(cfl) - Die Bezeichnung "Fairer Handel" hört sich für viele Konsumenten gut an: Sie kaufen Kaffee, Schokolade oder Wein und tun Bauern und Arbeitern aus armen Ländern außerdem etwas Gutes. Doch nicht jedes Produkt mit "Fairtrade"-Siegel ist auch unter gerechten Bedingungen entstanden, wie ein aktueller Testbericht zeigt.

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Die Fachleute des Magazins "Öko-Tests" haben sich die vielen verschiedenen Labels genauer angeschaut. Für ihre Beurteilungen setzen die Experten auf vier Kriterien: So muss es erstens für die Produzenten garantierte Mindestpreise unabhängig von Marktschwankungen und Spekulation geben. Um Kleinbauern und Arbeiter zu schützen, sollte zweitens ein Teil der Produktion vorfinanziert werden. In den oft armen Erzeugerländern könnten die Produzenten die Herstellung sonst nur über teure Kredite finanzieren.

Für ein "Fairtrade"-Siegel ist es laut "Öko-Test" drittens wichtig, dass Arbeiter den gesetzlichen Mindestlohn erhalten. Schließlich sind viertens die internationalen Normen der UN-Arbeitsorganisation ILO einzuhalten. Dazu gehört zum Beispiel das Verbot von Kinder- und Sklavenarbeit.

Siegel-Marketing und faire Weine

Gemessen an diesen Standards erlebten die Tester bei der Überprüfung der Kaffee-Labels eine große Überraschung. Von 34 Marken stuft das Magazin "Öko-Test" nur 18 als tatsächlich fair ein. Wirklich gute Bedingungen für die Produzenten bieten die deutschen Siegel Fairtrade und Gepa. Dagegen kritisiert die Zeitschrift ausdrücklich Rainforest Alliance Certified und UTZ Certified. Beide Organisationen würden zwar mit ihren sozialen und ökologischen Vorgaben über die gesetzlichen Vorschriften der jeweiligen Erzeugerländer hinausgehen, Mindestpreise und Vorfinanzierung sind aber nicht vorgesehen.

Am schlechtesten schneidet aber die Organisation 4C Association ab. Auch die Konkurrenten distanzieren sich von dem Verband. Laut "Öko-Test" bezeichneten Gepa, dwp und El Puente in einer Stellungnahme 2007 die 4C Association und ihren Verhaltenskodex verächtlich als "wertvolles Marketinginstrument der Kaffeekonzerne". Es bestehe die "Gefahr der Irreführung", weil Kunden den Unterschied zwischen Produkten der 4C Association und wirklich fair gehandelten Rösterzeugnissen nicht erkennen könnten.

Bei den getesteten sieben Weinen kamen die Experten dagegen zum Gesamturteil fair. Die Produkte seien mit Gepa, "Fair for Life" und Fairtrade gekennzeichnet. Bei dem Etikett des "Cuvée du Président" könnten Verbraucher aber verwirrt sein, weil der entsprechende Rebensaft lediglich durch den angegebenen Importeur EL Puente als fair gehandelt zu erkennen sei.

Unfaire Schokolade und Bananen

Im Gegensatz zu den Kategorien Wein und Kaffee war es für die Tester bei Schokolade offenbar um einiges schwieriger, zu einer Beurteilung zu kommen. Bei der dunklen Süßigkeit ist es möglich, dass wegen der unterschiedlichen Zutaten das Endprodukt nur zum Teil fair hergestellt wird. So enthalten "Öko-Test" zufolge einige Tafeln nur 20 Prozent entsprechend zertifizierte Anteile. "Grand Noir feinherb" von Gepa sei dagegen das einzige Naschwerk, das aus 100 Prozent fairen Rohstoffen bestehe. Neben dem Kakao und dem Zucker entspreche auch die Milch den hohen Standards.

Bei Bananen stellt "Öko-Test" den Siegeln generell ein schlechtes Zeugnis aus: Weder "Alliance Certified" (Chiquita), noch Tegut Fairbindet oder Physalis (Netto) könnten alle Kriterien erfüllen.

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