Berlin (dpa/tmn) - Geht es um neue Technik, winken Oma, Opa oder die Großtante oft ab. "Dafür bin ich zu alt", heißt es. Ein Irrtum, sagen Experten: Man müsse die Geräte nur nutzen wollen - und im Alltag tatsächlich brauchen.
"Ältere neigen dazu, zu sagen, 'Das ist nichts für mich' oder 'Das verstehe ich nicht mehr'", erklärt Barbara Keck von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen. Dabei müsse neue Technik immer erklärt werden, selbst Jüngeren. Nur hätten die oft schneller jemanden parat, den sie fragen können.
Technische Geräte würden in Studien ganz unterschiedlich angenommen, sagt Marten Haesner. Er leitet die AG Alter und Technik der Forschungsgruppe Geriatrie an der Berliner Charité. "Das liegt aber weniger am Alter oder an der Technik-Akzeptanz." Entscheidend sei der individuelle Nutzen. Nach einem Mehrwert zu fragen, lohnt sich: Wer die Vorzüge etwa eines Tablets entdeckt, ist oft begeistert.
In einer Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom gaben etwa 50 Prozent der Senioren mit Smartphone an, das Gerät erleichtere ihren Alltag. Und jeder Vierte (25 Prozent) erklärte, er könne sich ein Leben ohne Smartphone gar nicht mehr vorstellen.
Doch welche Geräte brauchen Senioren wirklich? Keck wirbt vor allem dafür, das Internet zu nutzen. "Gerade wenn man älter wird, wenn die Wege beschwerlicher werden, bietet das Internet sehr viele Möglichkeiten." Elektrogeräte bestellen, Behördenformulare ausfüllen, Nachrichten, Öffnungszeiten oder das Wetter abrufen, nennt sie als Beispiele. Wichtig ist die Kommunikation mit Familie und Freunden: "Mailen, Bilder von den Enkeln bekommen, Erfahrungen austauschen - das nutzen und schätzen Ältere sehr", sagt Keck.
Welches Gerät man dafür wählt, hänge von den Bedürfnissen ab: Wer für sein Ehrenamt viel mit Texten arbeitet, sei mit einem Laptop gut beraten. Wer viel unterwegs ist und gerne ein schnelles Foto macht, dürfte ein Smartphone oder Tablet praktisch finden.
"Wir empfehlen die Geräte, die die gesunde Lebensführung unterstützen, die es ermöglichen, dass ältere Menschen länger zu Hause leben können", sagt Wissenschaftler Haesner. Aber auch Apps sind Älteren behilflich: Das gilt für Navigationsdienste, Reiseführer oder die Taschenlampen-Funktion des Smartphones. Hinzu kommen viele Möglichkeiten im Gesundheitsbereich: "Die Technik bietet für sensorische, motorische und kognitive Defizite Lösungen", sagt Haesner. Dazu zählen Apps zur medizinischen Selbstvermessung, die Arztbesuche spart, Spracherkennung für Menschen mit Sehschwäche, Apps, die ans Trinken erinnern oder Armbänder, die Schritte zählen.
Erhard Hackler von der Deutschen Seniorenliga sagt: "Nützlich ist alles, was die Lebensqualität älterer Generationen erhält und verbessert." Spezielle Senioren-Modelle seien kein Muss. "Sinnvoll ist das, wenn ein Gerät etwa über größere Buchstaben verfügt und der Senior das braucht, weil er nicht mehr gut sieht, oder wo das Handy hörgerätekompatibel ist", so Hackler. Ansonsten wollten Senioren keine Sondermodelle. Geräte wie Smartphones, Tablet oder Notebooks lassen sich ohnehin individuell einstellen, auch für Menschen mit Seheinschränkungen.
Doch wie begegnet man Skepsis? Und wie klappt der Einstieg zum Beispiel ins Smartphoneleben? Die Experten sind sich einig: Es braucht Menschen, die einem die neuen Geräte erklären und die Senioren auch im weiteren Gebrauch beraten. "Kinder, Enkel, Freunde, Bekannte, sie alle können behilflich sein", sagt Barbara Keck. "Man darf nur keine Scheu haben und muss fragen." Und man sollte das Gerät mal in der Hand halten. In vielen Städten gebe es Computerclubs, Technik-Beratungsstellen oder VHS-Kurse. Viele Ältere schätzten Schulungen von Gleichaltrigen. Auch hier gebe es Angebote wie die Senioren-Technik-Botschafter oder Internet-Lotsen.
Beim Kauf von Geräten sei oft die Buchung eines Installationsservices ratsam, der die wichtigsten Funktionen einrichtet, sagt Keck. "Das kostet natürlich etwas, aber ich würde lieber bei der Technik sparen und stattdessen in guten Service investieren."
Die Deutsche Seniorenliga empfiehlt, sich für den Kauf - etwa eines Smartphones - viel Zeit zu nehmen und sich zu nichts drängen zu lassen. Kaufkriterien seien etwa, ob ein Gerät leicht verständlich ist, gut in der Hand liegt und das Display kontrastreich ist. © dpa
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