- Schlaganfälle treffen nicht nur ältere Menschen, auch jüngere Personen können einen Schlaganfall bekommen.
- Ein Stück weit kann man vorbeugen, indem man sich ausreichend bewegt, nicht raucht, Alkohol vermeidet und sich gesund ernährt.
- Junge Menschen erholen sich oft gut von einem Schlaganfall.
Ballermann-Star Melanie Müller hat im Juli einen Schlaganfall erlitten – mit nur 34 Jahren. Ihre rechte Gesichtshälfte sei danach leicht gelähmt gewesen, sie habe seitdem einen Tinnitus auf dem rechten Ohr, berichtete sie. Auch Influencerin Ina von Coupleontour hatte als sehr junge Frau einen Schlaganfall und befindet sich seitdem im Krankenhaus.
Bei einem Schlaganfall wird ein Teil des Gehirns nicht mehr ausreichend durchblutet, weil ein Blutgerinnsel ein Gefäß verschließt. Seltener ist eine Blutung im Gehirn als Auslöser. Dadurch bekommen die Nervenzellen im Gehirn nicht mehr ausreichend Blut und damit auch zu wenig Sauerstoff. In der Folge kommt es etwa zu Lähmungen und Sprachstörungen.
Ursachen für Schlaganfälle bei jungen Menschen
Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit dem Lebensalter – aber es gibt eben immer wieder auch junge Menschen, die einen Schlaganfall erleiden. Woran liegt das eigentlich?
"Der wichtigste Risikofaktor für Schlaganfälle ist Bluthochdruck, gefolgt von den Folgen eines ungesunden Lebensstils wie Bewegungsmangel, Rauchen und schlechte Ernährung", sagt Dr. Anna-Lena Hoffmann, Oberärztin der Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie in der Schön Klinik Neustadt. "Diese Risikofaktoren treten leider auch bei jüngeren Menschen zunehmend auf."
Daneben gibt es aber auch Ursachen für Schlaganfälle, die nichts mit dem Lebensstil zu tun haben. Sie können auch sehr gesund lebende Menschen treffen:
Bei einer Gefäßdissektion reißt die innere Wand einer Halsschlagader ein. "Das ist zwar insgesamt eine seltene Schlaganfallursache, verursacht aber rund 25 Prozent der Schlaganfälle bei unter 45-Jährigen", sagt die Expertin. Entstehen können solche Risse etwa bei Einrenkmanövern am Hals oder bei einem Verkehrsunfall. Manchmal weiß man auch nicht, was die Ursache ist.
Auch bestimmte Erkrankungen wie das Antiphospholipid-Syndrom (APS) oder angeborene Störungen der Blutgerinnung erhöhen das Risiko. "Dabei kann es bereits im jungen Alter zu Thrombosen, Fehlgeburten oder auch Schlaganfällen kommen", sagt die Ärztin.
Ein weiterer Risikofaktor ist ein angeborenes Löchlein im Herzen. "Diese Öffnung im Herzen ist bei Ungeborenen während der Schwangerschaft normal und verschließt sich eigentlich nach der Geburt, aber bei etwa 25 Prozent aller Menschen bleibt ein kleines Loch bestehen", sagt Hoffmann. Ist das Loch größer und gibt es womöglich zusätzlich noch eine Aussackung der Herzinnenwand, können sich dort Gerinnsel bilden und Schlaganfälle verursachen. "Mittlerweile lässt sich dieses Löchlein recht einfach über eine Katheter-Untersuchung verschließen, wenn es nötig ist."
Außerdem gibt es noch einige seltene Ursachen für Schlaganfälle, vor allem aber auch eine Volkskrankheit: Auch bei Migräne besteht ein etwas erhöhtes Schlaganfallrisiko. "Und nicht zuletzt können auch Infektionserkrankungen Schlaganfälle auslösen – die bekannteste ist sicherlich zurzeit COVID-19", sagt die Expertin.
Junge Menschen haben oft leichtere Symptome
Die Größe eines Schlaganfalls hängt davon ab, wo ein Gefäß verschlossen ist. Das kann man mit einer Röntgenuntersuchung des Kopfes feststellen. "In jedem Lebensalter sind sowohl größere wie auch kleinere Schlaganfälle möglich", sagt Hoffmann.
Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Bei der gleichen Größe eines Schlaganfalls spüren junge Menschen oft mildere Symptome als ältere. Das liegt daran, dass ihr Gehirn sich schneller wieder erholt. "Häufig weist es auch weniger Vorschädigungen auf als bei älteren Menschen", sagt die Ärztin.
Vorbeugung im Alltag
Eigentlich ist es ganz einfach, einem Schlaganfall vorzubeugen – jedenfalls bei den Ursachen, die sich beeinflussen lassen. Hoffmann rät zu mindestens 150 Minuten Ausdauersport pro Woche und zweimal 30 Minuten Krafttraining. "Dazu Finger weg von Zigarette und Alkohol und eine möglichst fleischarme mediterrane Ernährung."
Wenn jemand unter Bluthochdruck leidet oder einen sehr hohen Cholesterinwert hat, sollte dies gerade bei jungen Menschen konsequent behandelt werden, um Folgeschäden in den Blutgefäßen zu verhindern. Wer unter Migräne leidet, sollte außerdem auf keinen Fall rauchen oder die Pille nehmen. "Diese Kombination erhöht das Risiko für Schlaganfälle", sagt die Ärztin.
Nach einem Schlaganfall zählt jede Minute
Bei einem Schlaganfall kommt es in jedem Lebensalter auf die Zeit an. "Innerhalb der ersten Stunden kann eine stärkere Blutverdünnung verabreicht werden, um Gerinnsel aufzulösen", sagt die Neurologin. Ist ein größeres Blutgefäß verschlossen, kann es mit einem Katheter wieder geöffnet werden.
"Je schneller das Gehirn wieder durchblutet wird, desto besser, daher zählt jede Minute", sagt die Oberärztin. Manchmal wird auch ein sogenannter Stent in ein Gefäß im Gehirn oder im Hals eingesetzt, um die Durchblutung wieder herzustellen.
Die Ursache langfristig behandeln
Nach einer solchen Akutbehandlung geht es dann langfristig darum, die Ursache zu finden, die den Schlaganfall ausgelöst hat – und die Betroffenen so zu behandeln, dass nach Möglichkeit kein weiterer Schlaganfall auftritt. "Dazu gehört meistens ein Blutverdünner", sagt Hoffmann. Auch weitere Risikofaktoren sollten behandelt werden.
Wenn jemand nach dem Schlaganfall noch unter Einschränkungen wie etwa Sprachproblemen leidet, können ihm bestimmte Therapien helfen. Zum Einsatz kommen etwa Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. "Das Positive ist, dass sich unser Gehirn nach einem Schlaganfall über viele Monate weiter regenerieren kann", sagt die Ärztin. "Es lohnt sich also, zu trainieren."
Junge Menschen erholen sich oft gut
Die Prognose bei jungen Menschen nach einem Schlaganfall ist oft gut. "Es kommt natürlich auf die Größe des Schlaganfalls an und wie schnell behandelt wurde", sagt die Expertin. "Aber grundsätzlich erholen sich junge Menschen häufig sehr gut von Schlaganfällen."
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Hilfreich ist es dabei besonders, wenn Menschen sich vorher schon regelmäßig bewegt haben. Dann ist eine gewisse Grundfitness vorhanden. "Das erleichtert auch den Rehabilitationsprozess."
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