Berlin (dpa/tmn)- Ab jetzt gilt's! Waren alle CO2-Bemühungen bislang nur guter Absicht geschuldet, müssen die Autohersteller von diesem Jahr an hohe Strafen nach Brüssel überweisen, wenn sie die Zielvorgaben der EU-Kommission reißen.
Für die Autohersteller mögen diese CO2-Zahlungen eine mitunter sogar existenzielle Bedrohung sein. Für die Neuwagen-Käufer eröffnen sie dagegen neue Chancen. Denn weil jedes neue Elektroauto den Flottenverbrauch senkt und weil sie in Rüsselsheim, Köln oder Korea mehr denn je mit Masse Kasse machen müssen, steht 2025 ganz im Zeichen bezahlbarer Stromer.
Während man neue Verbrenner mit großem Marktpotenzial beinahe schon mit der Lupe suchen und dann fast ausschließlich SUV wie den Audi Q5, den VW Tayron als siebensitzigen Tiguan-Ableger oder den Dacia Bigster als neues Flaggschiff für Deutschlands Importmarke Nummer 1 findet und dafür oft auch noch tief in die Tasche greifen muss, gibt es deshalb an der Ladesäule reichlich Premieren für Preisfüchse.
Die 5 wichtigsten Neuheiten des Jahres haben wir hier zusammengestellt:
Fiat Grande Panda: Das Comeback der "tollen Kiste"
Die Werbung hat ihn einst als "tolle Kiste" gefeiert und genau wie der Cinquecento (500) gehört der Panda seit den 1980er-Jahren zu den italienischen Dauerbrennern. Deshalb feiert er jetzt als kostenbewusster Kleinwagen für die Generation E ein Comeback.
Für Preise, die dem Hersteller zufolge bei 24.990 Euro beginnen, gibt es einen 3,99 Meter langen Stadtflitzer mit fünf Sitzen und 361 Litern Kofferraum. Außen erinnert er mit kantiger Karosse und dreidimensionalen Schriftzügen an das Original. Und innen schlagen die oval eingefassten Instrumente eine Brücke zur legendären Teststrecke La Pista auf dem Dach des Stammsitzes in Turin.
Den Antrieb übernimmt ein 83 kW/113 PS starker E-Motor, den ein 44 kWh-Akku mit Strom für bis zu 320 Normkilometer versorgt. Wie zuletzt häufig setzt Fiat aber nicht allein auf den E-Antrieb und bietet den Grande Panda – dann wohl für noch einmal mindestens 5.000 Euro weniger – auch als Verbrenner an.
Zwar macht Fiat am meisten Wind um den Hoffnungsträger, doch als Teil der großen Stellantis-Familie kommt er nicht allein. Aus dem gleichen Baukasten kommen zu ähnlichen Preisen auch ein neuer Opel Frontera und die nächste Generation des Citroën C3 Aircross. Und wer es etwas vornehmer haben möchte, dem schnürt der Mischkonzern das gleiche Paket als Alfa Romeo Junior und als Lancia Ypsilon, den es nach Jahren der Abstinenz dann auch wieder in Deutschland geben wird.
Renault R4: Der SUV-Kumpan
Mit dem Comeback des R5 als bezahlbarem Elektroauto hat Renault 2024 viel Beifall geerntet. Jetzt bekommt der von der Werbung einst als "kleiner Freund" gefeierte Kleinwagen einen SUV-Kumpan, für den die Franzosen wieder ins eigene Archiv greifen. Denn mit mehr Bodenfreiheit, etwas bulligerem Auftritt und ein wenig mehr Platz im Innenraum kommt aus dem gleichen Baukasten in diesem Jahr auch der R4 als Elektroauto zurück.
Gegenüber dem R5 laut Renault um zwei Handbreit auf 4,14 Meter gestreckt, bietet er fünf Sitzplätze und 420 Liter Kofferraum und soll zu Preisen deutlich unter 30.000 Euro starten. Die technische Basis bietet der R5, von dem er unter anderem die Frontmotoren mit 90 kW/120 PS oder 110 kW/150 PS starken Frontmotor und den Akku mit 40 oder 52 kWh übernimmt. Damit sind bis zu 400 Kilometern möglich.
Hyundai Inster: Koreas kleinster
Spätestens seit dem Start ihrer globalen Elektroplattform und dem Debüt von Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6 sind die Koreaner an der Ladesäule eine große Nummer. Doch jetzt besinnen sie sich auch auf elektrische Kleinigkeiten.
Während Kia mit dem 4,30 Meter kurzen EV3 zu Preisen ab 35.990 Euro in die Kompaktklasse vorstößt und gegen den VW ID.3 antritt, geht Hyundai mit dem Inster noch einen Schritt weiter. Zu Preisen ab 24.900 Euro besetzt der koreanische Kleinwagen ein Segment, das VW erst 2026 mit dem ID.2 einnehmen will.
