Von unschönen Schuppen bis hin zu juckender Haut: Viele Menschen leiden unter irritierter Kopfhaut. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt ein Dermatologe, warum Betroffene ihre Haut oft falsch behandeln und dadurch das Problem sogar noch verschlimmern. Außerdem verrät er, welche Maßnahmen wirklich helfen.
Was sind die häufigsten Ursachen von trockener Kopfhaut?
Uwe Schwichtenberg: Hier muss man zunächst einmal klarstellen, welches Symptom gemeint ist und ob die unterstellte Diagnose tatsächlich dazu passt. Wenn Patienten von trockener Kopfhaut sprechen, meinen sie meistens eine Schuppung der Kopfhaut. Dabei muss man aber zwischen einer trockenen und einer fettigen Schuppung unterscheiden.
Sehr viele Patienten, die subjektiv beschreiben, sie hätten trockene, schuppige Kopfhaut, haben in Wirklichkeit ein Überfettungsekzem der Kopfhaut. Das fühlt sich nämlich beides gleich an.
Kann ich als Laie trotzdem einen Unterschied ausmachen?
Eine wirklich trockene Schuppung ist typischerweise sehr fein und weißlich. Eine fettige Schuppung ist ein bisschen gröber und geht manchmal etwas rüber ins Gelbliche. Aber das ist, wie Pilze im Wald zuverlässig zu unterscheiden: Es ist schwierig, wenn man nicht beide Dinge direkt nebeneinander stehen hat und vergleichen kann.
Ein Überfettungsekzem, Seborrhoisches Ekzem genannt, kann man aber auch daran erkennen, welche anderen Stellen betroffen sind. Denn meistens geht das einher mit Rötung, Juckreiz und Schuppung vom behaarten Kopf sowie hinter, über und unter den Ohren. Außerdem zwischen den Augenbrauen, ausstrahlend in die Stirnmitte, in den Nasenfalten bis in die Wangen
Bei Männern kann zudem noch der Rasurbereich, die behaarte Männerbrust oder hinten die Mittellinie des Rückens betroffen sein – was aber seltener vorkommt.
Und was liegt einer tatsächlich trockenen Kopfhaut zugrunde?
Das ist klassischerweise der Neurodermitiker, der ein Problem mit der Eigenfettung und einer zu geringen Talgdrüsenaktivität hat, was ebenfalls zu einer Schuppung führt. Das sind die beiden Extreme, zwischen denen man sich bewegt.
Welche Behandlungsmethoden sind sinnvoll?
Die meisten Menschen verwenden regelmäßig ein Shampoo. Und hier sollte man sich fragen: Verwende ich ein Shampoo, das zu meinem Kopfhaut-Typ passt? Wenn Sie fälschlicherweise annehmen, Sie hätten trockene Kopfhaut und deshalb ein rückfettendes Babyshampoo verwenden, verschlimmern Sie Ihr Überfettungsekzem.
Ein Seborrhoiker sollte stattdessen ein Antischuppen-Shampoo nehmen. Auf vielen steht "für Mischhaut", weil niemand gerne liest, dass er fettige Haut oder fettige Haare hat. Gemeint ist aber genau das. Ein sehr guter Zusatz ist zum Beispiel Ichthyol, wenn das Shampoo therapeutisch wirken soll. Und weil insbesondere bei der fettigen Schuppung gerne Hefepilze dabei sind, enthalten Antischuppen-Shampoos außerdem einen Antipilz-Wirkstoff.
Wie kann ich vorbeugen, damit sich die Kopfhaut gar nicht erst schuppt?
Auch wenn Sie noch nicht mit Schuppen zu kämpfen haben, sollten Sie wissen, ob Sie eher trockene oder talgdrüsenreiche Haut haben und Ihrem Kopfhauttypus angepasste Shampoos benutzen. Es gibt außerdem Haarwasser und Tonika, die Sie zusätzlich verwenden können.
Wenn Sie tatsächlich trockene Kopfhaut haben, verschlimmern Sie das Problem, wenn Sie Ihre Haare besonders lang und heiß föhnen, denn warme Luft wirkt entfettend.
Wenn Sie mit Schuppen zu kämpfen haben, sollten Sie mit Stylingprodukten wie Haarsprays und Festiger sparsam umgehen. Unabhängig davon, ob Ihre Kopfhaut durch Trockenheit oder Überfettung zu kämpfen hat – sie wird dadurch noch mehr belastet.
Die Sonne kann die Kopfhaut ebenfalls austrocknen. Menschen, die sowieso schon trockene Haut haben, sollten im Hochsommer daher am besten eine Kopfbedeckung tragen.
Sind nur Maßnahmen relevant, die lokal an den betroffenen Hautstellen wirken, oder spielen andere Faktoren wie beispielsweise die Ernährung auch eine Rolle?
Alle entzündlichen Prozesse der Haut verschlimmern sich unter vermehrter Durchblutung der Haut. Das heißt, Lebensmittel, die die Hautdurchblutung intensivieren, vor allem Alkohol und auch beispielsweise Tex-Mex-Küche können das Problem also durchaus verstärken. Das würde mich persönlich aber zumindest von Letzterem nicht abhalten, denn das ist nur ein kleiner Einflussfaktor.
Die Psychosomatik spielt erwiesenermaßen bei Hautproblemen ebenfalls eine Rolle. Gerade bei der Talgdrüsenüberaktivität besteht ein Zusammenhang mit dem Adrenalinpegel. Und auch beim Neurodermitiker weiß man, dass das psychische Wohlbefinden einen Einfluss auf den Hautzustand hat.
Wenn der Patient in sich ruht, gelassen und entspannt ist, wird er auch hinsichtlich der Kopfhaut weniger Probleme haben als unter Belastung, Stress und Ärger.
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