Hannover - Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, hat dazu aufgerufen, in der angespannten Situation im Gesundheitswesen die Beschäftigten mit Respekt zu behandeln. "Es ist eine absolute Fehlentwicklung, dass in Notaufnahmen von Krankenhäusern inzwischen private Sicherheitsdienste notwendig sind", sagte die Medizinerin.
Nach knapp drei Jahren Pandemie seien viele Menschen erschöpft. "Jetzt fehlen auch noch Medikamente. Aber dieser Frust darf nicht an denen ausgelassen werden, die mit aller Kraft im Gesundheitswesen arbeiten und schon am Limit sind oder darüber hinaus", betonte Wenker.
"Ich blicke mit großer Sorge auf die nächsten Tage und Wochen", sagte die Ärztekammerpräsidentin. Die Praxen seien durch die Welle an Atemwegsinfekten und Grippe extrem belastet. Zuletzt seien wegen Glatteis viele Patientinnen und Patienten mit Verletzungen nach Stürzen hinzugekommen.
"Auch die Rettungsdienste und Notaufnahmen sind jetzt schon überlastet." Wenker appellierte, an Silvester auf das Böllern zu verzichten. "Ich bin gegen die Böllerei, schon wegen der Feinstaubbelastung, die insbesondere Menschen mit Atemwegserkrankungen trifft", sagte die Lungenfachärztin. Darüber hinaus seien Verletzte mit Verbrennungen durch Feuerwerkskörper zu befürchten.
Hoher Krankenstand und keine Reserven an Personal
Der Krankenstand bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen sei hoch - sowohl in den Kliniken als auch bei den niedergelassenen Ärzten. Zudem schließen einige Praxen in der Zeit zwischen den Jahren. "Wir haben keine Reserven an Personal", betonte Wenker. "Deshalb wäre ab und zu ein kleines Lob von den Patienten schön, statt der Frage: "Wann bin ich endlich dran?"" Absolut nicht zu akzeptieren seien Beleidigungen und Übergriffe.
Die Ärztekammer Niedersachsen setzt sich seit längerem für ein zentrales Meldesystem für Attacken gegen medizinisches Personal und Rettungsdienste ein. Der Punkt "Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleisten" ist eine von zehn Kernforderungen der Ärzteschaft an die neue rot-grüne Landesregierung.
Die Zunahme an körperlichen Angriffen sowie verbalen Übergriffen müsse gestoppt werden, erklärte die Ärztekammer bereits im Mai. Flankierend zu dem zentralen Meldesystem müssten die Vorfälle strukturiert aufgearbeitet werden - möglichst inklusive Strafverfolgung. © dpa
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