- Bei niedrigen Temperaturen durchmischt sich die Luft schlechter, außerdem funktioniert eine Technik im Auto nicht mehr richtig.
- Besonders für Radfahrer kann das gesundheitliche Folgen haben.
- Das Smartphone kann helfen: Es gibt eine App, die vor schlechter Luft warnt.
Wer im Winter an einer viel befahrenen Straße Fahrrad fährt, kennt das: Die Autoabgase verbleiben in der kalten Luft und ziehen nicht ab. Hinter alten Diesel-Pkw stinkt es besonders stark.
Dafür gibt es zwei Gründe. Der Hauptgrund liegt in den Autos selbst, die Schadstoffe durch den Auspuff in die Luft jagen. Das Problem: Die Abgasreinigung der Dieselmotoren funktioniert bei Kälte schlechter. Laut Umweltbundesamt ist die Technik in den Fahrzeugen auf Laborbedingungen bei Raumtemperatur optimiert. Sinken die Temperaturen wie im Winter, steigen die Stickoxidwerte. Selbst einige Euro-6-Diesel können über dem Grenzwert liegen.
Einen weiteren Grund liefern die meteorologischen Randbedingen: Im Winter ist der Luftaustausch häufig stark eingeschränkt. Solche winterlichen Inversionswetterlagen führen dazu, dass sich die Schadstoffe in der Luft anreichern.
Radfahrer sollten Nebenstraßen nutzen
Von den Abgasen an Hauptverkehrsstraßen sind nicht nur die Radfahrer, Fußgänger und Anwohner betroffen. "Wenn die Autofahrer dicht an dicht im Stau stehen, erhöht sich auch der Anteil der Schadstoffe im Innenraum der Fahrzeuge", sagt Ute Dauert, Fachgebietsleiterin im Umweltbundesamt, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Radfahrern empfiehlt sie, Hauptverkehrsstraßen zu meiden und Nebenstraßen zu nutzen. Denn zu den Abgasen aus dem Auspuff kommt noch Feinstaub hinzu, der durch Abrieb von Reifen, Bremsen und Straßenbelag entsteht. "Je kleiner die Partikel sind, desto tiefer gelangen sie in den Körper", erklärt Dauert. Das könne beispielsweise zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
Schadstoffe verringern statistische Lebensdauer
Der Unterschied beim Radfahren im Vergleich zum Gehen als Fußgänger: Bei körperlicher Aktivität atmen wir häufiger und damit mehr verschmutzte Luft ein. In einem Versuch an der Deutschen Sporthochschule Köln für die TV-Sendung "Quarks" sollte ein Radfahrer auf einem Ergometer sein Wohlfühltempo fahren. Das Ergebnis: Er atmete bis zu viermal tiefer Luft ein als im Normalzustand, exakt waren es 63 Liter pro Minute. Dadurch würden kleinste Partikel durch die Lungenbläschen tiefer in den ganzen Körper gelangen, erklärt Professor Hans-Georg Predel von der Sporthochschule und warnt vor Mikroentzündungen durch Atherosklerose und einer Erhöhung der Krebsgefahr.
Ihm zufolge könne durch Schadstoffe die statistische Lebensdauer bei Radfahrern um bis zu 40 Tage verringert werden. Predel weist allerdings auch darauf hin, dass Radfahren generell die Lebensdauer um 40 Monate erhöht. Deshalb empfiehlt auch er, nicht auf diesen sportlichen Ausgleich zu verzichten und stattdessen auf Nebenstraßen auszuweichen.
Gefahren vor allem im Winter und Sommer
Laut dem Umweltbericht der Europäischen Umweltagentur von 2019 sind in Deutschland 59.600 Menschen an den Folgen von Feinstaub vorzeitig gestorben. Im Winter sind übrigens nicht nur Autos das Problem. Auch die Holzfeuerung führe zu einem höheren Feinstaubwert in der Luft, sagt Dauert.
Was im Winter der Feinstaub ist, das ist im Sommer das Gas Ozon. An mehreren Tagen im Jahr überschreiten vor allem in den Nachmittagsstunden die Ozonwerte in deutschen Städten die Ziel- und Informationsschwellen. Dauert empfiehlt, in dieser Zeit auf Sportarten wie Joggen oder längeres Radfahren zu verzichten. Die frühen Morgenstunden oder auch der Abend sind hierfür besser geeignet.
App soll helfen
Eine Möglichkeit, um auf Nummer sicher zu gehen: In der App "Luftqualität" des Umweltbundesamtes werden die aktuellen Messwerte für Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon angezeigt. Die Daten stammen von mehr als 400 Messstationen. Ergänzt werden die Messdaten durch Verhaltenstipps, je nach Höhe der Luftbelastung. Die App gibt es kostenfrei für Android und Apple.
Und für Fans futuristischer Gadgets: Eine US-amerikanische Firma war dabei, einen portablen Luftfilter für Fahrradfahrer namens IWind zu entwickeln. Mehrere Medien hatten im Mai darüber berichtet. Allerdings steht auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter, auf der man die Entwicklung der Technik unterstützen konnte, dass die Finanzierung im Juni eingestellt wurde. Wie es mit IWind weitergeht, ist derzeit noch offen.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Ute Dauert, Umweltbundesamt
- Umweltbundesamt in Dessau
- YouTube.de: Quarks - Schadstoffe: Radfahrer atmen verpestete Luft
- Kickstarter.de: IWind
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