Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefolgt von Krebs und Erkrankungen der Atmungsorgane sind die häufigsten Todesursachen in Österreich. Welche weiteren Krankheiten für die jährlich rund 40 Millionen Krankenstandstage verantwortlich sind und welche Risikofaktoren am gefährlichsten sind, zeigen nationale und internationale Untersuchungen.
Hinsichtlich der Todesursachen liegt Österreich im europäischen Trend: Insgesamt fast 80 Prozent sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen (42,9 Prozent), Krebs (25,3 Prozent) und Erkrankungen der Atmungsorgane (5 Prozent). Auch in den USA ist die Verteilung ähnlich. Die Hauptrisikofaktoren sind Rauchen, Alkohol, Bluthochdruck und Fettleibigkeit. Dabei liegt Österreich laut der Weltgesundheitsorganisation WHO mit mehr als 40 Prozent Raucheranteil im Jahr 2011 weit vor Deutschland (30 Prozent). In den USA rauchen gar nur neun Prozent der Bevölkerung, bei Fettleibigkeit liegen die sie mit 33 Prozent hingegen deutlich voran. In Österreich sind 21 Prozent von starkem Übergewicht betroffen.
Bluthochdruck wird von der Statistik Austria bei den chronischen Erkrankungen und den häufigsten Gesundheitsproblemen mit 21,3 Prozent an zweiter Stelle gelistet - hinter Allergien mit 22 Prozent. Danach folgen: Tinnitus, Grauer Star, Herzinfarkt, Diabetes und Asthma. 23,5 Prozent der Österreicher leiden zudem unter sensorischen oder motorischen Einschränkungen.
Bei den psychischen Erkrankungen zählen Burnout, Angstzustände, Schlafstörungen, Depression, Demenz und ADHS zu den häufigsten Krankheitsformen. Besonders Demenz, zu der auch Alzheimer gehört, stellt mit rund 90.000 größtenteils über 60 Jahre alten Erkrankten ein großes Problem dar.
13 Krankenstandstage pro Erwerbstätigem
Im Jahr 2013 wurden rund 12.500 Fälle von meldepflichtigen ansteckenden Krankheiten verzeichnet. Am häufigsten treten mit 7.530 Fällen Zoonosen, also Krankheiten wie Tollwut oder Salmonellose ("Salmonellenvergiftung") auf, die von Tieren übertragen werden; Geschlechtskrankheiten liegen mit 1.686 Fällen an zweiter Stelle vor Hepatitis, Keuchhusten und Typhus. Für AIDS wurden 2013 insgesamt 481 Erkrankte gemeldet.
Zusammen mit den "üblichen" Leiden wie Schnupfen, Grippe oder Bronchitis summieren sich die Erkrankungen laut Statistik Austria im Jahr 2013 auf rund vier Millionen Krankenstände mit einer durchschnittlichen Dauer von 10,2 Tagen. Das ergibt etwa 13 Krankenstandstage pro Erwerbstätigen in Österreich. Erkrankungen des Atmungssystems machen dabei rund 46 Prozent aus, infektiöse Krankheiten 18 Prozent, Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems 16 Prozent, Verletzungen zehn Prozent und Verdauungsprobleme sechs Prozent.
Das WIFO Österreich schätzt die Kosten für die Krankenstände auf bis zu 3,2 Milliarden Euro oder ein Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts; die indirekten Schäden werden sogar auf 1,7 Prozent des BIP geschätzt.
Lebensumstände sind schuld
Die Analyse der Krankheiten in Österreich macht deutlich, dass ein hoher Anteil der Erkrankungen seine Ursache in den Lebensgewohnheiten oder im Arbeitsumfeld der Österreicher hat. Falsche Ernährung, mangelnde Bewegung, Rauchen, Alkohol und Stress sind die schädlichsten Faktoren.
Das Gesundheitsministerium will diesen Trends mittels Präventionsprogrammen entgegensteuern. Allerdings macht ein Blick in den "Nationalen Aktionsplan Bewegung" wenig Mut: Vergleichszahlen zeigen, dass die Österreicher auch im europäischen Schnitt extrem schlecht abschneiden Gegenüber neun Prozent in der EU betreiben nur fünf Prozent der Österreicher regelmäßig, also fünfmal wöchentlich, Sport; 15 Prozent betreiben ein- bis zweimal pro Woche Sport - europaweit sind es 27 Prozent. Dabei haben die Österreicher durchaus das Gefühl, sich zu bewegen: Spazierengehen oder ein Badeausflug werden bereitwillig als "Sport" eingestuft.
Auch der jährliche Ernährungsbericht attestiert den Österreichern Defizite: Sie essen zu viel, zu fett und zu salzig. Außerdem ist der Anteil von Obst und Gemüse an der Ernährung zu gering.
Vorsorgen statt heilen
Die betriebliche Gesundheitsvorsorge hat sich von der reinen Unfallverhütung und der Vorsorge vor Berufskrankheiten weiterentwickelt: Heute steht eine Vielzahl an betrieblichen Präventionsprogrammen zur Verfügung, die auch psychische Erkrankungen wie Burnout einbeziehen.
Für die Aufklärung wird also viel getan. Doch anders als bei Erkrankungen wie Krebs oder Infektionskrankheiten, wo durch gezielte Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen eine Erkrankung frühzeitig behandelt und vielleicht überhaupt verhindert werden kann, liegt die Entscheidung, durch Änderung der Lebensgewohnheiten die eigene Gesundheit präventiv zu verbessern, ausschließlich beim Einzelnen. Diese Verantwortung kann uns auch das beste Gesundheitssystem nicht abnehmen.
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