• Skiunfälle passieren besonders häufig zu einer ganz bestimmten Uhrzeit.
  • Das haben Unfallspezialisten aus der Schweiz nun herausgefunden.
  • Außerdem zeigen Experten auf, welche Verletzungen auf der Piste am häufigsten sind.

Mehr Ratgeberthemen finden Sie hier

Endlich wieder Skifahren! Für Wintersportfans ist die schönste Zeit des Jahres gestartet. Doch zum Auftakt der Skisaison mahnt die schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung zu besonderer Vorsicht kurz vor der Mittagspause: Da komme es zu besonders vielen Unfällen mit Verletzungsfolge, sagte Sprecher Marc Kipfer dem Schweizer Rundfunk.

Dafür gebe es zwei Gründe: "Einerseits sind zu dieser Uhrzeit viele Leute unterwegs, sowohl die Frühaufsteher als auch die, die ein bisschen später eingetroffen sind. Andererseits treten auch bereits Ermüdungserscheinungen auf", sagte er dem Sender SRF. "Man hat vielleicht Hunger, fährt aber doch noch zwei, drei Mal, bevor man sich verpflegt und Pause macht."

Snowboarden noch gefährlicher als Skifahren

Auf Schweizer Pisten verletzen sich jedes Jahr rund 60.000 Menschen beim Wintersport, 4.000 von ihnen so schwer, dass sie nach drei Monaten noch nicht wieder arbeiten gehen können. Mediziner haben Wintersportlerinnen und -sportler schon zu besonderer Vorsicht aufgerufen, weil Krankenhäuser durch eine hohe Zahl an COVID-Patienten am Limit und nur wenige Intensivbetten frei sind.

Verglichen mit dem Fußballspielen sei der Wintersport weniger gefährlich, sagte Kipfer: "Pro Stunde Fußball ist das Risiko fünfeinhalb Mal größer, dass ich mich verletzte, als wenn ich Skifahren gehe. Snowboard fahren ist ein bisschen gefährlicher als Skifahren, aber noch weniger als Fußball." Doch welche Verletzung sind eigentlich am häufigsten auf der Piste?

Abfahrtsski: Voll auf die Knie

Knieverletzungen sind der Klassiker unter den Skiverletzungen. "Die Knie sind der größten Belastung ausgesetzt. Wir haben den ganzen Winter viele Kreuzband- und Meniskusverletzungen", sagt Prof. Rohit Arora. Als Direktor der Uniklinik für Orthopädie und Traumatologie Innsbruck hat er in jeder Skisaison viele verletzte Wintersportlerinnen und Wintersportler aus den umliegenden Tiroler Skigebieten auf dem OP-Tisch liegen.

Oftmals passieren die Knieverletzungen gar nicht bei hochrasanten Stürzen, sondern auf denkbar unspektakuläre und bittere Art und Weise. Vor allem beim Benutzen der Lifte ist laut dem Münchner Chirurgen und Kniespezialisten Herbort Vorsicht geboten. "Beim Ausstieg nicht aufgepasst, einen Ski im Schnee verkantet und die Beine X-bein-artig verdreht: Da geht durch die Hebelwirkung der Ski schnell das Kreuzband kaputt."

Snowboard: Gefahr für Schulter, Arm und Handgelenk

Unterarmbrüche, ausgerenkte Schultern und Ellenbogen, gebrochene Handgelenke und Schlüsselbeine: Beim Snowboarden sind eher die oberen Extremitäten verletzungsgefährdet.

Zum Schutz der Handgelenke haben Snowboard-Handschuhe oft Protektoren integriert. Mirco Herbort findet diese Schützer sinnvoll, auch wenn sie von vielen als unbequem empfunden werden. "Frakturen im Handgelenkbereich können schwerwiegend sein", sagt er.

Man sollte es nicht unterschätzen, wenn das Gelenk nach einem Sturz schmerzt und anschwillt. "Operiert man es zu spät oder stellt es zu spät ruhig, kann Knochen absterben, weil in dem Bereich die Durchblutungssituation oft schwierig ist", erklärt er. Schlimmstenfalls versteift das Gelenk.

Gesunde Selbsteinschätzung unverzichtbar

Egal, ob man auf Ski oder Snowboard die Piste herunterbrettert: Um verletzungsfrei und mit Spaß durch den Urlaub zu kommen, ist ein gesundes Maß an Reflexion und Risikowahrnehmung ratsam. "Das Schlimmste ist die Selbstüberschätzung", sagt Rohit Arora. "Gerade am Anfang, nachdem man ein Jahr lang nicht gefahren ist."

Außerdem sollte man seine Fahrweise immer an die Witterungsverhältnisse anpassen. Speziell bei schlechter Sicht sind vereiste Stellen oder sulzige Hügel auf der Piste rasch übersehen. Wer dann zu schnell unterwegs ist, riskiert schlimme Stürze.

Man sollte zudem auf seinen Körper hören: Fühlt er sich müde an, lässt man es lieber langsam angehen oder macht mal einen Tag komplett Pause. Auch wenn man eigentlich voll innerem Elan ist, die Pisten herunter zu brettern.

Skilanglauf: Immer richtig hinfallen

Langlauf gilt als die risikoarme Alternative zum Alpin-Ski. Solange es geradeaus oder bergauf geht, kann hierbei tatsächlich nicht allzu viel passieren. Zu Verletzungen kommt es vor allem auf kurzen Abfahrten, wenn Wintersportler die Kontrolle über die langen, schmalen Ski verlieren und stürzen.

"Weil sie dabei oft in die Grätsche gehen, kommt es etwa zu Symphysen-Frakturen im Becken", sagt Rohit Arora. Deshalb ist sein Rat: Immer seitlich fallen, wenn man merkt, dass man nicht mehr sicher zum Stehen kommt.

Schlitten fahren: Lieber mit Helm

Als Gaudi und Abwechslung betreiben viele Skigebiete eigene Rodelpisten. Nicht sehr breit, rasant und kurvenreich führen sie oft mitten durch einen Wald. Vor allem Nachtrodeln ist beliebt. Manche trinken erst eine paar Biere und Obstler auf dem Berg und wagen sich danach auf die beleuchtete Rodelpiste.

Doch gerade die Kombination Nachtrodeln und Alkohol ist gefährlich, warnt Arora. Er kennt die Folgen von ungebremsten Abflügen mit dem Schlitten gegen einen Baum. Das Ergebnis seien schlimme Schädel-Hirn-Traumen und Verletzungen an der oberen Wirbelsäule.

Gerade wenn die Rodelpiste durch den Wald führt, sollte man deshalb immer einen Helm tragen. Schließlich kann es einem auch im nüchternen Zustand passieren, dass man die Kurve nicht kriegt. Auch ein Rückenprotektor kann im Zweifel nie schaden, sondern nur helfen. (ncs/dpa)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.