- Viele Frauen sind davon betroffen, aber kaum eine spricht darüber: Haarausfall.
- Bei vielen Männern gehören Geheimratsecken und Glatze zum Älterwerden.
- Doch auch Frauen kann die Haarpracht ausgehen - und zwar nicht erst im Alter.
"Fast jede Frau leidet im Laufe ihres Lebens einmal an Haarausfall", sagt Ulrike Blume-Peytavi. Die Professorin ist kommissarische Leiterin der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Berliner Charité. Sie forscht viel zu dem Thema und sagt, dass Frauen in jedem Alter von Haarausfall betroffen sein können.
Haarausfall kann verschiedene Gründe haben
Vor allem jüngere Frauen leiden oft an diffusem Haarausfall - viel öfter sogar als Männer. Bei dieser Form fallen Haare am ganzen Kopf aus und die Gründe sind vielfältig. Einseitige Ernährung und radikale Diäten können beispielsweise zu Haarausfall führen. Auch Eisenmangel kann ein Grund dafür sein sowie Stress oder Stoffwechselerkrankungen.
Der Haarausfall, den viele Frauen nach einer Schwangerschaft erleben, ist vorübergehender Natur. Während der Schwangerschaft wird der Haarwuchs von den Östrogenen, den weiblichen Hormonen, angekurbelt. Nach der Geburt normalisiert sich der Hormonspiegel und somit auch das Haarwachstum wieder. Die während der Schwangerschaft überschüssig produzierten Haare fallen deshalb wieder aus.
Androgenetischer Haarausfall häufiger bei Männern
Eine Art des Haarausfalls, die oft erst in der zweiten Lebenshälfte der Frau vorkommt, ist der hormonell bedingte androgenetische Haarausfall. 30 bis 40 Prozent aller Frauen in den Wechseljahren erleben diesen Haarverlust, bei dem sich das Kopfhaar vor allem in der Scheitelregion lichtet.
Androgenetischer Haarausfall ist erblich bedingt und kommt bei Männern häufiger vor als bei Frauen. Bei ihnen äußert er sich in Geheimratsecken, Halbglatze und Glatze.
Beim kreisrunden Haarausfall hingegen, bei dem kahle Stellen am Kopf - oder beim Mann auch am Bart - auftreten, handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit. Die genauen Gründe dafür sind aber noch unbekannt.
Haarausfall belastet viele Frauen sehr
Für viele Frauen stellt der Verlust ihrer Haare eine psychische Belastung dar. Dermatologin Blume-Peytavi erklärt das so: "Bei Frauen sind die Haare auch ein Zeichen für Weiblichkeit, für Attraktivität. Es gibt ganz wenige Models, die ohne Haare oder mit abrasierten Haaren laufen.
Bei Männern ist eine reduzierte Haardichte oder eine Glatze gesellschaftlich und kulturell akzeptiert. Für Frauen hat der Haarausfall eine große psychologische Bedeutung. Viele finden sich nicht mehr attraktiv, ziehen sich zurück und haben auch Probleme, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten oder einen Partner zu finden."
Dass beim Duschen oder beim Bürsten ein paar Haare ausfallen, ist aber ganz natürlich und nicht mit krankhaftem Haarausfall gleichzusetzen. "Jeder Mensch verliert täglich circa 50 bis 80 Haare. Jeder Haarfollikel durchläuft immer wieder einen Wachstumszyklus, sodass immer wieder neue Haare gebildet werden. Aber wenn über vier bis sechs Wochen mehr als 100 Haare pro Tag ausfallen, dann sollte man zum Hausarzt gehen", sagt Ulrike Blume-Peytavi.
Ursache des Haarausfalls kann Eisenmangel sein
Bei diffusem Haarausfall versucht der Arzt dann, die dahinterliegenden Ursachen zu klären und zu behandeln, wie beispielsweise einen möglichen Eisenmangel. Für Patienten, die unter dem hormonell bedingten androgenetischen Haarausfall leiden, gibt es eine Substanz, die das Haarwachstum fördert. Diese muss über einen langen Zeitraum ein- bis zweimal täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden.
Von Shampoos, die beispielsweise mit Koffein angereichert sind und angeblich das Haarwachstum fördern sollen, hält Professorin Blume-Peytavi von der Charité wenig. "Ein Shampoo wendet man ja nur ein- bis zweimal wöchentlich an. Damit kann man den Wachstums-Prozess, der ja im Körper abläuft, nicht nachhaltig stimulieren."
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.