• Nackt-Yoga ist kaum jedermanns Sache, sorgt aber zunehmend für Aufmerksamkeit.
  • Was steckt dahinter? Darum geht es, wenn Yogis ihre Übungen nackt vollziehen.

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Nacktsein kann je nach Situation ein schamhaftes, aber auch ein befreiendes Gefühl bedeuten. Um Letzteres geht es bei dem Yoga-Trend Nackt-Yoga, der zunehmend für Aufmerksamkeit sorgt. Wenn Frauen und Männer völlig entblößt die typische Yoga-Pose "Herabschauender Hund" nachstellen, steht kein Kult um schöne Körper, oder gar Sexualität, sondern Sinnlichkeit und Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund.

Warum aber sollte man Yoga ausgerechnet nackt machen? Hat das wirklich Vorteile?

Worum geht es beim Nackt-Yoga?

Falls Sie sich jetzt fragen: Habe ich überhaupt den richtigen Körper dafür, lautet die Antwort in jedem Fall: ja. Auch, oder gerade wenn die eigene Figur nicht dem gängigen, medial vermittelten Schönheitsideal entspricht, ist sie perfekt für Nackt-Yoga. Es geht darum, den eigenen Körper zu akzeptieren und lieben zu lernen. Nackt-Yoga kann also den Weg zu mehr Selbstakzeptanz ebnen. Zusätzlich lassen sich auch Veränderungen am Körper feststellen, beispielsweise wenn sich durch regelmäßige Übungen Fettpolster schrumpfen und der Körper definierter wird.

Die sich einstellende Zufriedenheit mit dem eigenen Körper entsteht auch durch die anderen Yogis, die selbst ihre Ängste vor der Nacktheit überwinden müssen. Schnell wird man feststellen, dass in der Regel auch die anderen Kurs-Teilnehmer nicht über einen Traumbody, sondern einen ganz natürlichen Körper verfügen. Falls diese Hemmschwelle nicht direkt überwunden werden kann, ist es empfehlenswert, sich im Privaten durch Nackt-Yoga-Videos langsam an die Thematik heranzutasten. Nervosität ist in diesem Fall völlig normal, schließlich sind die meisten Menschen Nacktheit nur im Rahmen ihrer Privatsphäre gewohnt.

Hinzu kommt der reine körperliche Aspekt der Bewegungsfreiheit, welchen Nackt-Yoga dem gewöhnlichen Yoga voraushat. Enge Kleidung schränkt die Beweglichkeit des Körpers ein, unverhüllt ist sie hingegen nicht von äußeren Faktoren beeinflusst. Generelle Ziele der Nackt-Yoga-Übungen sind unter anderem eine bessere Durchblutung sowie den Durchfluss im Lymphsystem zu verbessern. Der im Yoga besonders wichtige Energiefluss soll nackt ebenfalls ungestörter verlaufen.

Woher kommt die Idee zu Nackt-Yoga?

Bei dem hüllenlosen Yoga-Stil handelt es sich keineswegs um einen reinen Mode-Trend. Vielmehr liegen die Wurzeln in alten spirituellen Methoden, die dazu genutzt wurden, ungesunde Beziehungen oder Bindungen zu kappen. Diese Praktiken gehen auf den alten indischen Mönchsorden Naga Babas zurück, für die Yoga ein Bestandteil auf dem Weg zur Erlösung darstellt. Auch religiöse Mönche, Digambaras genannt, leben zum Teil oder komplett ohne Kleidung und praktizieren Nackt-Yoga.

Die westliche Welt erreichte das FKK-Yoga schließlich im 19. Jahrhundert. Dort wurde es angewandt, um zur Naturverbundenheit zurückzukehren, sowie mit dem Ziel, diverse Krankheiten zu heilen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Nackt-Yoga dann zunehmend mit Sexualität in Verbindung gebracht. Als Kurs angeboten wurden die hüllenlosen Übungen wohl erstmals am kalifornischen Esalen-Institute. Inzwischen ist der Trend längst in Deutschland angekommen: Nackt-Yoga wird in vielen deutschen Großstädten angeboten, ob als professioneller Kurs oder in Interessensgruppen von Gleichgesinnten.

Hat Nackt-Yoga etwas mit Sex zu tun?

Grundsätzlich ist es wohl reine Ansichtssache, als wie sexualisiert man das Nackt-Yoga wahrnimmt. Allerdings ist selbst das bekleidete Yoga in unserer modernen Gesellschaft durch die idealisierte Zurschaustellung des Körpers zum Teil stark sexualisiert. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Nackt-Yoga auch ohne sexuelle Stimmung erlebt werden kann und soll. Nackte Körper können, müssen aber eben nichts mit Sexualität zu tun haben.

Dafür ist eine gewisse Akzeptanz vonnöten. Es geht darum, seine Sexualität zu akzeptieren, nicht zu verteufeln - und falls möglich bereits im Vorfeld mit den anderen Yogis darüber zu sprechen. Es muss eine unmissverständliche Grenze zwischen einem unbekleideten und einem sexualisierten Körper gezogen werden.

Wie sollte ich mich beim Nackt-Yoga verhalten?

Es ist extrem wichtig, die Nacktheit beim Yoga nicht misszuverstehen und Berührungen sowie unnötige Kommentare, auch Komplimente, zu unterlassen. Selbst nett Gemeintes kann unter diesen Gegebenheiten schnell missverstanden werden.

Stattdessen steht Respekt im Vordergrund. Es herrscht Einigung innerhalb der Gruppe, Sexualverhalten zu unterlassen. Zusammen Yoga-Übungen zu absolvieren, ohne Kleidung oder Gedanken um Sexualität ist Teil des Erlebens von Nackt-Yoga. Sollte doch eine sexualisierte Stimmung im Raum entstehen, gilt es, diese zu ignorieren.

Aus Hygiene-Gründen empfiehlt es sich zudem, vor Beginn der Yoga-Stunde eine Dusche zu nehmen sowie die Füße sorgfältig mit Seife zu waschen. Anschließend ist das Tragen von Badeschuhen sinnvoll. Zudem wird Teilnehmern geraten, bei den Übungen ein Handtuch griffbereit haben. (tsch)

Verwendete Quellen:

  • Nackt-Yoga.info: "Mit Nackt-Yoga zu mehr Glück & Selbstliebe"
  • Nackt Yoga: "Warum Nackt Yoga?"
  • Nacktyoga.net
  • FEM.: "Nackt-Yoga: Hüllenlos zur Selbsterkenntnis"
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