Das Bremsen zählt zu den wichtigsten Vorgängen beim Autofahren, kann in Gefahrensituationen sogar lebensrettend sein. Aber es führt auch zu einer hohen Beanspruchung der betroffenen Bauteile. Sollte in Ihrer Garage oder vor Ihrer Haustür kein Luxusauto oder teurer Sportwagen mit Bremsscheiben und Bremsbelägen aus Carbon-Keramik auf Sie warten, ist auch Ihr Auto höchstwahrscheinlich mit Bremsscheiben aus Eisen oder Stahl ausgestattet. Sie gehören zur Standardausstattung der meisten Autos.

Mehr zum Thema Mobilität

Wann sollten Sie die Bremsscheiben wechseln?

Sie sollten die Bremsscheiben Ihres Autos dann wechseln, wenn sie beschädigt sind oder die fahrzeugspezifische Mindeststärke unterschreiten. Im Gegensatz zur teuren Keramikvariante, die meist ein ganzes Autoleben lang hält, korrosionsbeständig ist und gleichbleibende Reibwerte aufweist, verschleißen Bremsbeläge und Bremsscheiben aus Eisen und Stahl. Der Verschleiß entsteht durch den Abrieb und die starke Hitze beim Bremsvorgang und wird zusätzlich durch Umwelteinflüsse begünstigt.

Die meisten Hersteller empfehlen, alle 30.000 bis 100.000 km die Bremsscheiben auszuwechseln. Die Differenz bei der Laufleistung hängt von individuellen Faktoren ab, etwa der Qualität von Bremsscheiben und Bremsbelägen, vom Fahrzeugtyp, der Art der zurückgelegt Strecken und dem Fahrstil des Fahrers.

Vor dem Bremsscheiben-Wechseln: Schäden erkennen

Geräuschentwicklung kann ein Indiz für Schäden an Bremsbelägen und Bremsscheiben sein – aber Vorsicht: Nicht jeder Schaden durch gefährlichen Verschleiß ist so fair, sich auf diese Weise anzukündigen. Pulsiert das Bremspedal beim Bremsen, ist auch das ein Warnzeichen, das z. B. auf Haarrisse oder starke Rostablagerungen hindeuten kann.

Wenn sich an den Rändern der Bremsscheiben Riefen und Rillen gebildet haben, ist es notwendig, die Bremsscheiben zu wechseln, da die Bremsleistung eingeschränkt sein kann. Ursachen für eine solche Beschädigung können zum Beispiel die Verwendung zu weicher Bremsscheiben sein, minderwertige Bremsbelagswerkstoffe oder Fremdkörper wie Schmutz oder Streusalz, die zwischen Bremsscheibe und Bremsbelag gelangen. Auch Korrosionsschäden, z. B. begünstigt durch feuchte Witterung und Streusalzeinwirkung, kommen als Ursache infrage.

Ob es wirklich notwendig ist, die Bremsscheiben zu wechseln, darüber gibt nur die gründliche Betrachtung der Bauteile Aufschluss. Ohne besondere Vorkommnisse sollten Sie sie zweimal jährlich kontrollieren bzw. kontrollieren lassen. Eine gute Gelegenheit dafür bietet der Reifenwechsel von Sommer- auf Winterreifen und umgekehrt. Liegen dagegen Warnzeichen wie die oben genannten vor, sollten Sie natürlich sofort handeln.

Bremsscheiben immer beidseitig wechseln!

Beachten Sie: Wenn Sie auf einer Seite die Bremsscheibe wechseln, müssen Sie das auch auf der anderen Seite tun – sonst kann es gefährlich werden. Beim Bremsen muss die Bremskraft gleichmäßig verteilt sein. Sind Bremsscheibe und Bremsbelag aber auf beiden Seiten des Fahrzeugs unterschiedlich abgenutzt, kann das im Bremsprozess zu Verzögerungen führen und das Fahrzeug stärker zu einer Seite ziehen. Besonders in Situationen, in denen Sie schnell reagieren müssen, steigt so die Unfallgefahr. Mit einem beidseitigen Wechsel der Bremsscheiben können Sie dies verhindern. Dasselbe gilt übrigens auch für die Bremsbeläge. Auch diese sollten Sie immer paarweise bzw. beidseitig wechseln lassen, um sicherzustellen, dass der Zustand und die Einsatzfähigkeit Ihrer Bremsen so weit wie möglich übereinstimmen.

Bremsbeläge und Bremsscheiben zusammen wechseln?

Die Bremsbeläge müssen Sie dann wechseln, wenn sie verschlissen sind. Auch hier kommt es natürlich auf den individuellen Zustand Ihrer Bremsscheiben und Bremsbeläge an. Wie eingangs erwähnt, greifen hier Faktoren wie Fahrstil, Beanspruchungsgrad, Material, Pflege, Umwelteinflüsse und Beschädigung. Als grobe Faustregel gilt: "Zweimal Beläge wechseln, einmal Scheiben tauschen". Alles Weitere obliegt dem Einzelfall.

