Überraschung von Bosch: Deutschlands größter Automobilzulieferer erklärt, das Stickoxidproblem bei Dieselmotoren gelöst zu haben. Die Problembeseitigung kostet praktisch nichts, da eine Verfeinerung der vorhandenen Technik genügt. Eine Nachrüstung sei allerdings nicht möglich.
„Heute wollen wir die Debatte um das Ende des Diesels endgültig ad acta legen“, erklärte Bosch-Chef Dr. Volkmar Denner am 25. April bei der Vorstellung des neuen Konzepts im Rahmen der Bilanzpressekonferenz. Mit der neuen Technik sind laut Bosch NOx-Emissionen von nur noch 13 mg pro Kilometer möglich – und das im realen Fahrbetrieb. Das ist weniger als ein Zehntel der 168 mg pro Kilometer, die nach der heute strengsten Abgasnorm Euro 6d-TEMP erlaubt sind. Auch den ab 2020 gültigen Grenzwert für NOx von 120 mg im Realbetrieb hält die neue Technik schon souverän ein.
NOx-Emissionen gehen drastisch zurück
Der Clou an der Lösung ist, dass sie auf der schon vorhandenen Abgasreinigung beruht, deren Abstimmung aber deutlich verbessert. Zusätzliche Komponenten sind dem Vernehmen nach nicht erforderlich. Die vorgestellte Abgasreinigung basiert auf einem modernen Dieselmotor mit SCR-Katalysator und AdBlue-Dosierung. Als wichtigste Faktoren nennt Bosch eine ausgeklügelte Einspritztechnik, ein neu entwickeltes Luftsystem sowie ein intelligentes Temperaturmanagement.
Abgasverhalten wird schneller geregelt
Das Luftsystem reagiert nun schneller auf Änderungen, was den Einfluss des Fahrers reduziert. Die Dynamik des Motors mit seinen Gaswechseln stand bisher einer genaueren Regelung entgegen. Das gilt auch für den Turbolader. Je dynamischer die Fahrweise, desto dynamischer muss die Abgasrückführung sein. Der Turbolader spricht nun ebenfalls schneller an.
Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor ist die Temperatur der Abgasanlage. Die hält Bosch jetzt in einem stabilen Temperaturbereich oberhalb von 200 °C, was eine besonders gleichmäßige Verbrennung gewährleisten soll. Das funktioniert laut Bosch auch im Stadtverkehr, was vorher wegen der geringeren Motortemperatur oft nicht der Fall war. Eine zusätzliche Heizung oder 48-Volt-Technik ist nach Auskunft von Bosch für das verbesserte Wärmemanagement nicht erforderlich.
Besseres Antriebsmanagement für saubere Abgase
Auf diese Weise funktioniert die Abgasreinigung in jedem Fahrzustand – ob Schleichfahrt im Stau oder Dauervollgas, ob Frost oder Sommerhitze. Der Verbrauchsvorteil gegenüber dem Benziner bleibt im Wesentlichen erhalten. Ein Mehrverbrauch könnte im Bereich von ein bis zwei Prozent liegen.
Bosch zufolge stehen erst seit wenigen Jahren mobile Messgeräte zur Verfügung, die das Abgasverhalten der Fahrzeuge im laufenden Betrieb zuverlässig abbilden. Die haben erst diese Entwicklung ermöglicht.
Für die gegenwärtigen Abgasprobleme bietet die von Bosch vorgestellte Technik allerdings keine Lösung: Eine Nachrüstung in vorhandene Fahrzeuge ist nicht möglich. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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