Fettreiche Ernährung hat nicht nur Einfluss auf den Körper, auch der Geist kann darunter leiden. Das haben österreichische Forscher in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Großbritannien und Belgien im Mausversuch belegt.
Wer zu viel Leberkäsesemmeln, Hamburger und Tiefkühlpizza zu sich nimmt, kann damit seine Psyche negativ beeinflussen. Zu diesem Ergebnis sind Forscher der Medizinischen Universität Graz gekommen.
Ihrer Studie zufolge kann sich durch fettreiches Essen das Mikrobiom im Darm verändern, also die Kleinstlebewesen, die den Darm besiedeln. Ihre These haben die Wissenschaftler an Mäusen erprobt. Die Ergebnisse der über das EU-Projekt "MyNewGut" finanzierten Studie wurden kürzlich im Fachmagazin "Nutritional Neuroscience" veröffentlicht.
Nicht nur der Körper, auch die Psyche leidet
"Vielen sind die Gesundheitsfolgen einer sehr fettreichen Ernährung bekannt, doch nicht nur der Körper leidet an zu viel Fett, sondern auch der Geist", erklärt Peter Holzer. Er forscht am Otto-Loewi-Forschungszentrum an der Med Uni Graz.
Gemeinsam mit Kollegen aus Belgien und Großbritannien untersuchte sein Team das Zusammenspiel zwischen Darm und Gehirn - konkret die Auswirkungen von fettigem Essen auf das Mikrobiom, den Hirnstoffwechsel, den Botenstoff Neuropeptid Y sowie das Verhalten der Mäuse.
Die Tiere bekamen mehrere Wochen lang Futter mit einem Fettanteil von 60 Prozent, eine Kontrollgruppe erhielt ausgewogene Kost.
Nach acht Wochen "Fettdiät" hatte die erste Gruppe nicht nur massiv an Gewicht zugelegt, auch das Verhalten der Mäuse hatte sich drastisch verändert: "Die Tiere hatten weniger Interaktionen mit ihren Artgenossen, vernachlässigten ihr Fell und verspürten wenig Lust, zuckerhaltiges Wasser normalem Wasser vorzuziehen", beschreibt Ahmed M. Hassan, der am Projekt mitgearbeitet hat. All das seien Anzeichen eines depressiven Verhaltens.
Ernährung wirkt sich auf Darmbakterien aus
Die Forscher wiesen durch rDNA-Sequenzierung nach, dass sich die relative Zusammensetzung des Darmmikrobioms der Mäuse verändert hatte. Sie wiesen eine Abnahme von Bakterien aus der Familie der Lachnospiraceae und Ruminococcaceae im Dickdarm der Mäuse nach. Eine solche wurde auch schon bei Menschen mit einer Depression beobachtet.
Diese mikrobiellen Änderungen im Darm gehen den Forschern zufolge mit auffälligen neurochemischen Störungen im Gehirn einher. Eine Metabolom-Analyse mit NMR-Spektroskopie der Universität Reading in Großbritannien machte Änderungen des Gehirnstoffwechsels und der Signalübertragung sichtbar.
Zudem war bei den Mäusen der Ausdruck des Neuropeptids Y in bestimmten Gehirnarealen deutlich erniedrigt - und zwar in den Arealen, die für Appetit, Angstempfinden und Stimmungslage von Bedeutung sind. "Diese Effekte weisen auf eine Störung der Gehirnfunktion hin, die das depressive Verhalten nach einer Hochfettdiät erklären kann", resümiert Peter Holzer.
Antidepressiva zeigten keine Wirkung
Da eine Behandlung mit Antidepressiva und Antidiabetika keinen Einfluss auf das depressionsartige Verhalten der fettreich ernährten Mäuse hatte, gehen die Forscher von einer "sehr speziellen Interaktion zwischen Nahrungsfaktoren, Darmmikrobiom und Gehirnfunktionsstörung" aus.
In jedem Fall müsse bei der Prävention und Behandlung psychiatrischer Erkrankungen besonderes Augenmerk auf die Qualität der Ernährung und die Zusammensetzung des Darmmikrobioms gelegt werden, schlussfolgern die Studienautoren.
Trotz der nachgewiesenen Zusammenhänge bleiben jedoch noch viele Fragen offen. Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler das Mikrobiom gezielt beeinflussen - um herauszufinden, welche Teile des Mikrobioms eine fettbedingte Depression auslösen können. (ank)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.