Nach Jahren geringerer Infektionszahlen erleben Europa und Zentralasien einen drastischen Anstieg der Masernfälle. Die Zahlen sind so hoch wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Welche Länder sind besonders betroffen?

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Die Zahl der in Europa und Zentralasien gemeldeten Maserninfektionen war 2024 so hoch wie seit 27 Jahren nicht mehr. Das teilten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Kinderhilfswerks Unicef mit.

Demnach wurden im vergangenen Jahr in der europäischen WHO-Region gut 127.000 Masernfälle gemeldet. Das waren laut WHO doppelt so viele Fälle wie im Vorjahr und die höchste Zahl in der Region seit 1997.

"Die Masern sind zurück und das ist ein Weckruf", wird Hans Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, in der Mitteilung zitiert. Ohne hohe Impfquoten gebe es keine Sicherheit für die Gesundheit, sagte Kluge demnach.

Über 30.000 Maserninfektionen allein in Rumänien

Rumänien war der WHO zufolge mit 30.692 gemeldeten Fällen das Land mit den meisten Maserninfektionen der Region, die Europa und Zentralasien umfasst, gefolgt von Kasachstan mit rund 28.000 Fällen.

In Deutschland wurden für 2024 bis zum 25. September laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) 553 Masernfälle gemeldet. Die Zahl der registrierten Fälle schwankt sehr: In den Jahren 2020 bis 2023 lagen die Masernfallzahlen laut RKI im ein- und zweistelligen Bereich. Vor der Pandemie - 2012 bis 2019 - waren es 165 bis rund 2.500 pro Jahr.

Auch in Österreich und der Schweiz schnellten die Zahlen in den Jahren nach der Corona-Pandemie nach oben. Für 2024 wurden laut dem vorläufigen Bericht der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit 542 Masernfälle gemeldet, mehr als ein Fünftel der Erkrankten musste im Krankenhaus behandelt werden. 2023 waren es 186 Fälle, im Jahr davor nur einer.

Für die Schweiz meldet das Bundesamt für Gesundheit BAG für 2024 98 Fälle – eine Verdoppelung der Zahl des Vorjahres. Bis 2016 lagen die Fälle im zweistelligen Bereich, 2017 und 2019 waren die Fallzahlen mit 104 bzw. 220 Meldungen deutlich höher, bevor sie in der Pandemie rapide absackten.

In der WHO-Region wurden 40 Prozent aller registrierten Ansteckungen bei Kindern unter fünf Jahren festgestellt. Gut die Hälfte der Erkrankten musste laut dem Bericht im Krankenhaus behandelt werden. Für 2024 wurden bis zum 6. März 2025 vorläufig 38 Todesfälle als Folge der Erkrankung gemeldet, neuere Daten liegen noch nicht vor.

Gefahr von unter anderem Hirn-, Lungen- und Mittelohrentzündungen

Aufgrund der Covid-19-Pandemie waren die Impfquoten laut WHO in den vergangenen Jahren insgesamt zurückgegangen; in vielen Ländern sind sie demnach noch nicht wieder auf dem Stand von vor der Pandemie. Diese Tatsache erhöhe das Risiko für Krankheitsausbrüche.

Jedes Land müsse seine Anstrengungen verstärken, um unzureichend geimpfte Bevölkerungsgruppen zu erreichen, sagte WHO-Regionaldirektor Kluge. "Das Masernvirus ruht nie – und wir dürfen das auch nicht."

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Masern sind eine der ansteckendsten Krankheiten für Menschen. Das Virus löst bei fast allen ungeschützten Menschen Symptome aus. Dazu gehören Fieber, Husten und der typische Hautausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreitet.

Die meisten Fälle heilen ohne bleibende Folgen, aber es besteht unter anderem auch die Gefahr von Hirn-, Lungen- und Mittelohrentzündungen, die bleibende Schäden und den Tod verursachen können. Den besten Schutz gegen das Virus bietet die Impfung. (dpa/bearbeitet von ali)