PDF) vom Versorgungsamt festgelegt.

Zu den Nachteilsausgleichen gehören etwa:

  • Steuerliche Vergünstigungen
  • Besonderer Kündigungsschutz
  • Anspruch auf zusätzliche Urlaubstage
  • Hilfen bei der Arbeitsplatzgestaltung

Für die Anerkennung ist in der Regel ein psychiatrisches Gutachten erforderlich. Ab einem GdB von 50 gilt eine Schwerbehinderung, ein Schwerbehindertenausweis kann beantragt werden. Bereits ab einem GdB von 30 können Betroffene auf Antrag schwerbehinderten Menschen gleichgestellt werden, was ihnen ähnliche Rechte gewährt.

Doch viele wissen nicht, wie sie diese Hilfen beantragen können oder schrecken davor zurück, sich zu "outen". Beratung und Unterstützung bieten Sozialverbände wie der VdK oder der Sozialverband Deutschland (SoVD).

Wie kann man Betroffene unterstützen?

  • Wissen und Verständnis fördern: Wer psychische Behinderungen versteht, wird sensibler im Umgang mit Betroffenen. Dazu gehört, unvoreingenommen zuzuhören und nicht zu bagatellisieren.
  • Offenheit am Arbeitsplatz: Arbeitgeber sollten Möglichkeiten schaffen, psychische Belastungen anzusprechen und flexible Lösungen anzubieten, etwa durch Homeoffice oder angepasste Arbeitszeiten.
  • Hilfe anbieten, nicht aufzwingen: Unterstützung ist wichtig, sollte aber immer in Absprache mit den Betroffenen erfolgen. Sie wissen häufig am besten, was sie brauchen.

"Die Person ist nicht behindert, sie wird behindert"

Erst durch Barrieren in der Umwelt entstehe eine Behinderung, heißt es in einem Bericht der Bundesregierung: "Die Person ist nicht behindert, sie wird behindert."

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Jürgen Dusel, der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, sieht beim Abbau von Barrieren die Politik in der Verantwortung. Viele inklusionspolitische Vorhaben seien auf die lange Bank geschoben worden und nun dem Ampel-Aus zum Opfer gefallen, darunter wahrscheinlich auch die im Koalitionsvertrag vereinbarte Novelle des Behindertengleichstellungsgesetzes. Mit dem Gesetz sollten etwa private Anbieter von Gütern und Dienstleistungen verpflichtet werden, Barrieren abzubauen. (dpa/bearbeitet von af)

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