Bei Verdacht auf einen Herznotfall sollte niemand zögern, 112 zu wählen, betonen Kardiologen bei der Vorstellung des Herzberichts. Die Versorgung sei auch während der zweiten Corona-Welle gesichert.

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Herzspezialisten befürchten, dass Patienten erneut aus Angst vor einer Corona-Infektion den Kliniken fernbleiben. "Das Risiko, sich im Krankenhaus zu infizieren, ist um ein Vielfaches geringer als die Gefahr, nicht behandelt zu werden", sagte der Kardiologe Thomas Voigtländer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Der Ärztliche Direktor des Agaplesion Bethanien Krankenhauses in Frankfurt ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.

Während der ersten Corona-Welle seien Auswertungen einer Krankenkasse zufolge über 40 Prozent weniger Patienten wegen dringlicher Herz-Kreislauf-Problemen ins Krankenhaus gekommen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der stationär behandelten Herzinfarkt-Patienten sei um rund 30 Prozent gesunken. "Wir befürchten, dass das auch jetzt wieder passiert. Das wird nicht so stark ausfallen wie im Frühjahr, aber die Tendenz ist da."

"Die Kliniken sind trotz Pandemie für die Notfallversorgung gerüstet", sagte Voigtländer. Man habe seit dem Frühjahr "dazugelernt": Es gebe Schnelltests und genug Schutzausrüstung, Infizierte würden isoliert, die Konzepte seien differenzierter. Voigtländer erwartet auch nicht, dass erneut flächendeckend planbare Operationen verschoben werden müssten. "Wir haben im März und April fast ein bisschen zu viel Ressourcen für Corona-Patienten geschaffen und den Rest zu weit runtergefahren", sagte Voigtländer.

Corona-Pandemie: Andere Krankheiten nicht aus dem Blick verlieren

Man dürfe trotz der Pandemie andere Krankheiten nicht aus dem Blick verlieren, sagte der Kardiologe. In Deutschland sterben jährlich 345.000 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. An oder mit dem Coronavirus starben bisher knapp 12.000. Ohne Corona-Maßnahmen läge diese Zahl nach Expertenangaben jedoch um ein Vielfaches höher.

Herzkranke gelten im Falle einer Corona-Infektion als besonders gefährdet. "Der entscheidende Risikofaktor ist aber das Alter", sagte Voigtländer. Herzpatienten sollten eine Zunahme von Atembeschwerden dennoch nicht leichtfertig als normal ansehen: "Die Symptome von Covid-19 können den Beschwerden einer Herzerkrankung stark ähneln."

Wie aus dem Deutschen Herzbericht hervorgeht, der am Donnerstag online in Frankfurt vorgestellt wurde, starben 2019 bundesweit rund 46.000 Menschen an einem Herzinfarkt. Etwa 30 Prozent der Herzinfarktpatienten verstarben nicht in einer Klinik - auch weil sie zu spät oder gar nicht den Notarzt alarmierten. Herzinfarkt und andere Herznotfälle seien "keine aufschiebbaren Krankheitsfälle, sondern unterliegen selbstverständlich weiterhin der Notfallversorgung, die auch während dieser zweiten Corona-Welle gewährleistet ist", betonte Voigtländer.  © dpa

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