Küchenschwämme oder Spültücher sind Brutstätten für Keime. Forscher haben nun herausgefunden, dass das Reinigen in der Waschmaschine oder Mikrowelle die Zahl sogar noch vergrößert.
40 Millionen Haushalte gibt es in Deutschland. In jedem davon, so schätzen Experten, befinden sich ein bis zwei Küchenschwämme.
"Mit institutionellen Einrichtungen kommt man vermutlich auf mehr als 100 Millionen in Deutschland", sagt Mikrobiologe Professor Markus Egert von der Hochschule Furtwangen. 100 Millionen potentielle Keimschleudern, wie seine neue Forschung festgestellt hat.
Dass Spülschwämme nicht gerade zu den Gegenständen mit der besten Hygiene im Haushalt gehören, war vielen schon zuvor klar. Millionen von Keimen findet man bei Untersuchungen regelmäßig auf wenigen Quadratzentimetern Spülutensil.
Dem gewieften Sparfuchs reichte das bislang nicht als Grund, den Schwamm regelmäßig auszutauschen. Eine gängige Praxis ist, den Schwamm heiß auszuwaschen.
Manche packen ihn sogar in die Waschmaschine oder in die Mikrowelle. Laut neuster Forschung ist das aber keine Lösung, um den Keimen an den Kragen zu gehen.
Egert untersuchte dazu ein gutes Dutzend Schwämme. Es ist die weltweit erste umfassende Studie zur Keimbelastung gebrauchter Küchenschwämme.
Konzentration wie sonst nur in Fäkalproben
In den Reinigungsutensilien wurde eine teilweise besorgniserregend hohe Konzentration von Bakterien nachgewiesen. 362 verschiedene Arten fanden die Forscher.
"Fünf der zehn häufigsten von uns gefundenen Arten gehören in die sogenannte Risikogruppe 2, das bedeutet sie sind potentiell pathogen", erklärt Egert.
Pathogen bedeutet, dass sie für Menschen, insbesondere immungeschwächte Personen, wie Kranke und Alte, zur Bedrohung werden können.
Besonders bedenklich: Gerade die Schwämme, die von den Nutzern in der Waschmaschine oder Mikrowelle "gereinigt" wurden, waren besonders von Keimen betroffen.
"Teils erreichten die Bakterien Dichten von mehr als 5 mal 10 hoch 10 Zellen pro Kubikzentimeter", erklärt der Mikrobiologe. "Das sind Konzentrationen, wie man sie sonst nur noch in Fäkalproben findet".
In Küchen hat so ein Wert nichts zu suchen. Die große Oberfläche des Schwamms ist das Problem. Sie ist ein idealer Nährboden für die Bakterien.
Dort finden sie Lebensmittelreste, Feuchtigkeit und Wärme. Waschmaschine und Mikrowelle verstärken diesen Effekt also nur, anstatt ihn zu mindern.
Auch für den müffeligen Geruch der gebrauchten Schwämme haben die Forscher eine Erklärung. Das sehr häufig nachgewiesene Bakterium Moraxella osoloensis produziert die übelriechende Stoffe.
In neu gekauften Schwämmen konnten die Wissenschaftler übrigens keine Belastungen feststellen. Einmal die Woche den Schwamm zu wechseln, schafft die Keimfalle somit aus der Küche.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.