- Immer wieder kommt es - so auch in diesem Jahr - zu tragischen Badeunfällen.
- Oft finden sich Menschen dabei in Gefahrensituationen wieder, die sich leicht vermeiden ließen.
- Sieben Tipps, mit denen Sie sicher schwimmen - und was Retter wissen sollten.
Schon mehrere tödliche Badeunfälle haben sich in diesem Jahr ereignet. Für großes Bestürzen sorgte etwa der Leichenfund zweier Mädchen im niederländischen Rhein-Mündungsarm Waal. Beim Baden in Duisburg waren die beiden verunglückt.
Die Tragödie ist leider kein Einzelfall, Badeunfälle enden sehr oft tödlich. Vor allem Kinder sind gefährdet, doch auch Erwachsene können sich durch Unwissen und Unvernunft in Lebensgefahr bringen - und müssen gerettet werden.
"Das kann ganz leicht vermieden werden", erklärt DLRG-Sprecher Armin Wiese im Gespräch mit unserer Redaktion, "wenn man nur ein paar einfache Sicherheitsregeln beachtet."
Die wichtigsten Tipps für sicheres Baden
1. Niemals alleine
Die grundlegende Sicherheitsregel ist kurz und knapp: Nie alleine ins Wasser gehen. Und schon gar nicht an unbeaufsichtigten Gewässerstellen.
Denn wenn keine anderen Personen anwesend sind, kann im Notfall auch niemand Hilfe holen.
2. Vorsicht in Flüssen
Die Wasserqualität von Deutschlands Flüssen hat sich in den vergangenen Jahren stetig verbessert, zur Freude vieler Wasserratten. Doch nirgends ist die Gefahr zu ertrinken so groß wie in Fließgewässern. Von außen kaum zu erkennende Strömungen, Strudel an Brückenpfeilern, Schleusen und Wehren oder Bugwellen von Schiffen sowie umhertreibende Äste machen das Baden in Flüssen und Kanälen so risikoreich.
DLRG-Sprecher Achim Wiese warnt vor allem vor dem Schwimmen in großen Flüssen wie im Rhein, der Donau, Elbe oder Weser. "Das sind Bundesschifffahrtsstraßen - dort zu baden ist wie auf der Autobahn spazieren zu gehen."
Unterschätzt wird seiner Erfahrung zufolge auch die Fließgeschwindigkeit. Der Rhein beispielsweise ströme mit zehn Kilometern pro Stunde dahin - "das ist doppelt so schnell wie ein Fußgänger". Wer hier in eine Strömung gerate, könne sich mit eigenen Kräften nur schwer retten, auch wenn er ein sehr guter Schwimmer sei.
Wieses Tipp für diesen Notfall lautet: Nur in Strömungsrichtung fortbewegen, auch wenn dies der längere Weg zum Ufer ist.
3. Achtung in Seen
Seen wirken auf den ersten Blick ungefährlich. Doch Schlingpflanzen, bewachsene und sumpfige Uferzonen sowie schlammige Böden in Moorseen rufen bei vielen Badegästen aber panische Reaktionen hervor. Hier gilt: Ruhig bleiben, keine hektischen Bewegungen machen und sich durch kräftige Schwimmbewegungen nur mit den Armen aus Morast und Auswüchsen von Wasserpflanzen lösen.
Baggerseen, die ehemalige Kiesgruben oder Steinbrüche waren, haben oft steil abfallende Ufer. Rutschen die Uferanschüttungen ab, können sie zu tückischen Fallen werden. Deshalb nur in beschilderten Badezonen ins Wasser gehen.
Aufgrund ihrer Tiefe bergen diese Seen noch ein weiteres Risiko: immense Temperaturunterschiede. "Schon beim harmlosen Fallen von der Luftmatratze muss der Körper plötzlich mit Temperaturunterschieden von bis zu 20 Grad fertig werden", erklärt DLRG-Sprecher Achim Wiese.
4. Aufpassen im Meer
Windrichtungen, Strömungen, Gezeiten, Wellen, Sandbänke und Meerestiere wie Quallen machen das Baden in Nord- und Ostsee zu einer besonderen Angelegenheit.
Auch hier empfiehlt es sich, nur bewachte Strandabschnitte aufzusuchen, um Gefahren wie ablandigen Winden, Ebbe und Flut, gefährlichen Unterströmungen oder starker Brandung aus dem Weg zu gehen.
