Die Diskussionen um eine blaue Plakette und zu hohe Stickstoffoxid-Emissionen (NOx) in den Innenstädten rufen ein mögliches Fahrverbot für Dieselfahrzeuge auf den Plan. Um diese Problematik zu umgehen, könnten Dieselfahrer ihre Motoren aufwendig umrüsten lassen.

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Der Abgasskandal um manipulierte Dieselwerte und frühzeitig abgeschaltete Schadstoff-Filtersysteme zieht in Deutschland immer größere Kreise. Was die Automobilindustrie vor die Wand gefahren hat, könnten nun aber die Autofahrer selbst ausbaden. Das Umweltministerium hat die Einführung einer blauen Plakette in die Diskussion gebracht. Demnach dürften Fahrzeuge, die nicht die strenge Euro-6-Norm erfüllen, in einigen Innenstädten künftig nicht mehr in die neuen Umweltzonen hineinfahren. Laut ADAC wären von dieser Regelung rund 13 Millionen Diesel- und drei Millionen Benzinfahrzeuge betroffen. Ein Super-GAU für Autofahrer und Automobilindustrie. Die ersten Juristen warnen bereits vor einer gigantischen Klagewelle gegen die Hersteller, denen Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe drohen.

Umrüstung von Euro 3 auf Euro 6

Bereits bei Einführung der grünen Plakette waren die Autofahrer selbst gefragt und mussten entsprechende Diesel-Partikelfilter (DPF) nachrüsten lassen – immerhin staatlich gefördert, mit einem vergleichsweise geringen Aufwand und vor allem bezahlbar. Im Fall der blauen Plakette könnte das allerdings anders aussehen. Um den NOx-Ausstoß, also die Stickstoffoxid-Emissionen, zu reduzieren, sind weitaus größere Modifikationen am Motor nötig.

Grundsätzlich bedarf es hierfür Änderungen an der Motorelektronik, dem Steuerungsgerät und diversen Leitungen. Außerdem müsste eine Kombination aus einem Katalysator und einer speziellen AdBlue-Einspritzung (kurz SCR) inklusive Harnstofftank installiert werden, berichtet der "Focus". Technisch ist das alles durchaus machbar, aber zu welchem Preis?

Umsetzung nur mithilfe der Hersteller

Mit Unterstützung der Autohersteller wäre eine entsprechende Umrüstung sicherlich deutlich einfacher. Die Kosten für ein entsprechendes Nachrüst-Kit sind derzeit allerdings noch in keinster Weise abzusehen. Erste Hersteller tüfteln derzeit an Systemen, die den NOx-Ausstoß im Nachhinein reduzieren könnten. Vermutlich wird diese Lösung aber wesentlich teurer ausfallen, als ein Diesel-Partikelfilter. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert deshalb, dass die Autohersteller selbst für die Nachrüstkosten aufkommen müssten. Ob sich dieses Anliegen allerdings so umsetzen lässt, bleibt abzuwarten.

Eine Förderung vonseiten des Bundes wiederum käme wie schon bei der neuen Kaufprämie für Elektroautos, einer Verlagerung des Problems gleich. Teile der entstehenden Kosten müssten dann wahrscheinlich wieder die Steuerzahler selbst tragen. In diesem Zusammenhang macht sich auch der ADAC für die Autofahrer stark. Eine Lösung des Problems und eine dauerhafte Reduzierung des Schadstoffausstoßes sei Aufgabe der Hersteller selbst, die in der Vergangenheit bewusst realitätsnahe Messungen manipuliert hätten.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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