Für Millionen Frauen weltweit ist es eine Selbstverständlichkeit, während der Periode Tampons zu verwenden. Eine neue Studie sorgt nun allerdings für Unsicherheit. Demnach enthalten die Produkte giftige Metalle, darunter Blei, Arsen und Kadmium.

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In den sozialen Medien wie TikTok verbreitet sich die Nachricht wie ein Lauffeuer: Zahlreiche Userinnen zeigen sich in Videos besorgt über die Ergebnisse einer aktuellen Studie. Diese wirft die Frage auf: Schaden Frauen ihrem Körper, wenn sie Tampons verwenden?

Grund für die Verunsicherung ist eine Untersuchung der University of California in Berkeley. Ein Forschungsteam fand heraus, dass in Menstruationsprodukten Metalle enthalten sind. In der Studie, die im Fachjournal "Environment International" erschien, wurden in 30 Tampons von 14 Marken 16 unterschiedliche Metalle entdeckt.

Unter den Produkten stammte der Großteil aus den USA, vier Produkte waren auch in der EU beziehungsweise im Vereinigten Königreich erhältlich. Die getesteten Tampons hatten verschiedene Größen und Saugstärken und stammten sowohl von Eigenmarken verschiedener Händler sowie von bekannten Marken. Um welche Hersteller es sich genau handelte, gaben die Studienautoren nicht preis.

Zwar unterschied sich die Metallkonzentrationen je nach Ländern, in denen die Tampons gekauft wurden, nach Hersteller und biologischem oder nicht-biologischem Anbau der Baumwolle – eines hatten sie aber alle gemeinsam: In allen getesteten Tampons wiesen die Forschenden Metalle nach.

Giftige Metalle wie Blei und Arsen in Tampons nachgewiesen

"Wir wiesen Konzentrationen mehrerer toxischer Metalle nach, einschließlich erhöhter mittlerer Konzentrationen von Blei, Cadmium und Arsen", schreibt das Forschungsteam in seiner Studie.

Unterschiede gab es vor allem je nach Biostatus: Die Bleikonzentrationen seien bei nicht-biologischen Tampons höher gewesen, während die Arsenkonzentrationen bei Biotampons höher gewesen sei. "Keine Kategorie wies durchweg niedrigere Konzentrationen aller oder der meisten Metalle auf", heißt es weiter.

"Vergleicht man diesen Wert mit dem Bleigehalt, der aktuell im deutschen Trinkwasser erlaubt ist, haben wir in einem Gramm Tampon etwa die zehnfache Menge nachgewiesen."

Kathrin Schilling, Studien-Mitautorin, im "Spiegel"

Vor allem die Tatsache, dass in allen getesteten Tampons Blei gefunden wurde, nennen die Forschenden "besorgniserregend". Es gebe keine sichere Expositionsgrenze, jeder Anteil von Blei, der aus einem Tampon austrete und in den Körperkreislauf gelange, könne zu negativen gesundheitlichen Folgen beitragen, schreiben sie. Im Schnitt waren es 120 Nanogramm pro Tampon-Gramm.

Kathrin Schilling, die an der Studie beteiligt war, erläutert im Interview mit dem "Spiegel": "Vergleicht man diesen Wert mit dem Bleigehalt, der aktuell im deutschen Trinkwasser erlaubt ist, haben wir in einem Gramm Tampon etwa die zehnfache Menge nachgewiesen." Für Blei gebe es keinen sicheren Wert, sagt sie weiter. Es sei immer giftig.

Auch Arsen und Cadmium würden "mit zahlreichen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit in Verbindung gebracht", warnen die Studienautoren.

Metalle, die in Tampons gefunden wurden

  • Arsen, Barium, Kalzium, Cadmium, Kobalt, Chrom, Kupfer, Eisen, Mangan, Quecksilber, Nickel, Blei, Selen, Strontium, Vanadium und Zink.

Die gefundenen giftigen Metalle können bei Menschen unter anderem das Risiko für Demenz, Unfruchtbarkeit, Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hautentzündungen und Nierenschäden erhöhen. Auch warnen die Forschenden vor möglichen neurologischen und kognitiven Funktionsstörungen.

Noch viele Fragezeichen bei Aufnahme von Metallen über die Schleimhaut

Was die Studienergebnisse konkret für Frauen bedeuten, die Tampons verwenden, lässt sich noch nicht sagen. Über mögliche Gesundheitsschäden bei Menstruierenden könne man nicht spekulieren, schreiben die Studienautoren. Bislang gebe es auch keine Studien über die Aufnahme von Metallen über die vaginale Schleimhaut, sagt Schilling im "Spiegel". Das sei nun der nächste Schritt.

Allerdings habe sich bei einer Untersuchung, bei der Tampons mehrere Stunden in 37 Grad warmes Wasser - entsprechend der Körpertemperatur - gelegt wurden, "sehr viel Zink herausgelöst, das in hohen Dosen dem Immunsystem schaden kann". Blei trete eher weniger aus, Arsen hingegen fast vollständig, so die Forscherin.

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Zudem gibt Schilling zu bedenken, es sei bereits bekannt, dass "bestimmte Medikamente in geringeren Dosen effektiver über die vaginale Schleimhaut aufgenommen werden können als bei einer oralen Einnahme".

Forscherin: Herstellung von Tampons oft "unklar"

Wie die giftigen Metalle überhaupt in Tampons gelangen, sei bislang unklar, sagt Schilling. Ihre Vermutung: Abrieb beim Herstellungsprozess durch die Maschinen oder auch, dass Stoffe wie Zinkoxid hinzugefügt werden, um bakterielles Wachstum und Gerüche zu verhindern. Eine weitere Annahme ist, dass die Baumwolle, die für die Produktion verwendet wird, kontaminiert sein könnte.

"Tampons sind eine Blackbox."

Kathrin Schilling im "Spiegel"

Außerdem dürften Produzenten einige Stoffe wie Bleichmittel und Duftstoffe hinzufügen. "Welcher Hersteller am Ende was davon zu welchen Anteilen nutzt, das war für uns nicht nachvollziehbar. Tampons sind eine Blackbox", sagt sie.

Die Autoren kritisieren in ihrer Studie: "Im Allgemeinen gibt es in den USA, der EU und dem Vereinigten Königreich so gut wie keine Vorschriften zum Schutz der Verbraucher vor möglichen Schadstoffen in Tampons." Keine dieser Regierungen verlange von den Herstellern, ihre Produkte auf schädliche Chemikalien, einschließlich Metalle, zu testen. Schilling bekräftigt: "Diese Studie soll ein Anstoß sein, Hygieneartikel im großen Stil zu prüfen."

Verwendete Quellen

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