Früher schwand bei Frauen mit den Wechseljahren auch die Hoffnung auf einen erfüllten Kinderwunsch. In Zeiten der künstlichen Befruchtung ist die Sache nicht mehr ganz so klar. Doch nicht nur das Alter der Frau kann ausschlaggebend sein. Auch als Mann muss man sich die Frage stellen: Wann ist man zu alt zum Kinderkriegen? Die intime Sprechstunde.

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Dr. med. Wolfgang Bühmann, Facharzt für Urologie und Andrologie sowie Pressesprecher des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e.V., klärt auf:

"Ab der Lebensmitte bauen wir ab. Daher sollte man Kinder nicht in einem Alter zeugen oder gebären, wenn man den Anforderungen, die Kinder stellen, nicht mehr gerecht werden kann. Ein 80-jähriger Vater ist zum Beispiel nicht das Ideal, weil er erstens seine Kinder nicht mehr beim Aufwachsen begleiten kann. Zweitens ist die psychische Distanz zum Nachwuchs größer; das Verständnis für Kinder verringert sich, wenn man selber am Lebensende ist.

Die Frau ist rein biologisch für die Aufzucht der Kinder vorgesehen. Wenn sie jenseits der Wechseljahre ist, ist eine Schwangerschaft grenzwertig: Die natürliche Lebenserwartung der Frau ist dann so gering, dass sie die Kinder nicht mehr beim Aufwachsen begleiten kann. Heutzutage gibt es aber Frauen, die mit 60 Kinder kriegen, zum Beispiel durch künstliche Befruchtung. Die Kinder werden irgendwann zu Halb- oder Vollwaisen. Das kann nicht im Sinne der Evolution, der Biologie oder der Familie sein. Bei Frauen sollte man zudem bedenken, dass die Risiken einer Schwangerschaft um die Wechseljahre herum sowohl für die Frau als auch für das Kind größer sind. Das gilt im Prinzip auch für den Mann, hier gibt es aber keine genaue Zahlen.

Trotzdem kann man die Frage, ab wann man keine Kinder mehr bekommen sollte, nicht pauschal beantworten. Manche Menschen sind bessere Eltern, wenn sie älter sind, weil sie in jungem Alter zu stark mit sich selbst oder ihrer Karriereplanung beschäftigt sind. Andere rosten mit Mitte 40 schon ein, dann wäre es natürlich besser, sie zeugen mit Mitte 20 Kinder. Das ist je nach Lebensentwurf unterschiedlich. Es gibt natürlich wunderbare Eltern, die noch mit 50 Kinder bekommen haben. Die Frage muss also individuell betrachtet werden." (sist)

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