Die Corona-Zeit möchten viele nutzen, um lang gehegte Pläne in die Tat umzusetzen: eine Fremdsprache erlernen zum Beispiel. Der Online-Kurs ist aber nicht immer der beste Weg - es gibt andere hilfreiche Mittel und Ideen.
Die alten Schulbücher im Regal erinnern an ein lange aufgeschobenes Vorhaben: Endlich die eigenen Fremdsprachen-Kenntnisse auffrischen. Zahlreiche Online-Kurse und Sprach-Apps versprechen dabei Hilfe. Doch wer eine neue Sprache erfolgreich lernen will, sollte mehr tun.
Was genau ist das Ziel?
Damit es diesmal wirklich klappt, ist es wichtig, ein klares Ziel zu definieren. Das rät Britta Hufeisen, Leiterin des Sprachenzentrums an der Technischen Universität Darmstadt. Lernwillige sollten sich darüber bewusst werden, was genau sie erreichen möchten:
- Texte schreiben
- Grammatikkenntnisse verbessern
- Lesekompetenz stärken
- echte Kommunikation erlernen
Sprachsoftware kann dabei je nach Ziel nur bedingt helfen: "Alles, was echter Diskurs ist - also Kommunikation, bei der es darum geht, sich inhaltlich weiterzuentwickeln - das schafft ein reiner Softwarekurs nicht."
Wer hingegen neue Wörter pauken möchte, ist mit einfachen Apps zum Abfragen von Vokabeln gut beraten, meint Lars Kilian, Redaktionsleiter von wb-web, dem Weiterbildungs-Portal des Deutschen Institut für Erwachsenenbildung. Für Fortschritte im Business-Englisch sind Kurse mit Tutoren besser.
In Rollenspielen lernen
Empfehlenswert sind auch sogenannte Serious Games, rät Jörg Roche vom Institut für Deutsch als Fremdsprache an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Diese Form von Lern-Spielen sind in vielen Fremdsprachen und teils kostenfrei online verfügbar.
So müssen Anwender in einem Simulationsspiel zum Beispiel als Bürgermeister ein Klimakonzept für eine fiktive Gemeinde erstellen oder den Energiehaushalt berechnen. Durch den großen Kommunikationsanteil eignen sich die Spiele gut für den Spracherwerb.
Den eigenen Lerntyp kennen
Die falsche Herangehensweise und fehlende Erfolgserlebnisse können schnell frustrieren. Um die Motivation hochzuhalten, hilft es, den eigenen Lerntypen zu kennen. "Niemand lernt nur auditiv, kognitiv oder haptisch, aber wir haben natürlich Präferenzen", sagt Hufeisen.
Die könne man am besten durch Selbstbeobachtung einschätzen. Wenn man zum Beispiel gerne Bücher liest, kann es je nach Lernstand sinnvoll sein, mit fremdsprachiger Literatur zu lernen. Wer gerne auditiv lernt und sein Hörverständnis schulen möchte, sucht sich Podcasts.
Roche empfiehlt, sich mit Medien in einer Fremdsprache auseinanderzusetzen, die auch kulturellen Kontext enthalten. Denn: "Entscheidend für die kompetente Nutzung jeder Sprache ist der kulturelle Kontext des Sprachgebrauches. Kontextlose Sprache mit Drill-and-Kill-Methoden zu lernen, ist mühsam und sinnlos."
Online-Tandempartner suchen
Der interaktive Austausch ist beim Spracherwerb entscheidend. Sprachtandem-Plattformen im Netz machen das relativ einfach. Dabei finden sich Lerninteressierte zusammen, die sich gegenseitig eine Sprache beibringen, erklärt Roche. Über Social Media oder andere Kanäle kann man auch einfach von zu Hause ins Gespräch kommen. Wichtig ist, dass sich die Tandempartner auf ein gemeinsames Interesse einigen.
"Lernen ist und bleibt ein anstrengender Prozess", so Kilian. Online eine Sprache zu lernen, wirke vielleicht abwechslungsreicher, bunter oder lebendiger, habe aber auch Tücken: "Ein oft beschriebener Effekt nennt sich 'Lost in Hyperspace'. Sprich: Lernende lassen sich ablenken, driften im Internet ab, klicken sich durch die Links und verirren sich im Netz." (af/dpa)
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