Das Österreichische Rote Kreuz entschuldigt sich öffentlich und wehrt sich gegen Vorwürfe, Menschen aufgrund ihrer Religion zu diskriminieren. Eine Sprecherin erklärt das Blutspende-Debakel.

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Eva Menichetti ist Medizinische Leiterin der Zentrale für Wien, Niederösterreich und das Burgenland beim Österreichischen Roten Kreuz. Und wird derzeit von Medienanfragen überrollt. "Ein sprachliches Missverständnis, anders kann ich mir das nicht erklären", sagt sie zum Eklat, der ihre Organisation beutelt.

Am Dienstag hatte eine Aussendung der Islamischen Religionsgemeinde Linz zu einem Aufschrei geführt. Das Rote Kreuz "möchte keine Blutspenden von 'TürkInnen' und Muslimen", habe eine Ärztin vom Oberösterreichischen Roten Kreuz mitgeteilt. Viele muslimische Österreicher fühlten sich vor den Kopf gestoßen, auch ausländische Medien berichteten über den Vorfall.

Immer wieder treten Gruppen an das Rote Kreuz heran, die Blut spenden wollen - Vereine, aber auch Schulen und Firmen. Die Rahmenbedingungen und Richtlinien sind immer die gleichen. Wer bestimmte Kriterien nicht erfüllt, kommt als Spender nicht in Frage. "Ob das koptische Christen oder Muslime oder einer anderen Religion zugehörige Menschen sind, ist dabei völlig egal", sagt Menichetti. "Das hat nichts mit Religion oder Genetik zu tun." Wer in Österreich geboren und aufgewachsen sei, dürfe selbstverständlich spenden.

Nord-Süd-Gefälle bei Infektionen

Ob jemand zugelassen wird oder nicht, entscheidet ein Arzt. Die Sicherheit des Empfängers von Blutkonserven und der Spenderschutz haben dabei Priorität. Menichetti zufolge gibt es bei Infektionen "ein Nord-Süd-Gefälle". In Nordeuropa liege die Infektionsrate mit Hepatitis B beispielsweise bei 0,5 Prozent - und nehme Richtung Süden zu. Wer Hepatitis-B-Antikörper im Blut habe, dessen Spende könne nicht verwendet werden. "Das gilt übrigens auch für nach Australien ausgewanderte Europäer", verdeutlicht Menichetti.

Ähnlich verhält es sich mit Risikoregionen für andere Krankheiten. Wer etwa in einem Malaria-Gebiet geboren und aufgewachsen ist, hat zeitlebens eine Sperre. Dasselbe gilt für Menschen, die zwischen 1980 und 1996 mehr als sechs Monate in Großbritannien verbracht haben - wegen BSE. Bei Gegenden, in denen das Westnilvirus verbreitet ist, gibt es hingegen nur eine zeitweilige Sperre.

Manche Regeln dienen dem Schutz des Spenders - etwa jene, dass ein Spender mindestens 50 Kilo wiegen muss. "Wer ein solches Gewicht nicht dauerhaft halten kann, hat ungefähr ein Blutvolumen von drei Litern. Wenn man da knapp einen halben Liter spendet, kann das zu Problemen führen", erklärt Menichetti. Schwangere scheiden aus, und auch Menschen mit bestimmten Krankheiten fallen durch das Raster. Wer beispielsweise Krebs hatte, darf nicht spenden, selbst wenn die Behandlung erfolgreich war. Zudem schließen einige größere Operationen eine Blutspende aus.

Michael Opriesnig, stellvertretender Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, bedauert die Verärgerung von Spendenwilligen in Oberösterreich. Er stellt klar: "Menschen mit Migrationshintergrund sind bei uns als Blutspender jederzeit herzlich willkommen."

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