Lemon Bottle heißt das Schlankheitsmittel, das zum Trend bei TikTok geworden ist. Die Wirkung ist allerdings nicht nachgewiesen – und beim Kauf im Internet können Gefahren drohen.

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Ein paar Spritzen – und das Fett ist weg? Lemon Bottle ist einer der aktuellen Trends bei TikTok im Beauty-Bereich. Es wird als eine Art Wundermittel gegen Fettpölsterchen und Übergewicht angepriesen und soll zielgerichtet etwa ein Doppelkinn, Fettpolster am Bauch oder an den Wangen verschwinden lassen. Was ist dran an dem Hype um Lemon Bottle?

Das Mittel wird unter die Haut gespritzt. Den Körper ohne eine OP zu formen, klinge für viele Menschen auf den ersten Blick verlockend, sagt Dr. Afschin Fatemi, Facharzt für Dermatologie aus Düsseldorf. "Jedoch sollte vor jeder ästhetischen Behandlung eine Beratung und Aufklärung von einem Spezialisten stattfinden, um Risiken und Möglichkeiten zu besprechen." Geeignet dafür sind zum Beispiel Fachärzte für Dermatologie oder für Plastische und ästhetische Chirurgie.

Lemon Bottle ist in der Schweiz verboten

In Lemon Bottle ist unter anderem Vitamin B2 enthalten. Die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe Vitamin B2, Lecithin und Bromelain soll das Körperfett reduzieren. "Die bisherige wissenschaftliche Evidenz zu Lemon Bottle ist allerdings begrenzt und es gibt Bedenken hinsichtlich der Langzeitwirkungen und Sicherheit", warnt Fatemi.

In der Schweiz ist Lemon Bottle inzwischen verboten, unter anderem deshalb, weil die Wirkung nicht belegt ist. Die Anwendung könne zudem ein Risiko für die Gesundheit sein, heißt es bei Swissmedic, dem schweizerischen Heilmittelinstitut. Es wird dort sogar "ausdrücklich" vor der Anwendung gewarnt.

Schwellungen und blaue Flecken möglich

Hinzu kommt, dass bei Lemon Bottle ein Wirkstoff fehlt, der gezielt die Hülle der Fettzellen angreift und in anderen medizinischen Produkten zur Fettreduktion enthalten ist. Lemon Bottle ist allerdings neu auf dem Markt. "Deshalb gibt es aktuell noch keine Studien dazu", sagt Fatemi. Langzeiterfahrungen fehlen – auch darüber, ob sich ein möglicher Schlankheitseffekt wieder zurückbildet, wenn man das Mittel absetzt.

Und auch, wenn eine Spritze im Vergleich zu einer klassischen Schönheitsoperation erst einmal harmlos klingen mag: "Eine Injektion, vor allem in empfindlichen Regionen wie dem Gesicht, ist immer mit Risiken verbunden", sagt der Mediziner. Es kann zu Schwellungen und blauen Flecken kommen. Wenn diese stark ausgeprägt sind oder lange anhalten, sollten Betroffene ärztlichen Rat einholen.

Auf keinen Fall selbst spritzen

Lemon Bottle gilt in Deutschland als Kosmetikprodukt. Es ist deshalb frei über das Internet erhältlich. Nun könnte manch einer auf die Idee kommen, die Kosten für eine Behandlung zu sparen und sich das Mittel einfach selbst zu spritzen. Davon rät der Dermatologe dringend ab. "Die Risiken sind vielfältig", warnt Fatemi. Es könne zu Verletzungen des Gewebes, der Nervenfasern und der Gefäße kommen. Wenn jemand nicht auf eine ausreichende Hygiene achte, drohen außerdem Infektionen.

Es gibt auch noch ein ganz anderes Problem damit, Lemon Bottle über das Internet zu beziehen: Es ist verlockend, das Produkt mit dem günstigsten Preis zu wählen. "Aber neben tatsächlichen Angeboten besteht immer die Gefahr, an ein Produkt mit B-Qualität oder im äußersten Fall sogar an eine Fälschung zu geraten", sagt Fatemi.

Gefahr von Fälschungen bei Billigprodukten

In der Schweiz ist Lemon Bottle auch deshalb nicht zugelassen, weil bei Untersuchungen Inhaltsstoffe gefunden worden sind, die nicht angegeben waren – und es sich bei den Produkten entsprechend um Fälschungen handelte. Das Risiko besteht erst recht, wenn jemand günstige Produkte bei dubiosen Anbietern kauft – darin könnten ganz andere Wirkstoffe, höhere Dosierungen, niedrige Dosierungen oder auch Verschmutzungen enthalten sein, in jedem Fall könnte eine Gefahr drohen.

"Die Erfahrung mit Ozempic hat gezeigt, dass fast alles möglich ist", sagt der Experte. Rund um das Schlankheitsmittel hat sich ein Schwarzmarkt mit gefälschten Abnehmspritzen gebildet. Auch beim Potenzmittel Sildenafil ("Viagra") kommt es immer wieder vor, dass sich vermeintliche Schnäppchen als Fälschungen entpuppen.

Alternativen zu Lemon Bottle

Wer nicht auf Lemon Bottle setzen möchte, hat zahlreiche Alternativen, um gegen unerwünschte Fettpolster vorzugehen. So gibt es beispielsweise medizinische Spritzen, die Fett bekämpfen. Bei seinem Fachärzteteam sei ein Body-Contouring per Laser-, Ultraschall oder Radiofrequenzmedizin aktuell angesagt, sagt Fatemi. Fettpölsterchen ließen sich zum Beispiel mit einem neuartigen Laserverfahren gezielt und ohne OP abbauen. Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA habe das Laserverfahren "Sculpture" zugelassen: "Die Methode kommt ohne jede Verletzung der Hautoberfläche aus und reduziert auch hartnäckige Fettdepots."

Ansonsten bleibt wohl nur, dem Fett mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung zu Leibe zu rücken. Gezielt lassen sich Fettpölsterchen am Körper damit allerdings nicht abbauen – auch wenn manche Methoden das Gegenteil versprechen.

Über den Gesprächspartner

  • Dr. Afschin Fatemi ist Facharzt für Dermatologie mit Schwerpunkt Dermatochirurgie und ästhetische Medizin.

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