Bremsbeläge und Bremsscheiben selber wechseln – Geht das?

Die Bremsen eines Autos sind in höchstem Maße sicherheitsrelevant. Deshalb – und ebenso aus Versicherungs- und Haftungsgründen – sollte nur eine Fachwerkstatt Bremsbeläge und Bremsscheiben wechseln. Selbst an den Bremsen zu schrauben, wird deshalb nicht empfohlen. Wer sich des Risikos bewusst ist und dennoch selber Hand anlegen möchte, sollte wissen, dass die Handgriffe von Fahrzeug zu Fahrzeug variieren können. In einigen Fällen ist ggf. sogar Spezialwerkzeug (z. B. ein Kolbenrücksteller) nötig, um den Austausch der Bauteile erfolgreich durchzuführen. Es empfiehlt sich daher dringend, dies beim Fahrzeughersteller vor Beginn des Eingriffs in Erfahrung zu bringen.

Bremsscheiben wechseln: Eine allgemeine Anleitung

Zunächst benötigt man ein Radkreuz und einen Wagenheber, um das Auto am gewünschten Rad anzuheben und sich Zugang zur Bremse zu verschaffen. Natürlich müssen Sie sicherstellen, dass das Fahrzeug nicht wegrollen kann (Handbremse anziehen!). Eine Hebebühne zum Aufbocken des Fahrzeugs macht das Arbeiten deutlich komfortabler.


  • Ist das Rad ab, wird zunächst die Haltespange vom Bremssattel entfernt und ebenso die Staubschutzkappen, die auf den Gleitbolzen am Bremssattel sitzen. Die Gleitbolzen können nun mit Inbus und Ratsche gelöst und abgenommen werden. Um den Bremssattel zu entfernen, wird der Bremskolben lediglich mit einem Schraubenzieher zwischen Bremsscheibe und Bremsbelag etwas zurückgedrückt. Der Sattel kann nun vollständig abgenommen und die Bremsbeläge daraufhin sowohl aus dem Bremssattel als auch aus dem Bremsbelaghalter an der Bremsscheibe entfernt werden. Die Schrauben, die den Bremsbelaghalter fixieren, müssen gelöst werden, um die Bremsscheibe abzunehmen. Eventuell müssen dazu ebenfalls noch Schrauben an der Radnabe gelöst werden.
  • Um den Bremsbelaghalter abzunehmen, ist nun der Bremssattelkolben zurückzudrücken. Sollte das beim jeweiligen Fahrzeug ohne Spezialwerkzeug (Kolbenrücksteller) möglich sein, gelingt das meist mit einer Wasserpumpenzange. Vorsicht: Wenn Spezialwerkzeug erforderlich ist und Sie es dennoch mit der Zange versuchen, werden Sie nicht nur keinen Erfolg haben – Sie riskieren zudem auch eine Beschädigung des Sattelkolbens und der Staubmanschette.
  • Ist der Kolben zurückgedrückt, werden alle Auflageflächen wie Radnabe und Bremsbelaghalter gesäubert und die neue Bremsscheibe wird auf die Radnabe montiert. Die Auflageflächen der Bremsbeläge am Bremsbelaghalter werden gut gefettet und der Belaghalter wird wieder verschraubt. Jetzt werden die Bremsbeläge in den Bremsbelaghalter und den Bremssattelkolben gesteckt und der Bremssattel über die Bremsscheibe geschoben. Der Bremssattel wird wieder mit den Gleitbolzen fixiert und verschraubt, die ebenfalls zuvor gefettet wurden. Schließlich werden die Staubkappen wieder aufgesteckt, die Haltespange wieder am Bremssattel angebracht und die Räder montiert.

Tipps vor der Fahrt mit neuen Bremsen

Nach dem Bremsscheiben-Wechseln und vor der ersten Fahrt sollten Sie unbedingt mehrmals das Bremspedal treten, um den zurückgedrückten Bremskolben und die Bremsbeläge in die richtige Position zu bringen! Erst wenn beim Treten des Pedals Widerstand spürbar ist, ist die Bremse auch wieder funktionsbereit. Fahren Sie neue Bremsen unbedingt schonend ein, mit dem minimal nötigen Bremsdruck. Ihre neuen Bremsscheiben und / oder Bremsbeläge müssen erst „eingebremst werden“, sich aufeinander einstellen. Je nach Fahrerprofil kann das mehrere hundert Kilometer dauern. Zunächst wird sich das Bremsen zäh anfühlen und die Bremskraft eingeschränkt sein. Sie werden aber bald eine Verbesserung der Bremskraft feststellen. Vermeiden Sie unbedingt Situationen, die nur mit einer Vollbremsung zu bereinigen sind. Schlimmstenfalls bräuchten Sie danach gleich neue Scheiben und Beläge.  © 1&1 Mail & Media

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.