Fleisch hat zuletzt einen schlechten Ruf bekommen: Bestimmte Sorten sollen zum Beispiel das Risiko für Darmkrebs erhöhen. Rund vier Prozent der Deutschen sind Vegetarier und essen gar kein Fleisch. Einige von ihnen verzichten als Veganer sogar ganz auf tierische Produkte. Das ist aber nicht immer besser als eine Ernährung mit Fleisch - denn dabei können auch Mangelerscheinungen drohen.
Der Magen knurrt. Jetzt erst einmal ein saftiges Steak? Oder vielleicht besser einen Tofuburger? Manche Menschen verzichten lieber auf Fleisch. Einige von ihnen, die Veganer, essen sogar gar keine tierischen Produkte. Aber ist das wirklich gesünder als eine fleischhaltige Ernährung? Oder drohen dabei Mangelerscheinungen?
Und wen betrifft das eigentlich? Laut Robert Koch-Institut bezeichnen sich rund vier Prozent der Deutschen als Vegetarier. Rund 0,1 bis ein Prozent sind Veganer - die Zahl schwankt je nach Untersuchungsmethode und Quelle. Welche Folgen hat diese Ernährung für die Gesundheit?
Pflanzliche Ernährung bietet einige Vorteile
Es gibt zunächst einmal tatsächlich einige Vorteile, sagt Diplom-Oecotrophologin Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): "Eine Ernährung, die auf rein pflanzlichen Lebensmitteln basiert, ist in der Regel mit einer höheren Zufuhr verschiedener Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundärer Pflanzenstoffe verbunden." Das ist gut für den Körper.
Beobachtungsstudien hätten zudem gezeigt, dass das Risiko für bestimmte Krankheiten sinkt, wenn Menschen viele ballaststoffreiche Getreideprodukte und viel Gemüse und Obst essen, sagt die Expertin.
Dann nimmt zum Beispiel das Risiko ab, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes (mellitus) Typ II zu entwickeln.
Rotes Fleisch könnte das Krebsrisiko erhöhen
Aus den Studien ging auch hervor, dass Menschen, die viel rotes Fleisch essen, ein höheres Risiko haben, bestimmte Krebsarten wie zum Beispiel Dickdarm- und Mastdarmkrebs zu bekommen. Zu rotem Fleisch zählt das Fleisch von Schweinen und von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen.
Hinzu kommt, dass Fleisch häufig mit fettreichen Saucen oder Panaden zubereitet wird. "Ein hoher Fleischverzehr kann also je nach Zubereitungsform mit einer erhöhten Fettzufuhr einhergehen", sagt die Ernährungswissenschaftlerin.
So gebe es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Höhe des durchschnittlichen Konsums von rotem Fleisch und dem Körpergewicht wie auch dem Bauchumfang. Sprich: Wer viel rotes Fleisch isst, der könnte eher zu Übergewicht neigen als jemand, der pflanzliche Kost bevorzugt.
Wer viel Fleisch und Wurst isst, der nimmt zudem mehr Stoffe auf, die in Massen ungünstig wirken. Dazu zählen zum Beispiel gesättigte Fettsäuren, Cholesterol und Speisesalz.
Fleisch hat auch einige Vorteile
Allerdings hat Fleisch nicht nur Nachteile: "Der Verzehr trägt auch zur Versorgung mit hochwertigem Protein, den Spurenelementen Eisen, Zink und Selen sowie den Vitaminen A, B1 und B12 bei", sagt Restemeyer. Wer Fleisch isst, sollte nach Möglichkeit weißes Fleisch wählen, also Geflügel wie zum Beispiel Pute oder Huhn, empfiehlt die DGE.
Diese Stoffe können Vegetarier auch über nicht-fleischliche Lebensmittel zu sich nehmen - sofern sie zum Beispiel Eier und Milch konsumieren. Ob sie aber tatsächlich alle wichtigen Nährstoffe erhalten und sich wirklich ausgewogen ernähren, hängt von den Lebensmitteln ab, die sie essen.
"Wenn die Ernährung vor allem eine abwechslungsreiche Auswahl an Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und Pflanzenölen enthält, ist das durchaus eine gesundheitsfördernde Lebensweise", sagt die Expertin.
Vitamin B12 ist vor allem in tierischen Lebensmitteln enthalten
Eine Ernährung ohne tierische Produkte kann aber Risiken bergen. Das gilt insbesondere für die vegane Ernährung, die ausschließlich aus pflanzlichen Lebensmitteln besteht. "Dabei ist eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen nicht oder nur schwer möglich", sagt Restemeyer.
Der kritischste Nährstoff dabei ist Vitamin B 12. "In einer für den Menschen verfügbaren Form ist das Vitamin fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten", sagt die Ernährungswissenschaftlerin.
Zu den potenziell kritischen Nährstoffen gehören zudem Proteine und weitere Vitamine und Mineralstoffe wie zum Beispiel Eisen, Selen, Calcium und Zink. Insbesondere für Veganer sei es daher wichtig, gezielt nährstoffdichte beziehungsweise mit solchen Bestandteilen angereicherte Lebensmittel zu essen oder die Ernährung mit entsprechenden Nährstoffpräparaten zu ergänzen, so die Expertin.
Darauf sollten insbesondere schwangere und stillende Frauen achten sowie Eltern von Säuglingen und Kleinkindern.
Nicht jeder, der kein Fleisch isst, ernährt sich gesund
Darüber hinaus ernährt sich nicht jeder, der auf Fleisch verzichtet, automatisch von viel Gemüse und anderen frischen Produkten. Einige Vegetarier und Veganer greifen auch gerne auf Fertigprodukte aus dem Supermarkt zurück. Oft enthalten diese aber viel Salz oder andere Zusatzstoffe.
"Solche verarbeiteten Lebensmittel mit hohen Mengen an zugesetztem Zucker, Fett und Speisesalz sind ernährungsphysiologisch nicht günstig“, sagt Restemeyer.
Insgesamt lässt sich laut DGE momentan nicht sagen, dass eine vegetarische oder vegane Ernährung gesünder ist als eine Ernährung, die wenig Fleisch beinhaltet.
Die Effekte seien zudem schwer zu messen: So sei der Lebensstil von Menschen, die sich fleischlos ernährten, häufig insgesamt gesundheitsfördernder, weil sie zum Beispiel im Schnitt weniger rauchen, weniger Alkohol trinken und sich mehr bewegen, so Restemeyer: "Daher ist der Effekt auf die Gesundheit allein schwer zu identifizieren."
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