Berlin (dpa/tmn) - Roaming lautet das Angstwort vieler Handynutzer auf Reisen. Doch die Zeiten, als die Anbieter sich bei den Gebühren für mobiles Telefonieren im Ausland frei bedienen konnten, sind innerhalb der EU längst vorbei.
Im eurpäischen Ausland gilt der sogenannte Eurotarif, zumindest solange Nutzer und Anbieter nichts anderes vereinbart haben. Das sollte man rund ums EU-Roaming wissen:
Telefonieren in der EU bis 29. April: Aktuell gilt noch der Höchstpreis für einen abgehenden Handyanruf von rund 23 Cent pro Minute (Preise inklusive Mehrwertsteuer und gerundet). Wer angerufen wird, zahlt höchstens etwa 6 Cent. Der Maximalpreis für eine SMS liegt bei rund 7 Cent, der Höchstpreis für ein Megabyte (MB) Daten bei ungefähr 24 Cent.
Telefonieren in der EU ab 30. April: Die Regelung geht weg von Höchstpreisen, hin zu maximalen Aufschlägen, die die Anbieter zusätzlich zu den für den Kunden im Inland geltenden Preisen kassieren dürfen. Diese betragen 6 Cent pro Minute für abgehende Anrufe, 2 Cent für eine SMS und 6 Cent für ein MB Daten. Angenommene Gespräche dürfen gar nichts mehr kosten.
Inklusivtarife: Bei neueren Handytarifen sind seit ungefähr zwei Jahren oft auch schon Telefonminuten und Datenvolumen zur Nutzung in EU-Mitgliedsstaaten enthalten.
EU-Tarifoptionen: Provider dürfen auch Tarifoptionen für EU-Länder anbieten. Wenn man diese gebucht hat, gelten die Preisobergrenzen beziehungsweise die Maximalzuschläge des Eurotarifs nicht mehr. Ob sich so eine Option rechnet, hängt vom persönlichen Telefonie- und Surfverhalten im Ausland ab. Vor einer Reise sollte man fragen, welcher Tarif eingestellt ist. Eine Änderung ist jederzeit möglich und darf nichts kosten.
Geltungsbereich des Eurotarifs: Ob und welche Länder der Mobilfunkanbieter neben den 28 EU-Mitgliedsländern noch zum Eurotarif anbietet, steht in der Preisliste. Etwa die Schweiz, Liechtenstein, Norwegen oder Island können darunter sein, müssen es aber nicht.
Mobilfunkbetreiber streichen Roaming-Gebühren vor EU-Frist
Die Mobilfunkanbieter in Deutschland kommen den EU-Vorgaben in Sachen Roaming zuvor. Die Deutsche Telekom streicht die zusätzlichen Gebühren für Telefonate und mobile Internetnutzung im europäischen Ausland.
Zum 19. April sollen die angepassten Tarife zunächst für Neukunden gelten, sagte ein Sprecher. "Ein Eis am Strand ist auch heute schon teurer, als ein Tag im Internet zu surfen." Am Wochenende hatte auch der Chef von Vodafone Deutschland, Hannes Ametsreiter, entsprechende Vertragsänderungen angekündigt. Für Neukunden und solche, die ihren Vertrag verlängern, sollen in den meisten Tarifen die Roamingzuschläge zum 14. April entfallen, sagte Ametsreiter der "Rheinischen Post" (Montagausgabe).
Im Frühjahr 2014 startete E-Plus (heute Telefónica/O2) mit Prepaid-Marken wie Aldi Talk und Simyo den Verzicht auf Extragebühren, ein knappes Jahr später folgte etwa Lidl Mobile (heute Fonic Mobile beziehungsweise Lidl Connect). Alle genannten Anbieter verlangen die gleichen Minutenpreise wie beim Telefonieren in Deutschland, hinzugebuchte Tarif-Optionen gelten aber nicht europaweit.
Telefonica O2 will zum 30. April die Tagesoption "EU Day Pack" anbieten, bei der nur dann Kosten anfallen, wenn man sie auch tatsächlich nutzt. In einigen "Blue"-Tarifen zahlten Kunden bereits seit einem Jahr keine Roaming-Gebühren mehr", sagte ein Sprecher. Ein Aufpreis ist allerdings in den Tarif-Preisen bereits enthalten.
Die Mobilfunkbetreiber hatten viele Jahre zum Teil sehr hohe Gebühren erhoben, sobald der Datenverkehr oder Telefongespräche über die Netze von Partner-Unternehmen im EU-Ausland geleitet wurden. Das EU-Parlament hatte diese Preispolitik als Markt verzerrend und für die Nutzer verunsichernd kritisiert und beschloss deshalb, dass die Roaming-Gebühren nach einer Übergangsfrist bis zum 15. Juni 2017 komplett entfallen sollen. Die Telekom hatte bereits Mitte Februar eine EU-Flat für ihre MagentaMobil-Tarife angekündigt sowie ein aufgestocktes Datenvolumen angekündigt. © dpa
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