Berlin - Eine sorgfältige Mundhygiene ist in jedem Alter wichtig. Aber im hohen Alter vielleicht noch etwas mehr.

Mehr zum Thema Gesundheit

Gerade pflegebedürftige Menschen sind nicht immer in der Lage, der Pflege der Zähne und des Mundraum die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken. Dann brauchen sie Unterstützung, zum Beispiel von pflegenden Angehörigen. Was Sie dazu wissen sollten:

Warum ist gerade im Alter gute Mundpflege so wichtig?

Das hat mehrere Gründe. Mit den Lebensjahren zieht sich das Zahnfleisch zurück, was die Zahnhälse deutlich empfindlicher für Karies macht. Darauf macht das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) in einem Ratgeber aufmerksam.

Auch Mundtrockenheit kann ein Thema sein - etwa als Nebenwirkung von Medikamenten. Die trockenen Schleimhäute sind nicht nur lästig, sie bieten Prothesen auch schlechteren Halt. Außerdem können sich Keime schneller vermehren und etwa für Entzündungen sorgen.

"Eine schlechte Mundgesundheit kann vielfältige Probleme nach sich ziehen, wie Infektionen, Schmerzen bis hin zu Mangelernährung oder Lungenentzündung", fasst Daniela Sulmann, Geschäftsleiterin des ZQP, zusammen.

Was sollte ich wissen, bevor ich einem Angehörigen erstmals die Zähne putze?

"Die Mundhöhle ist ein Intimbereich." So bringt es die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg auf den Punkt. Es zählen also Behutsamkeit und Einfühlungsvermögen. Denn vielen Älteren fällt es schwer, Hilfe beim Zähneputzen anzunehmen. Sie fühlen Scham.

Pflegende Angehörige sollten daher das Vorgehen mit dem oder der Pflegebedürftigen abstimmen. Und vor jedem Schritt ankündigen, was genau sie tun. Das schafft Vertrauen.

Damit die Zahnpflege für alle Beteiligten sicher abläuft, sollte man sich einige Handgriffe als Routine aneignen. Pflegende sollten zum Beispiel vorab Ringe und Armbanduhren abstreifen, damit sich Pflegebedürftige daran nicht verletzen können.

Ebenfalls ein Muss: Gründlich die Hände waschen - und zwar vor und nach der Mundpflege. Um Infektionen zu vermeiden, ziehen Sie sich am besten Einmal-Handschuhe über, rät das ZQP.

Wie sorge ich dafür, dass ich gut an den Mund komme?

Zum Öffnen des Mundes können Angehörige anregen, indem sie mit dem Finger um den Mund herumstreichen. Zudem kann man einen Zeigefinger zwischen Unterlippe und Kinn platzieren und den Kiefer vorsichtig nach unten drücken, rät das ZQP.

Ist es dem oder der Pflegebedürftigen gar nicht möglich, selbst den Mund zu öffnen, kann ein sogenanntes Zahnbänkchen helfen. Pflegende können es sich über den Finger schieben und das Hilfsmittel dann zwischen die Zahnreihen legen. Der Mund ist dann leicht geöffnet.

Einen Handgriff sollte man laut den Zahnärztinnen und -ärzte der Kammer in Baden-Württemberg niemals tun: die Wange der pflegebedürftigen Person zwischen den Zahnreihen einklemmen. Denn sonst kann es zu Bissverletzungen in der Wange kommen, die schlecht abheilen.

Wie bekomme ich eine Prothese aus dem Mund?

Auch Prothesen müssen gut gepflegt werden, schließlich sollen sich keine schädlichen Bakterien auf ihnen vermehren.

Beim Entnehmen der Prothese können Angehörige laut ZQP so vorgehen: Mit einer Hand stützen sie den Hinterkopf der pflegebedürftigen Person, dann greifen sie die Prothese mit Daumen und Zeigefinger der anderen Hand. Vollprothesen lassen sich durch vorsichtiges Wackeln lösen.

Will man auf Nummer sicher gehen, legt man beim Entnehmen der Prothese ein Handtuch ins Waschbecken. Rutschen einem die "Dritten" aus den Händen, fallen sie weich und nehmen keinen Schaden.

Was, wenn es bei der Mundpflege Konflikte gibt?

Bei Menschen mit Demenz etwa kann es passieren, dass sie die Zahnpflege ablehnen. In diesem Fall rät das ZQP zur Suche nach der Ursache, die manchmal im Detail steckt.

Vielleicht ist dem oder der Pflegebedürftigen der Geschmack der Zahnpasta unangenehm. Oder das Surren der elektrischen Zahnbürste unheimlich.

Wichtig ist dann, den Pflegebedürftigen nicht zu bedrängen. Manchmal hilft es auch, wenn jemand anders das Zähneputzen übernimmt oder wenn man es später erneut versucht.  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.