Bis zum 1. September sollen die Updates für Euro-5-Diesel fertig entwickelt sein, fordert Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Von Hardware-Nachrüstungen will er Autofahrer und Industrie verschonen. Für die plädiert jedoch die Umweltministerin.

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Mit einer Frist setzt der Minister Andreas Scheuer (CSU) die Industrie unter Druck: Die Hersteller müssen „bis 1. September die Softwareentwicklung für die Updates abgeschlossen haben“, so die Forderung in einem Interview mit der Bild am Sonntag. Danach kann das Kraftfahrt-Bundesamt die Software prüfen und freigeben.

Die Hälfte der Updates ist schon erfolgt

Nur so seien nach Einschätzung des Ministers die auf dem Dieselgipfel im August 2017 zugesagten 5,3 Millionen Umrüstungen auf niedrigere Stickoxid-Emissionen einzuhalten. Darunter sind 2,5 Millionen Diesel-Pkw von VW, bei denen die illegale Software entfernt werden muss.

Wie viele der Softwareupdates inzwischen durchgeführt wurden, ist nicht genau bekannt. Nach Aussagen des Verkehrsministeriums sollen es etwa 2,7 Millionen sein.

Verkehrsminister will teure Umbauten vermeiden

Forderungen nach Hardware-Umrüstungen, wie sie auch vom Koalitionspartner SPD kommen, lehnt Scheuer ab – das sei nicht nur „eine Investition in die Vergangenheit, sondern braucht auch unglaublich lange Zeit, nämlich eineinhalb bis drei Jahre", so der Minister im Interview.

Scheuer verweist damit auf eine neue Studie, die fünf Hochschulprofessoren im Auftrag des Ministeriums durchgeführt haben. Die Professoren untersuchten beispielhaft zehn Dieselautos auf die Durchführbarkeit von Hardware-Nachrüstungen.

Umrüstung laut Studie möglich, aber teuer

Ergebnis: Die Nachrüstung ist durchaus möglich und führt zu der gewünschten Reduktion von Stickoxiden. Allerdings ist dafür der Einbau von Abgasanlagen mit SCR-Kats samt AdBlue-Einspritzung erforderlich. Die Nachrüstung kostet laut Befund der Professoren 5.000 Euro inklusive Einbau.

Die Kosten seien auch deswegen so hoch, weil bei der Nachrüstung nur am Unterboden Einbauplatz vorhanden ist. Dort liegen die Katalysatoren in einer kühlen Umgebung. Das erfordert zusätzliche Maßnahmen, damit sie im Stadtbetrieb die Betriebstemperatur erreichen. Außerdem sei mit erhöhtem Kraftstoffverbrauch zu rechnen.

Wo Hersteller solche Anlagen schon haben, dauert die Entwicklung angepasster Ausführungen ein bis eineinhalb Jahre. Hat der Hersteller noch keine Nachrüstanlagen zur Verfügung, dauert deren Entwicklung etwa drei Jahre.

Umweltministerin sieht Umrüstung als machbar an

Die Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) fordert dagegen die schnelle Umrüstung von Diesel-Pkw auf wirksamere Abgasreinigung. „Wir haben uns im Koalitionsvertrag darauf verständigt, dass wir Nachrüstungen wollen, wenn sie technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar sind. Das Gutachten zeigt, dass beide Bedingungen erfüllt sind“, so Svenja Schulze gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Das Gutachten, auf das sich die Ministerin hier bezieht, ist vom Januar 2018. Professor Georg Wachtmeister von der TU München kommt darin zu dem Schluss, dass Umbauten an Motoren von Euro-5-Dieseln „mit verträglichem Aufwand möglich“ seien. Genannt werden Beträge um 3000 Euro für die Nachrüstung.

„Die Autoindustrie muss endlich ihre Blockadehaltung aufgeben“, forderte Schulze. „Klar ist, dass die Hersteller als Verursacher des Problems die Nachrüstungen bezahlen müssen.“  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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