Neu-Isenburg (dpa/tmn) - Handgelenk, Fußgelenk, Schultern, Knie, Hüfte, Ellenbogen, Wirbelsäule: Der menschliche Körper besteht aus gut 140 Gelenken. Bei vielen Menschen funktionieren sie nicht mehr einwandfrei. Die gute Nachricht: Sport ist trotzdem meist möglich.
"Der Gelenkknorpel darf und soll belastet werden, aber auf die richtige Weise", erklärt Prof. Sven Ostermeier von der Orthopädischen Gelenk-Klinik Gundelfingen bei Freiburg.
Man müsse sich den Knorpel vorstellen wie einen mit Wasser gefüllten Schwamm. "Nicht nur Jesus kann auf Wasser gehen, wir tun es jeden Tag!" Sobald jemand ein Gelenk belastet, wird der Schwamm minimal zusammengedrückt, etwas Flüssigkeit tritt in den Gelenkspalt: "Das wirkt wie ein Schmiermittel und ermöglicht uns das Laufen", erklärt der Orthopäde und Sportmediziner. Das Problem: Je länger sich der Schwamm in einer Position befindet, desto mehr wird er ausgedrückt. "Wenn der Knorpel an einer Stelle immer wieder belastet wird, geht er kaputt."
Harte, unvermittelte Stoßbelastungen sowie Sportarten, die das Gelenk zu lange in einer Position belassen, sind daher ungünstig. Wer bereits Arthrose oder andere Gelenkschädigungen hat, sollte sich Sportarten aussuchen, bei denen wenig belastende Bewegungen ausgeführt werden. Das Paradebeispiel: Schwimmen. "Das verringert das eigene Körpergewicht, entlastet die Gelenke also noch", sagt Ostermeier.
Für Übergewichtige sei auch Aquagymnastik die perfekte Sportart, rät Prof. Daniel Kaptain von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken.
Doch auch außerhalb des Wassers kann man gelenkschonend fit bleiben: "Fahrradfahren, Übungen mit dem Theraband, Gymnastik", zählt Melanie Krieg auf, Physiotherapeutin aus Neu-Isenburg und Geschäftsführerin der Rheuma-Liga Hessen. Die Gelenke selbst lassen sich nicht trainieren, stellt sie klar. Aber die umgebenden Strukturen zu stärken, tut auch dem Gelenk selbst gut.
Wer seine angestammte Sportart nicht aufgeben möchte, kann sie auch modifizieren. Bei Knieproblemen sei zum Beispiel Walken oft die bessere Wahl als Joggen, sagt Sportwissenschaftler Kaptain. Wer partout nicht aufs Joggen verzichten will, dem empfiehlt Ostermeier, auf den richtigen Untergrund zu achten. "Perfekt wäre ein Feldweg, der Federung bietet, aber nicht zu viele Hindernisse bereithält."
Manch einer hat aber auch ohne bekannte Ursache nach jeder Laufrunde Knieschmerzen. In dem Fall kann eine Analyse Klarheit schaffen. Ab wann beginnen die Schmerzen? Ist das Knie instabil? Ist vielleicht die Technik fehlerhaft? Um dem Schmerz auf die Spur zu kommen, rät Kaptain, langsam zu starten: zwei Minuten joggen, zwei Minuten gehen, insgesamt unter dreißig Minuten. Wer dreißig Minuten ohne Schmerzen absolviert hat, kann in der nächsten Woche 31 Minuten laufen, dann 32 - bis der Körper an die Belastung gewöhnt ist.
Besser als sein Ruf für Gelenke ist das Gerätetraining im Fitnessstudio. "Ausgeführt werden sollte es nur mit fachlicher Begleitung durch Trainer oder Therapeuten", sagt Physiotherapeutin Krieg. Ein gutes Fitnessstudio, eine gute Anamnese und eine gute Betreuung: Diese Voraussetzungen sieht auch Daniel Kaptain als Muss. Dann könnten alltagstaugliche Bewegungsmuster wie das richtige Heben, Tragen von Lasten, Kniebeugen auf diese Weise trainiert werden. © dpa
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