Mehr Power trotz kleinerem Hubraum und weniger Gewicht? Der Turbolader macht's möglich: Über eine Turbine zieht das auch als Abgasturbolader bezeichnete Bauteil Energie aus dem Restdruck der heißen Abgase des Fahrzeugs, während zeitgleich ein Verdichterrad Frischluft ansaugt und diese in den Zylinder presst. Dank des erhöhten Frischluftdurchsatzes kann auch mehr Kraftstoff in den Zylinder eingespritzt werden und die Motorleistung steigt.

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Wenn Sie aber feststellen, dass die Motorleistung Ihres Autos nachlässt, der Zug beim Beschleunigen fehlt oder das Fahrzeug die Endgeschwindigkeit nicht mehr erreicht, könnte ein Defekt am Turbolader der Grund dafür sein. Auch ein starker Ölverbrauch, Pfeifgeräusche aus dem Motorraum und schwarzer Rauch, der aus dem Auspuff entweicht, können auf Fehlfunktionen des Bauteils hindeuten, das heute in Diesel-Motoren etablierter Standard und auch in vielen Benzinern verbaut ist. Treten diese Symptome auf, sollten Sie mit dem Auto höchstens in die nächste Werkstatt oder die eigene Garage fahren, denn ist der Lader stark beschädigt, können dessen Teile schlimmstenfalls den Motor schädigen. Und verliert der Turbolader Öl, kann das den Katalysator in Mitleidenschaft ziehen.

Kann ich eine Turbo-Reparatur auch selbst vornehmen?

Die Reparatur eines Turbolader ist ein komplexer Vorgang der Spezialgerät, Fachwissen, Präzision und Sauberkeit erfordert. Zwar gibt es hier und da einen Turbolader-Reparatursatz im Angebot, der Ersatzteile zum Austausch enthält, doch Arbeitsschritte wie zum Beispiel die Kalibrierung des Turboladers mit einer FlowBench – damit ist die Überprüfung der aerodynamischen Qualitäten und die Feinjustierung nach Herstellerangaben auf dem Strömungsprüfstand gemeint – oder das Auswuchten einzelner Bauteile wie Turbinenrad, Turboläufer oder Verdichterrad übersteigen für gewöhnlich selbst Ausstattung und Fähigkeiten geübter Hobbyschrauber.

Unter Auswuchten versteht man die Beseitigung oder Verringerung von Fehlrotationen (Unwuchten) der auf einer feststehenden Achse rotierenden Bauteile, damit dauerhaft "alles rund läuft". Die Anpassung erfolgt dabei durch einen Ausgleich der Massenverteilung an den betroffenen Bauteilen. Deren Masse wird dafür individuell bearbeitet und zum Beispiel präzise punktuell vergrößert oder verkleinert. Werden Fehlrotationen nicht behoben, können nicht nur ungewollte Vibrationen und Geräusche entstehen, sondern auch ein erhöhter Verschleiß, der die Lebensdauer der Bauteile verkürzt. Und bei sehr hohen Drehzahlen, wie sie beim Turbolader üblich sind, können die Bauteile sogar Schaden nehmen.

Was beinhaltet eine Turbolader-Reparatur?

Je nach Beschädigung des Turboladers gibt es verschiedene Optionen: Die teuerste ist der Komplettaustausch – allerdings ist in den meisten Fällen gar kein teures Neuteil nötig. Die zeitsparendste Alternative ist der Tausch des beschädigten Laders gegen ein generalüberholtes Originalteil, oder natürlich die Reparatur bzw. Generalüberholung Ihres eigenen Laders – je nach Beschädigungszustand.

Bei der Reparatur des Turboladers konzentriert man sich vor allem auf den Austausch defekter Bauteile und Verschleißteile samt Reinigung. Öl, Dichtungssätze, Rußpartikelfilter, Ölfilter und Luftfilter werden beispielsweise ausgetauscht. Eine Generalüberholung bedeutet dagegen: Der Turbolader wird komplett zerlegt und nicht nur defekte Bauteile sondern alle beweglichen Teile werden ausgetauscht. Idealerweise gegen neue Originalteile. Abgerissene Stehbolzen müssen evtl. aufgebohrt werden, was einen hohen Aufwand bedeutet. Grate werden entfernt, die Bauteile werden vermessen, gereinigt, gestrahlt und ggf. lackiert. Egal, ob Reparatur oder Überholung: Auch hier muss in jedem Fall eine Wuchtung des Laufzeugs (Welle, Turbinenrad und Verdichterrad) vorgenommen werden.

Wie kann ich Schäden vermeiden?

Damit erst gar keine Turbolader-Reparatur notwendig wird, sollten Sie Ihr Fahrzeug regelmäßig warten. Schlechtes Öl, verstopfte Filter, Fremdkörper im Kraftstoff oder eine schlechte Ölversorgung des Motors können zu Schäden am Lader führen. Schalten Sie den Motor Ihres Pkw nach einer langen Fahrt bei hoher Geschwindigkeit keinesfalls gleich ab, da Sie sonst auch die Versorgung des Turboladers mit Öl und Kühlwasser beenden! Diese müssen gerade dann dringend zirkulieren, um die große Hitze abzuleiten, die bei Volllast entsteht. Andernfalls riskieren Sie, dass stehendes Öl zu Ölkohle verbrennt, die wiederum die Ölkanäle und die Turbine verstopfen kann. Schwergängigkeit und Unwucht des Laders sind nur ein Teil der möglichen Konsequenzen.  © 1&1 Mail & Media

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