Wer nur selten bei extremen Witterungsbedingungen unterwegs ist, setzt allzu gerne auf Ganzjahresreifen. Aber die Ansprüche an die Alleskönner sind hoch. Der ACE Auto Club Europa hat jetzt zwei Markenreifen in Augenschein genommen und getestet, wie sicher die Multitalente nach 10.000 Kilometern unter sommerlichen Bedingungen noch sind.
Wer auf den lästigen Wechsel von Sommer- und Winterreifen verzichtet möchte, findet in Ganzjahresreifen die passende Alternative. Schließlich versprechen die Allrounder souveräne Fahreigenschaften im Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Dabei sind die Pneus das ganze Jahr über heftigen Witterungsbedingungen wie starker Hitze, Starkregen, Eis und Schnee ausgesetzt. Der Anspruch ist trotzdem hoch und so hat der ACE Auto Club Europa zwei Markenreifen genauer unter die Lupe genommen und getestet, wie es um die Sicherheit nach 10.000 Kilometern Laufleistung unter sommerlichen Bedingungen steht.
Zwei Marken-Ganzjahresreifen im Test
Zusammen mit der Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ) hat der ACE die Ganzjahresreifen Goodyear Vector 4Seasons und Michelin CrossClimate in der Dimension 205/55 R16 auf das Testfahrzeug (VW Passat) gezogen und einem umfangreichen Langzeittest ausgesetzt. Beide Reifen hatten bereits im ACE-Reifentest 2016 das Gesamturteil "empfehlenswert" erhalten. Einen Sommer später standen nun die Veränderung der Profiltiefe sowie das Bremsverhalten auf Schnee und nasser Straße im Fokus der Tester.
Bereits zu Beginn zeigte sich, dass beide Reifen über den Sommer rund 1,6 Millimeter an Profiltiefe einbüßen mussten. Nach Ansicht der Tester hält sich dieser Verschleiß jedoch im Rahmen, bedenkt man, dass Ganzjahresreifen von Beginn an eine höhere Ausgangsprofiltiefe als Sommerreifen besitzen. Negative Auswirkungen, beispielsweise bei Aquaplaning, seien deshalb nicht zu befürchten.
Gebrauchte Ganzjahresreifen bei Nässe
Der Bremstest bei Nässe offenbarte zwei höchst unterschiedliche Ergebnisse. Der Goodyear Vector 4Seasons im gebrauchten Zustand bei einer Vollbremsung von 100 km/h auf einen Bremsweg von 57 Metern. Um Neuzustand benötigte derselbe Reifen mit 61 Metern sogar mehr. Der Michelin CrossClimate leistete sich in diesem Punkt jedoch einen Patzer. Während das Testfahrzeug mit Neureifen dieses Typs nach 57,5 Metern zum Stehen kam, lang der Bremsweg mit den gebrauchten Pneus bereits bei 62,1 Metern. Nach Ansicht der Tester könne in diesem Fall jedoch noch nicht von einem bedenklichen Ausrutscher gesprochen werden. Allerdings sollten sich Autofahrer bewusst sein, dass Ganzjahresreifen nur einen Kompromiss darstellen und nicht dieselben Stärken vorausgesetzt werden könnte, wie bei Saison-Reifen.
Gebrauchte Ganzjahresreifen bei Schnee
Beim Bremstest auf Schnee überraschten dann allerdings sogar beide Reifen mit besonders guten Werten. Der gebrauchte Goodyear Vector 4Seasons brachte das Testauto aus 50 km/h nach 31,1 Metern zum Stehen (Neuzustand: 32,5 Meter). Der Michelin CrossClimate zeigte ebenfalls Stärke und verzögerte im gebrauchten Zustand nach 34,5 Metern (Neuzustand: 38,8 Meter). Damit schnitten beide Pneus im Test besser ab, als im neuwertigen Zustand. Lediglich die Traktion auf Schnee hätte laut ACE bei beiden Modellen nachgelassen, was aber in der Regel für den Alltagsgebrauch noch ausreichend sei.
Alles in allem beweist der ACE-Langzeittest, dass die Nutzung von hochwertigen Ganzjahresreifen auch nach 10.000 Kilometern Laufleistung im Sommer nicht zwangsläufig zulasten der Sicherheit gehen muss. Allerdings sollten sich Autofahrer darüber im Klaren sein, dass vergleichbare Sommer- oder Winterreifen bei Nässe und Schnee ihre Vorzüge noch stärker ausspielen können. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.