Dafür gibt es einen 3,85 Meter kurzen und 1,61 Meter schmalen, dafür aber hoch aufgeschossenen Kleinwagen mit ebenso charmantem wie rustikalem Design und einem Antrieb, der durchaus alltagstauglich sein will. Das Basismodell fährt deshalb mit einem 71 kW/97 PS starken Frontmotor und einem Akku von 40 kWh für 300 Kilometer Normreichweite.
Die "Long Range"-Versionen bietet laut Hyundai für 25.400 Euro aufwärts 85 kW/115 PS und 49 kWh für etwa 370 Kilometer. Während das Spitzentempo von 140 bzw. 150 km/h zum Segment passt, ist die Ladeleistung mit bestenfalls 85 kW unterdurchschnittlich.
Die langen Wartezeiten kompensiert Hyundai mit einem variablen Innenraum. So lassen sich die Rücksitze nicht nur um 16 Zentimeter verschieben, wodurch der Kofferraum von 280 auf 351 Liter wächst. Sondern die Sitzpolster der beiden Sessel der ersten Reihe verschmelzen zu einer kuschligen Bank und wer an der Ladesäule richtig ruhen will, kann alle Lehnen zu einer Liegefläche umklappen.
Skoda Elroq: Vielleicht der bessere Volkswagen
Mit einem Preisrutsch von rund 15.000 Euro reagiert Skoda auf die drohenden CO2-Strafen und senkt die Hürden für den elektrischen Einstieg mit dem neuen Elroq auf 33.900 Euro. Zugleich stellen die Tschechen damit nach eigenen Angaben erstmals Preisparität zu einem Verbrenner her. Denn der ähnlich große Kamiq koste bei vergleichbarer Ausstattung genau das gleiche, so Skoda.
Wo der Enyaq als elektrischer Erstling in die Oberliga ragt, zielt der Elroq mit einer Länge von 4,48 Metern in die Kompaktklasse von VW Tiguan & Co zielt. Trotzdem verspricht Skoda fünf bequeme Plätze und 470 bis 1.580 Liter Kofferraum. Im doppelten Boden stecken Batterien mit 52 kWh oder 77 kWh, die für Reichweiten von 375 bis 581 Kilometern stehen. Sie speisen laut Skoda einen oder zwei Motoren mit 125 kW/170 PS bis 220 kW/300 PS, mit denen 160 oder 180 km/h möglich sind.
Zwar hat Konzernmutter VW pünktlich zum Debüt des tschechischen Vetters den Preis für den ID.3 gesenkt und stellt so das bis dato billigste E-Modell im Konzern. Doch hat der Elroq als SUV vermutlich trotzdem die besseren Chancen. Zumindest, bis sich das Rad zum Ende nächsten Jahres weiterdreht, VW gemeinsam mit Skoda und Cupra eine Klasse tiefer einsteigt und die Preise für E-Fahrzeuge so auf rund 25.000 Euro drückt. In den Handel allerdings kommen diese Autos dann erst 2026.
Mercedes CLA: Stern mit über 750 Kilometer Reichweite
Mit Schätzpreisen jenseits von 50.000 Euro ist der nächste Mercedes CLA in dieser Liste mit Abstand das teuerste Auto. Aber mit der rund 4,80 Meter langen Coupé-Limousine ist Mercedes technisch endlich auf der Höhe der Zeit. Schließlich nutzt der Hersteller dafür eine komplett neue Elektro-Architektur mit 800-Volt-Netz, neuer Akku- und Motorengeneration sowie ausgefeilter Aerodynamik.
Deshalb kommt der Wagen mit seinen 85-kWh-Akkus und einem 200 kW/272 PS starken E-Motor an der Hinterachse über 750 Kilometer weit und soll laut Werk binnen zehn Minuten die Energie für mehr als 300 Kilometer laden. Obwohl erstmals kompromisslos auf die neue Technik ausgelegt, wird es für den CLA und die drei weiteren Modelle aus diesem Baukasten auch eine neue Generation von Benzinern geben.
Mit dem CLA kommen die Schwaben ihrem wichtigsten Konkurrenten knapp zuvor. Denn auch BMW bereitet eine neue Architektur vor, die – wenn auch ein halbes Segment über dem CLA - das Portfolio der nächsten Jahre bestimmen wird. Doch diese "Neue Klasse", die ihren Einstand mit einem elektrischen Geländewagen im Stil des X3 geben wird, soll zwar noch im Herbst gezeigt werden, kommt aber erst 2026 in den Handel – und wird dann vielleicht zum Highlight der nächsten Jahresübersicht. © Deutsche Presse-Agentur
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