Kaum wird es wärmer, bevölkern Zweiradfahrer wieder zahlreich die Straßen. Nach dem Winterhalbjahr müssen sich Auto- und Motorradfahrer erst wieder aneinander gewöhnen. Mit etwas Vorsicht und Rücksichtnahme können Autofahrer zur Entschärfung gefahrenträchtiger Situationen beitragen.

Mehr zum Thema Mobilität

Auto und Motorrad – bei diesem Miteinander ziehen im Konfliktfall regelmäßig die Motorradfahrer den Kürzeren. Nicht nur wegen der fehlenden Knautschzone, auch das Fahrverhalten von Motorradfahrern in Kurven oder beim Überholen ist für Autofahrer oft schwer einzuschätzen. Bestimmte Verkehrssituationen erweisen sich immer wieder als Gefahrenquelle.

Viel Aufmerksamkeit beim Abbiegen erforderlich

Besonders oft entstehen gefährliche Situationen dadurch, dass Autofahrer herannahende Motorradfahrer nicht früh genug sehen. Das geschieht immer wieder beim Linksabbiegen sowie bei der Einfahrt in Hauptstraßen aus Nebenstraßen und Einfahrten.

Die Ursache ist, dass die schmale Silhouette von Motorrädern von vorne oft schwer zu erkennen ist. Deshalb ist laut StVO für Motorradfahrer vorgeschrieben, tagsüber das Abblend- oder Tagfahrlicht einzuschalten. Vonseiten der Autofahrer ist verschärfte Aufmerksamkeit beim Ein- und Abbiegen wichtig.

Dachsäulen können Motorradfahrer verdecken

Geringere Sichtbarkeit kann auch der Grund sein, wenn Autofahrer Motorräder beim Überholen übersehen. Von hinten nahende Zweiradfahrer werden leicht durch die B- oder C-Säule verdeckt. Ein schneller Blick nach links über die Schulter vor dem Ausscheren hilft, das zu verhindern.

Ein typisches Merkmal des Motorrads ist, dass es durch die Schräglage in Kurven viel mehr Fahrbahnbreite braucht als bei Geradeausfahrt. Bei engen Linkskurven – aus Sicht des Motorradfahrers - besteht dadurch die Gefahr, bei ungünstiger Wahl der Fahrlinie mit dem Oberkörper in die Gegenfahrbahn zu geraten.

Motorräder brauchen Platz in Schräglage

Für Autofahrer heißt das: Bei unübersichtlichen und engen Rechtskurven sollte immer etwas Abstand zum Mittelstreifen bleiben, damit ausreichend Platzreserve für entgegenkommende Zweiradfahrer vorhanden ist. Das gilt besonders auf Ausflugsstrecken mit regem Motorradverkehr.

Autofahrer ärgern sich oft darüber, wenn sich Motorradfahrer im Stau oder vor Ampeln vorschlängeln, um als erste losfahren zu können. An warmen Tagen verdienen Motorradfahrer dafür Verständnis, denn dann wird es im Stand in der Lederkombi unangenehm heiß. Immerhin sind Motorräder von der Ampel ganz schnell weg – während man Fahrräder oder 50er-Roller danach gleich wieder überholen darf.

Unter Motorradfahrern gilt es als ausgemacht, dass an Unfällen mit Beteiligung von Autos und Motorrädern meist die Autofahrer schuld sind. Da ist was dran – aber so einfach ist es nicht.

Für das Jahr 2016 hat der ADAC nachgezählt. 14.387 Mal kam es zu schweren Unfällen zwischen Autos und Motorrädern. Dabei starben 217 Motorradfahrer, aber nur vier Autoinsassen. Der Unterschied zwischen „Knautschzone haben“ und „nicht haben“ ist damit überdeutlich illustriert. Problematisch erscheint dabei, dass regelmäßig an 60 bis 70 Prozent der Kollisionen die Schuld beim Autofahrer liegt.

Motorradfahrer selbst könnten allerdings einiges dazu beitragen, gefährliche Situationen zu entschärfen. So würde es helfen, wenn mehr Zweiradfahrer mit heller Kleidung oder gar Warnweste fahren würden. Doch das gilt mitunter als „uncool“ - unter Motorradfahrern ist schwarzes Leder so beliebt wie schwarzes Blech bei Autofahrern. Auch striktere Einhaltung von Geschwindigkeitsbegrenzungen und eine defensivere Fahrweise wären dienlich im Sinne der Gefahrenvermeidung.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.