Schon lange vermuten Wissenschaftler, dass Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft einen Einfluss auf das Krebsrisiko haben, da sie weniger Pestizid-Rückstände aufweisen. Nun scheint eine groß angelegte Studie aus Frankreich diese Vermutung zu bestätigen. Experten warnen aber vor vorschnellen Schlüssen.
Eine Studie aus Frankreich hat den Zusammenhang zwischen Bio-Lebensmitteln und dem Risiko, an bestimmten Krebsarten zu erkranken, untersucht. Die Forscher um Julia Baudry vom französischen Forschungsinstitut INSERM stellten fest, dass Teilnehmer, die mehr Produkte aus Bio-Landwirtschaft aßen, seltener an Krebs erkrankten.
Bestimmte Pestizide stuft die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) als "wahrscheinlich krebsauslösend" ein. Der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (efsa) zufolge sind rund 51 Prozent der konventionell hergestellten Lebensmittel frei von quantifizierbaren Rückständen; bei den ökologisch erzeugten Produkten sind es 83,1 Prozent.
Deutlich niedrigere Krebsrate
In der Studie, die im Fachmagazin "Jama Internal Medicine" veröffentlicht wurde, wurden ab dem Jahr 2009 69.000 Franzosen untersucht. Mehr als drei Viertel waren weiblich und älter als 40 Jahre. Für die Studie füllten die Probanden Fragebögen zu ihrem Konsum aus.
Für jeden Teilnehmer errechneten die Wissenschaftler einen sogenannten Bio-"Food-Score". Je höher dieser ist, desto mehr ökologisch erzeugte Lebensmittel standen auf dem Speiseplan.
Bereits nach 4,5 Jahren deutete sich eine niedrigere Krebsrate bei den Konsumenten von Bio-Produkten an. Die Menschen mit dem höchsten Bio-"Food-Score" erkrankten demnach zu 25 Prozent seltener an Krebs als das Viertel, das am seltensten zu ökologischen Lebensmitteln griff.
Bei Lymphomen war der Einfluss deutlich erkennbar. Diese traten bei Bio-Konsumenten um 75 Prozent seltener auf. Eine noch geringere Wahrscheinlichkeit wurde für das Risiko für ein Non-Hodgkin-Lymphom ermittelt.
Info: Maligne Lymphome sind bösartige Neubildungen, die das Lymphsystem betreffen. Weil sich im gesamten Körper Lymphgewebe befindet, können Non-Hodgkin-Lymphome quasi überall entstehen - sowohl innerhalb als auch außerhalb des lymphatischen Systems. Am häufigsten betroffen sind die Lymphknoten sowie Organe wie Lunge, Leber, Knochenmark und Milz.
Einen deutlichen Effekt konnten die Wissenschaftler auch beim postmenopausalen Mammakarzinom (Brustkrebs in der Postmenopause) feststellen. Die protektive (schützende) Wirkung von Bio-Lebensmitteln hatte die Million Women Study noch bezweifelt.
Kritik an der Studie
Allerdings sei es den Experten Frank Hu von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston zufolge noch zu früh, um von echten Beweisen zu sprechen. Sie geben zu bedenken, dass er Konsum von Bio-Lebensmitteln schwer eindeutig festzustellen ist, da er auf den eigenen Angaben der Probanden beruht. Außerdem seien andere Faktoren wie ein angemessenes Körpergewicht und Bewegung für eine schützende Wirkung gegen Krebs besser belegt.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.