• Seit Jahren verspricht ein Mechaniker namens Rick Simpson Krebs-Patienten mit seinem Cannabis-Öl Heilung.
  • Wissenschaftliche Grundlagen gibt es dafür nicht.

Mehr zum Thema Gesundheit

In Kreisen der alternativen Heilmedizin ist der Kanadier Rick Simpson eine Kultfigur. Sein Rick Simpson Öl, kurz RSO, preist er seit Jahrzehnten als natürliches Wundermittel gegen Krebs an. Damit hat er viele Anhänger gefunden – wissenschaftliche Beweise für seine Behauptungen gibt es allerdings nicht.

RSO ist ein hochpotentes Cannabis-Öl mit einem THC-Gehalt bis zu 90 Prozent. Der Mechaniker extrahiert das THC aus der Hanfpflanze zu einem zähflüssigen Öl und verwendete es laut eigenen Behauptungen zur Selbstmedikation. In vier Tagen will er so seinen eigenen Hautkrebs geheilt haben.

Rick Simpson stand schon mehrfach vor Gericht

Simpson behauptet auch, mit dem Öl Tausende Krebsleidenden geholfen zu haben – auch hierfür gibt es keine Beweise. Ganz im Gegenteil führt Simpson für seine Behauptungen sich widersprechende Aussagen an, wie die Faktenchecker von "correctiv" ermittelten. So schrieb er in seinem Buch, dass sich nur ein Zehntel der 5.000 Menschen, die sein Öl erhalten haben, bei ihm zurückmeldeten. Gleichzeitig behauptet er, das Öl hätte alle 5.000 Menschen geheilt. Simpson stand wegen seiner abenteuerlichen Aussagen auch schon mehrmals vor Gericht.

Trotzdem interessieren sich viele Krebs-Patienten, die keine Hoffnung mehr in die Schulmedizin legen, für RSO. In Foren für alternative Heilmethoden ist der Name Rick Simpson und sein Buch "Die Antwort der Natur auf Krebs" immer wieder Thema. Dieses beleuchtet über weite Strecken aber vor allem Simpsons persönliche Meinung über die Pharmaindustrie und Politik.

Der für seine Arbeit mit medizinischem Cannabis bekannte Arzt und Autor Franjo Grotenhermen hat Simpson und seine steilen Thesen schon 2017 in einem offenen Brief aufgrund der unzureichenden Datenbasis und seines nicht-medizinischen Hintergrunds scharf kritisiert. Auch die Tatsache, dass Simpson Krebs-Patienten von Standardtherapien abrät und sie dazu auffordert, stattdessen auf sein Öl zu setzen, kritisiert der Arzt mit den Worten: "Wie viele Patienten sind unnötig gestorben, weil sie Ihrem Rat gefolgt sind?"

RSO Kosten: 60 Gramm für 1600 Dollar

Legal ist der Kauf in Deutschland sowieso nicht, da es sich dabei, wie gesagt, um hochpotentes THC handelt. Billig auch nicht: Für eine "Komplett Krebs Behandlung", die 60 Gramm des Öls benötigt, verlangt Simpson auf seiner Website 1.600 Dollar.

In Deutschland haben Erkrankte seit 2017 allerdings die Möglichkeit, sich legal Cannabis verschreiben zu lassen. Ob eine Behandlung mit Cannabis sinnvoll ist, liegt im Ermessen des Arztes.

Bei Krebserkrankungen wird Cannabis vorwiegend begleitend zur Chemotherapie eingesetzt – es hilft den Appetit anzuregen, Ängste abzubauen oder chronische Schmerzen zu lindern.

Dass die Wirkstoffe THC und CBD tatsächlich Krebs bei Menschen heilen können, ist noch nicht erforscht. In einer Studie konnte zwar nachgewiesen werden, dass Cannabis Krebszellen zerstört hat. Diese wurden allerdings nicht an Menschen durchgeführt, sondern nur im Labor und an Tieren.  © 1&1 Mail & Media/spot on news

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.