Oppenweiler (dpa/tmn) - Hobbyfilmer können aus dem Vollen schöpfen: Neben dem klassischen Camcorder eignen sich auch Spiegelreflex- und Systemkameras sowie Smartphones zum Drehen. Während schon Einsteigermodelle scharfe Bilder liefern, hapert es selbst bei hochwertigeren Camcordern häufig am Ton.

Mehr zum Thema Digitales

"Es gibt grundsätzlich zwei Haupt-Typen sowie einige Spezialmikrofone", erklärt Hans Ernst vom Fachmagazin "Videoaktiv". "Die Haupt-Typen sind Richtmikros, die meist in Mono arbeiten, und Stereomikros." Beide könne man auf Kamera oder Camcorder stecken oder abgesetzt per Kabel betreiben. Zu den Spezialisten zählten Ansteckmikros für Interviews, auch Lavalier-Mikros genannt, Handmikros für Reporter oder spezielle Funkmikrofone.

Richtmikrofone verwendet man, um einzelne Signale wie Sprache oder bestimmte Geräusche aus der akustischen Umgebung herauszuheben. Stereomikrofone sind dazu da, die Räumlichkeit einer Umgebung akustisch einzufangen. Sie haben meist einen größeren Frequenzumfang, so dass sie sich auch für Musikaufnahmen eignen. Kombinierte Richt- und Stereomikrofon gibt es zwar, gute Modelle sind laut Ernst aber selten und recht teuer. Er rät zum Kauf von zwei separaten Mikrofonen.

Im Consumer-Bereich verfügen fast alle Mikrofone über einen 3,5-Millimeter-Miniklinken-Anschluss. Profi-Mikrofone hingegen setzen auf den dreipoligen XLR-Stecker, der auch im Musikbereich verwendet wird. Und bei einigen Hersteller-Lösungen läuft die Verbindung über den Zubehörschuh, auf den das Mikro aufgesteckt wird.

Beim Anschluss von Mikros an Handys gilt: "Das benutzte Mikrofon muss ein Signal in ausreichender Stärke abgeben, damit das Smartphone etwas damit anfangen kann", erklärt Michael Stein vom Technikblog "Fragdenstein.de". "Ist das nicht der Fall, hilft ein kleiner Vorverstärker." Der Stecker des Mikrofons muss der sogenannten TRRS-Beschaltung folgen - erkennbar an drei schwarzen Ringen am Klinkenstecker. "Wenn das Smartphone keine Buchse für ein Mikrofon hat, kann man einen Adapter benutzen", so der Experte. Oder man verwendet Mikrofone für den Micro-USB-Anschluss eines Android-Smartphones oder den Lightning-Port von iPhones.

Neben der Art des Anschlusses ist ebenfalls entscheidend, wie das Mikrofon mit Strom versorgt wird. "Vor allem günstige Mikrofone nutzen keine Batterie, sondern werden übers Mikrofonkabel direkt aus der Kamera oder dem Camcorder mit der sogenannten Plug-in-Power gespeist", erklärt Hans Ernst. Problem: Ist die Kamera dazu nicht in der Lage, funktioniert das Mikro nicht. Nur dynamische Mikrofone brauchen keine Stromversorgung - dabei handelt es sich in der Regel um spezielle Reporter- oder Bühnenmikros für Musiker. Die meisten typischen Kameramikrofone werden aber mit einer eigenen Batterie betrieben und sind deshalb unabhängig vom Kameratyp einsetzbar.

Mikrofone mit XLR-Stecker werden von Profi-Camcordern über das Kabel mit der sogenannten Phantomspeisung versorgt. Prinzipiell keine qualitativen Abstriche muss man Ernst zufolge bei Funkmikrofonen hinnehmen. Die Funkübertragung kommt normalerweise mit einem Ansteck- oder einem Handmikrofon bei Interviews zum Einsatz. "Gute Richt- und Stereomikrofone für Kameras sind mit Kabelverbindung schon für rund 100 Euro zu haben, sehr gute Modelle ab 200 Euro. Empfehlenswerte Funk-Sets mit Mikro, Sender und Kameraempfänger sind teurer", so Ernst. Mindestens 400 Euro seien hierfür einzuplanen.

Als Mikro-Alternative eignen sich digitale Audiorekorder, wenn man Ton und Bild gleichzeitig, aber an verschiedenen Stellen aufnehmen möchte, etwa bei einem Konzert. Die Bild- und Tondateien müssen dann beim Schnitt synchronisiert werden. Das erledigen viele Schnittprogramme inzwischen automatisch. Kleine Rekorder lassen sich auch direkt auf der Kamera platzieren und ersetzen das interne Mikro. Besitzt die Kamera selbst keinen Mikrofoneingang, sind Rekorder der einzige Weg, um eine bessere Soundqualität zu erzielen.

Das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg empfiehlt als wichtiges Hilfsmittel zudem eine Mikrofonangel. Sie erlaubt es, auch weite Distanzen zwischen den Protagonisten und der Kamera zu überbrücken. Allerdings sollte man daran denken, dass trotz leichter Mikrofone und leichter Bauweise der Angel selbst durch die Hebelwirkung auf Dauer mittlere bis große Kraftreserven notwendig werden können.

Nah ran für guten Ton

Die wichtigste Grundregel für optimale Soundaufnahmen hat gar nichts mit der Technik selbst zu tun: "Für guten, verständlichen Klang muss man mit dem Mikrofon oder Rekorder so nah wie möglich an die Schallquelle heran, um störenden Raumhall oder laute Geräuschkulissen auszublenden", erklärt Hans Ernst. Selbst Profis platzieren ihre Mikros deshalb auf Tonangeln - oder nutzen Lavalier-Mikros.  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.