Die europaweit einheitliche Strandbeflaggung erleichtert das: Bei den Flaggenfarben rot-gelb und grün ist Baden erlaubt. Baden verboten oder schnell aus dem Wasser heraus wegen beispielsweise einsetzender Flut besagen die Warnfarben gelb, rot, blau und schwarz-weiß.
5. Abkühlen muss sein
Sie gilt als die älteste und bekannteste, aber am meisten missachtete Baderegel: das Abkühlen vor dem Gang oder Sprung ins Wasser.
"Den ganzen Tag in der Sonne brutzeln und dann mit Anlauf ins Wasser rein - das ist selbst für 20-Jährige gefährlich", erklärt Achim Wiese. Durch den Temperaturschock würden sich die Gefäße schlagartig zusammenziehen und es könne zu Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit und Herzstillstand kommen.
Diese Gefahr kann leicht umgangen werden, "denn ein bisschen Abkühlen reicht schon", meint Experte Wiese. Wer dann ins Wasser springt, muss nur noch wissen, ob es an der Stelle auch tief genug ist.
6. Augen auf die Kinder
Für Eltern lautet die wichtigste Sicherheitsregel: Kinder am und im Wasser nie aus den Augen lassen! Insbesondere Kleinkinder müssen immer in Reichweite sein, denn zum Ertrinken reichen schon 20 Sekunden.
Sicher schwimmen kann ein Kind nach Einschätzung von Wiese erst, wenn es das Freischwimmerabzeichen in Bronze gemacht hat. Das "Seepferdchen" genüge dafür nicht.
7. Verhalten bei Gewitter und Notfällen
Zieht ein Gewitter auf, dann nichts wie raus aus dem Wasser! Schlägt ein Blitz im Wasser ein, bekommen Schwimmer heftige Stromschläge ab.
Starke Windböen stellen eine zusätzliche Gefahr dar, weil sie Äste oder Strandgut durch die Luft wirbeln können. Im Meer bilden sich zudem schnell hohe Wellen und eine starke Brandung.
Wichtig zu wissen: Wer in Gefahr ist, schreit nicht
Ertrinkende sind nicht an wilden Hilfeschreien zu erkennen, sondern nur durch aufmerksame Beobachtung. Denn: Wer wirklich in Not ist, der ist zu Lautäußerungen gar nicht mehr in der Lage. Darauf weist die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hin.
"Geraten Kinder in Not, kippen sie in der Regel nach vorne unter Wasser. Dann sieht man höchstens noch den Hinterkopf", erklärt DLRG-Experte Achim Wiese im dpa-Gespräch. "Erwachsene kippen eher nach hinten, hier ragt eher die Nase aus dem Wasser."
Eingreifen oder nicht?
Wer bemerkt, dass eine Person im Wasser in Gefahr ist, sollte ihr Schwimmhilfen oder andere Gegenstände zuwerfen, an denen sie sich festhalten kann. Und dann sofort Hilfe holen (Notrufnummer 112).
Selbst ins Wasser zu springen ist nur ratsam, wenn man sich dabei selbst nicht in Gefahr bringt. Zudem muss man vorsichtig sein, weil Ertrinkende oft panisch reagieren, um sich schlagen oder den Retter beim Versuch, sich an irgendetwas krampfhaft festzuhalten, oft ungewollt unter Wasser drücken.
Rettung von Kindern auch für Unerfahrene möglich
Anders ist das bei kleinen Kindern. "Hier können auch ungeübte Retter einen Einsatz riskieren", so Wiese. Vorausgesetzt es handelt sich um ein ruhiges Gewässer, also zum Beispiel einen Badesee oder ein Schwimmbecken.
Das Gewässer ist überhaupt ein wichtiges Kriterium - neben dem Wissen um fachgerechte Rettung. "Ich würde niemandem, auch nicht dem geübtesten Retter, empfehlen, spontan in den Rhein zu springen", mahnt Wiese. Bei Gewässern mit starker Strömung sei es aber ratsam, am Ufer mitzulaufen, sodass die herbeigerufenen Einsatzkräfte sofort wissen, wo sich der Ertrinkende aufhält.
Auch wenn ein Beobachter sich dazu entscheidet, selbst einzugreifen, sollte vorab unbedingt der Notruf abgesetzt werden. Dieser ist in jedem Fall anschließend erforderlich.
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