Fitnesstracker und andere Wearables analysieren uns und unseren Körper sehr genau. Doch sorgt das damit verbundene Internet of Things auch wirklich für mehr Gesundheit?
Die Intelligenz für das Handgelenk gibt es bereits für 30 Euro im Online-Handel. Wearables sind kleine Computer, die viele Informationen über den eigenen Körper liefern. Schrittzähler, Pulsmesser oder eingebauter Schlaftracker - die schlauen Armbänder liefern jede Menge Daten über unseren Körper und versprechen ein gesünderes Leben.
Kein Geringerer als Apple-Chef Tim Cook hat verkündet, dass er mit der hauseigenen Smartwatch 15 Kilogramm abgenommen hat. Allein das eingebaute Belohnungssystem, das Medaillen vergibt, wenn man bestimmte Ziele erreicht, hat ihn zu mehr Bewegung motiviert, woraufhin er Pfunde auf der Waage verlor. Auch Erfolgsgeschichten anderer Tracker-Hersteller gibt es unzählige.
Doch was können die kleinen Geräte noch alles liefern, wenn es nicht gerade nur um die Motivation zur Bewegung geht? Können die sogenannten Fitness-Tracker vielleicht Krankheiten vorbeugen oder sogar heilen? In der Tat beeinflussen Wearables bereits heute neue Behandlungsmethoden und eröffnen neue Behandlungswege in der Diagnose.
Big Data sorgt für viele Gesundheitsdaten
Letztlich sind es aber nicht nur die Wearables und die darüber gesammelten Körperwerte, die uns gesünder machen können. Es ist - wie so oft, wenn es um das Thema Internet of Things geht - die Vernetzung verschiedener Geräte und die damit verbundene Kombination gesammelter Daten.
Der zur Verfügung stehende Datenschatz wäre und ist riesig: Forscher nutzen schließlich jetzt schon Analysen aus sozialen Netzwerken, um beispielsweise Nebenwirkungen von Medikamenten herauszufinden.
So fanden Wissenschaftler im Jahr 2015 bei der Analyse von 40 Millionen Kurznachrichten auf Twitter beispielsweise heraus, dass ein bestimmter HIV-Wirkstoff Schlafstörungen hervorruft - und das nur, weil die Patienten über Albträume klagten. So könnte man laut Experten in Zukunft die Gefahren mancher Medikamente besser aufdecken und sie dann vom Markt nehmen.
Doch auch wenn - zumindest theoretisch - ein großer Fundus an Informationen zugrunde liegt, der uns bei der Analyse unserer Gesundheit helfen könnte, sind die Wissenschaftler noch lange nicht soweit, die Daten zu kombinieren. Sie stehen viel mehr vor einem anderen Problem, wie Glücksforscher Kai Ludwig von der Happiness Research Organisation gegenüber der Zeitschrift "Technology Review" erklärt: Nur auf digitalem Weg ließen sich keine verlässliche Daten erheben - schließlich seien es eher die sogenannten Early Adopter, also oft junge Männer mit hohem Bildungsgrad, die diese Daten zur Verfügung stellen. Ein Bild von der breiten Masse kann man dadurch nicht zeichnen, was aber beispielsweise für eine Epidemieforschung unerlässlich wäre.
Krankheiten früh erkennen
Daher bleibt uns bisher nur übrig, auf die Wearables zu vertrauen und unsere eigenen Werte zu analysieren, wie das Beispiel des US-Amerikaners Michael Snyder, Forscher der Stanford University, zeigte. Der Wissenschaftler bekam nach einem Flug leichtes Fieber. Seine Wearables - er testete zwei Jahre lang gleich sieben Stück gleichzeitig - deuteten darauf hin, dass die Sauerstoffsättigung im Blut im Flieger niedrig war und sich nach der Landung auch nicht verbesserte.
Als Snyder einfiel, dass er kurz zuvor in einem Gebiet war, in dem es viele Zecken mit Borreliose gab, ging er zum Arzt. Der stellte tatsächlich einen Zeckenbiss und den dadurch erfolgten Infekt fest. Er verschrieb dem Wissenschafter Antibiotikum und verhinderte so wohl eine schlimmere Erkrankung.
Doch trotz Happy End zeigt die Geschichte das große Problem von Wearables auf: Wäre Michael Snyder nicht zum Arzt gegangen und hätte sich nicht von einem Fachmann beraten lassen, hätte es auch fatalere Auswirkungen haben können. Denn Wearables ersetzen nicht den Arztbesuch.
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