Frankreich führt ein niedrigeres Tempolimit auf Landstraßen ein, um die Zahl der Verkehrstoten zu verringern. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) kann darin nur Gutes erkennen und fordert auch hierzulande eine ähnliche Maßnahme. Ein generelles Tempolimit halten Unfallforscher allerdings für wenig sinnvoll.

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Ab dem 1. Juli 2018 soll in Frankreich die zugelassene Höchstgeschwindigkeit auf vielen Landstraßen von 90 auf 80 km/h gesenkt werden. Durch das geringere Maximaltempo verspricht sich der französische Gesetzgeber deutlich weniger Verkehrstote – immerhin hat Frankreich jedes Jahr bedeutend mehr Todesopfer im Straßenverkehr zu beklagen als Deutschland. Ein Großteil der Unfälle passiert allerdings hier wie dort auf Landstraßen. "Auch in Deutschland kommen die meisten Verkehrsteilnehmer bei Unfällen auf Landstraßen ums Leben", sagt DVR-Präsident Dr. Walter Eichendorf. Aus diesem Grund sieht auch der DVR für Deutschland viele Vorteile in einem niedrigeren Tempolimit auf ebendiesen Straßen.

Kommt auch in Deutschland Tempo 80 auf Landstraßen?

"Wenn die Zahl der Todesfälle im Straßenverkehr in Deutschland weiter sinken soll, dann müssen wir über angemessene Geschwindigkeiten auf Landstraßen reden", erläutert Eichendorf weiter. Der DVR fordert schon seit mehreren Jahren, die Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen mit einer Fahrbahnbreite von bis zu sechs Metern auf 80 km/h zu senken. Hinter der Forderung stehen auch handfeste Zahlen: Im Jahr 2016 etwa kamen mit 1.853 Getöteten mehr als die Hälfte aller Verkehrsopfer in Deutschland auf Landstraßen ums Leben.

Auch der Deutsche Verkehrsgerichtstag empfahl bereits 2015, die Regelgeschwindigkeit – also aktuell 100 km/h – auf 80 km/h zu senken. Gut ausgebaute Straßen sollten jedoch für Tempo 100 freigegeben werden. Auch die Unfallforschung der deutschen Versicherer (UDV) sieht keine Notwendigkeit in einem generellen Tempolimit und empfiehlt das abgestufte Modell, das den Ausbauzustand der jeweiligen Strecke berücksichtigt. Bei schmalen, schlecht ausgebauten Straßen könnte dann etwa Tempo 70 gelten, bei breiteren Straßen in besserem Zustand 90 oder sogar 110 km/h. Aus Sicht der Forscher ist es wichtig, dass Autofahrer die Limits nachvollziehen können. Bei dieser Variante wäre die Gefahr real und das Tempolimit würde damit eher akzeptiert werden. Nach den Erkenntnissen der Unfallforschung wird ansonsten die vorgegebene Geschwindigkeit nicht eingehalten.

Deutsche Landstraßen oft schlecht ausgebaut

Allerdings wäre nach Ansicht der UDV nur ein kleiner Teil der deutschen Landstraßen (15 Prozent) für ein höheres Limit von 110 km/h geeignet. 85 Prozent müssten dagegen mit Begrenzungen zwischen 70 und 90 km/h belegt werden.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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