Berlin/Hannover (dpa/tmn) - Meistens ist es die Küche. Oder ein weit entfernter Kellerraum. Während die WLAN-Verbindung im Rest des Hauses gut läuft, liegt dort das Funkloch. Verbindungen hängen, brechen ab, oder man kann sich gar nicht erst einwählen.
Bisher löste man dieses Problem entweder mit einem Repeater - er verstärkt das WLAN-Signal. Oder über einen weiteren WLAN-Zugangspunkt, der mit dem Router per Kabel oder Steckdose verbunden ist. Das Problem: Meist funktionieren solche Lösungen nicht sehr gut. Häufig verbinden sich Geräte im WLAN entweder mit dem Router oder dem Repeater. Bewegt man sich in der Wohnung, schalten sie nicht rechtzeitig um. Klebeeffekt nennt sich das. Mesh-WLAN soll dieses Problem lösen.
"Mesh-WLAN ist ein Funknetz, das aus mehreren Knoten besteht", erklärt Ernst Ahlers, Netzwerk-Experte der Fachzeitschrift "c't". Diese Knoten - jeder ist eine Art Zugangspunkt zum Netzwerk - stehen untereinander im Kontakt und leiten Daten immer auf dem bestmöglichen Weg vom Router oder Modem zum verbundenen WLAN-Gerät. Dadurch, dass es mehrere Zugangspunkte gibt, können auch größere Wohnungen und Häuser flächendeckend mit WLAN versorgt werden.
Zwar heißen mehrere Lösungen auf dem Markt Mesh-WLAN, doch die Wege der einzelnen Hersteller zum perfekten WLAN unterscheiden sich. Nicht jedes als Mesh-Netzwerk vermarktetes System ist auch wirklich eins. Während einige Hersteller auf die Kommunikation der Geräte untereinander setzen, lassen andere das ganze Netz über eine Zentrale verwalten. Funktioniert es, spielt das für Anwender aber keine Rolle. Das Ziel ist dasselbe.
Bestehende Systeme von Netgear und Linksys setzen auf eine Gruppe von WLAN-Funkmodulen. Neben dem Funk auf 2,4 und 5 Gigahertz mit verbundenen Geräten tauschen sie auf einem dritten Funkband Daten untereinander aus, wie Ernst Ahlers erklärt. Der Vorteil: Das Netz ist insgesamt schneller und stabiler. Dafür sind die Geräte etwas komplexer und teurer als Systeme, die auch den Funkverkehr der Zugangspunkte innerhalb des bestehenden WLANs erledigen.
Google Wifi ist so eine Lösung. Eine Funkstation wird an den Router angeschlossen und organisiert drahtlos die einzelnen Funkstationen in einem vermaschten Netz. So soll sichergestellt werden, dass der Funkverkehr immer auf dem schnellsten Weg und über den Zugangspunkt mit der besten Signalstärke zum Endgerät kommt. Im Bedarfsfall wechselt das System automatisch Funkkanäle oder schaltet Geräte auf andere Zugangspunkte um.
Beim Hersteller devolo etwa will man das Wort Mesh gar nicht benutzen, erreicht mit dem von Marcel Schüll Smart Wifi genannten Netz aber einen ähnlichen Effekt. Devolo verbindet seine WLAN-Zugangspunkte über das Hausstromnetz mit dem Router. Über diese Powerline können sich nun auch die einzelnen Geräte untereinander austauschen. Ziel ist eine verbesserte Verwaltung verbundener Geräte. Wie in einem Mobilfunknetz verbinden sich Smartphone der Notebook automatisch immer mit dem Zugangspunkt, der das beste Signal liefern kann. Endgeräte sollen so nicht mehr kleben bleiben.
Weil für die Kommunikation der Zugangspunkte untereinander die Stromkabel in der Wand genutzt werden, ist das System laut devolo stabiler als Systeme, die auf Funk setzen. Eine Einschätzung, die Ernst Ahlers teilt. Grundsätzlich ist eine Verbindung der Geräte untereinander per Kabel störungsfreier als per Funk, sagt er.
Auch der Berliner Hersteller AVM setzt bei seinen Fritzbox-Routern, Repeatern und Powerline-Adaptern auf intelligente Verwaltung der Zugangspunkte. Mesh wird hier als Begriff für die Vermarktung genutzt. AVMs Ansatz: Der Fritzbox-Router ist Schaltzentrale des Netzwerks, die einzelnen Zugangspunkte sprechen nicht direkt miteinander, sondern werden vom Router verwaltet. AVMs Mesh-System unterscheidet dabei nicht, ob ein Zugangspunkt per LAN-Kabel, Powerline oder drahtlos mit der Zentrale kommuniziert. Ahlers' Eindruck: "Das funktioniert mindestens so gut wie Google Wifi."
Mit der jüngsten Firmware-Version ihres FritzOS ertüchtigen die Berliner ab September viele ihrer neueren Produkte. Den Klebeeffekt soll ein dynamisches Umschalten von Endgeräten auf andere Zugangspunkte oder Funkbänder verhindern. Klingt kompliziert, soll in der Praxis aber im Hintergrund funktionieren. "Ziel ist, dass sich Anwender um nichts mehr kümmern müssen", sagt Doris Haar von AVM. © dpa
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