Lübeck/München (dpa/tmn) – Schnell geknipst - und trotzdem zu spät. Oder schnell geknipst und dann verwackelt oder unscharf. Dieses Lehrgeld müssen alle früher oder später einmal zahlen, die sich in der Sportfotografie versuchen.
Wer einige Tipps beachtet, dem gelingt auch als Laie der Umgang mit Motiven, die sich schnell bewegen. Natürlich muss die Ausrüstung stimmen. "Idealerweise besteht das Equipment für Sportaufnahmen aus einer Kamera mit schnellem Autofokus, flotter Serienaufnahme und einer langen Tele-Brennweite, die je nach Situation zwischen 100 und 400 mm in Kleinbildformat besitzt", erklärt Moritz Wanke vom Fachmagazin "Chip Foto-Video". "Im Grund genommen genügt dafür schon eine Kompaktkamera aus den Klassen der Reisezoom-Kameras oder Bridge-Kameras."
Für beste Bildqualität empfiehlt Wanke eine Wechselobjektiv-Kamera mit größerem Bildsensor. Von Smartphones rät er hingegen ab: "In der Regel steht man als Zuschauer mehrere Meter entfernt vom Motiv und kommt daher nicht nah genug heran, um es groß genug abzulichten."
Sportart und Ort sind ausschlaggebend für das richtige Objektiv. "Einige Sportarten können gut mit Festbrennweiten fotografiert werden, zum Beispiel 100 bis 150 mm effektive Brennweite in der Halle, oder wenn der Fotograf auf dem Sportplatz dicht am Geschehen sein kann", sagt Jens Scheppler vom Portal "Digitalkamera.de". Ist er weiter weg, sind mindestens 300 mm Kleinbildbrennweite nötig, bei stark schwankendem Motivabstand ist ein Zoomobjektiv erforderlich. "Wer den Sportler scharf und den Hintergrund unscharf haben will, braucht zudem Objektive mit hoher Lichtstärke, zum Beispiel F1,8 oder F2,0 in der Halle - nur mit Festbrennweiten zu erreichen - oder F2,8 bis F4 bei Außenaufnahmen", so Scheppler weiter.
Wenn es beim sportlichen Geschehen sehr schnell zugeht, hilft die Funktion der Serienaufnahme. "Manche kleineren Kameras können nur wenige Aufnahmen nacheinander machen – andere Kameras können dies am besten mit dem Format JPG und nicht bei RAW-Aufnahmen", erklärt Axel Pratzner, Fotografie-Trainer aus Böbingen. Je höher die Klasse der Speicherkarte sowie deren Geschwindigkeit, desto besser: "Haben sie deutlich weniger als 80 MB/s, kann dies der Grund für Probleme bei Serienaufnahmen sein."
"Die Kamera sollte mit der schnellsten Serienaufnahme sowie im TV- beziehungsweise S-Modus arbeiten, sprich der Blendenautomatik respektive Zeitvorwahl", erklärt Wanke. Hier gibt der Fotograf die Verschlusszeit vor, und die Kamera wählt die passende Blendenöffnung. Je nach Geschwindigkeit des Motivs empfehlen sich Verschlusszeiten zwischen 1/250 Sekunden (Radsport, Fußball), 1/500 Sekunden (Motorsport) und 1/1000 Sekunden (Ski- oder Wassersport). Der Autofokus sollte dabei auf Mehrfeld und kontinuierlich (AF-C) stehen.
Bei Reihenaufnahmen können viele Kameras aber in der schnellsten Serienbildgeschwindigkeit den Autofokus nicht nachführen. "Dann macht es Sinn, den schnellsten Serienbildmodus einzustellen, bei dem der Autofokus noch aktiv ist", rät Sportfotograf Scheppler. Auch Funktionen wie Motiv-Verfolgung oder Gesichtserkennung können helfen, das bewegte Objekt eines Bilds im Auge zu behalten. Gute Sportfotos entstehend aber auch oft mit einer großen Blendenöffnung - der Sportler ist scharf abgebildet, der Hintergrund dynamisch unscharf.
"Gerade bei Veranstaltungen im Amateur-Umfeld ist das wünschenswert, denn dort ist der Hintergrund oft nicht so ansehnlich wie bei Profi-Veranstaltungen", erklärt Jens Scheppler. Dafür muss die Blende auf eine kleine Blendenzahl voreingestellt werden. Das sorgt automatisch für eine kurze Belichtungszeit. "Je nach Kamera kann es Sinn machen, den ISO-Wert manuell anzuheben, zum Beispiel auf ISO 400 oder ISO 800, bei Aufnahmen in Sporthallen sogar ISO 1600."
Wichtig für gute Sportfotos ist oft auch das Mitziehen, etwa beim Rennsport. "Hier kann man einen verwischten Hintergrund dadurch erhalten, dass man die Kamera mitzieht und auch noch während des Auslösens die Mitziehbewegung nicht stoppt", erklärt Axel Pratzner. Das erfordert allerdings Übung. Ebenso wichtig ist ein kreativer Wechsel der Perspektive, etwa beim Fußball am Spielfeldrand. "Gehen Sie einmal tief in die Knie und machen aus dieser Position die Sportaufnahmen", rät der Fotograf. "Hier kommt durch die Position noch mehr Spannung in das Foto, da diese Perspektive ungewohnt ist."
Info-Kasten: Gute Planung für bessere Fotos
Auch der Standort entscheidet maßgeblich mit über die Bildqualität bei Sportfotos. "Suchen Sie sich die Position, in der Sie die Sonne, die hoffentlich scheint, im Rücken haben", rät der Fotografie-Trainer Axel Pratzner. "Gegen die Sonne zu fotografieren ist meistens keine gute Sache – Sonne im Rücken macht vieles einfacher."
Und wer bei öffentlichen Sportveranstaltungen früh kommt, hat noch die freie Platzwahl. "Zu den besten Foto-Locations gehört zum Beispiel eine Kurve, die es erlaubt, das Motiv sowohl von vorne als auch von der Seite abzulichten", sagt Moritz Wanka vom Fachmagazin "Chip Foto-Video". Generell gelte: "Wichtig ist es, die Sportart gut zu kennen und quasi vorauszusehen, was als nächstes passieren wird." © dpa
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